Folia archeologica 12.

Kalmár János: A brigantin

Die Brigantine 239 Grabmälern der Zeit verfolgen, aber auch schriftliche Angaben teilen uns mit, wie der Tatarenharnisch als neuartige Kriegsausrüstung auf den Schlacht­feldern des Westens grosses Aufsehen verursachte und sein Gebrauch dann rasch allgemein wurde. Man reagierte lebhaft auf diese als so wirksam befun­dene Schutzbewaffnung und bediente sich ihrer auch in der Praxis. Der deutsche Kaiser Friedrich II. schreibt 1241 an seinen Schwager, den englischen König, folgendes über die Tataren: .. . „sie tragen ungegerbte Ochsen-, Esel- und Pferdehäute, die durch angenähte Eisenplättchen gepan­zert sind; dies trugen sie bis jetzt..." Über die in Osteuropa gebrauchten, aus Lamellen zusammengesetzten Panzer bieten uns die einschlägigen russischen Denkmäler reichliche Angaben. Den zeitlich frühesten Anhaltspunkt gibt uns das aus dem XII. Jahrhundert stammende, von Meisterhand gehauene Steinbild des Doms von Juneff. Wir sehen den hl. Georg, in der Ritterkleidung der Zeit dargestellt; sein hüftlan­ger Panzer besteht aus senkrecht verlaufenden Lamellenreihen, der Ärmel ist kurz und reicht nur bis zum Ellbogen. An den Bronzebeschlägen am Tore des Domes von Susdal sehen wir zu Ende des XIII. Jahrhunderts übliche, aus Plattenbändern gefügte Panzer. Auf einer der Bronzeplatten führt uns der Meister die Vernichtung des assy­rischen Heeres durch den Erzengel Michael vor Augen. Die Rüstung des Erzengels besteht aus waagrecht verlaufenden Plattenbändern und reicht bis unter die Hüftlinie; die Brust kann geöffnet werden. Die Plattenbänder wur­den vermutlich auf einen Koller aus Leder oder Tuch aufgenietet; die Niet­reihen sind deutlich wahrzunehmen. Die den Oberarm schützenden Platten­bänder verlaufen in senkrechter Richtung. An den Gestalten der Assyrer wiederum sehen wir fast ausnahmslos waagrecht angebrachte Plattenbänder, nur die Bänder des Lendenschurzes verlaufen abwechselnd waagrecht und senkrecht. Ein Denkmal vom Ende des XIII. Jahrhunderts ist die den hl. Theodor dar­stellende Miniatur aus dem Theodor Evangeliar von Vladimir. Das Werk wurde für Fürst Theodor den Schwarzen geschrieben. Die schmalen, senkrecht zusammengefügten Lamellen der Rüstung bilden waagrecht verlaufende Rei­hen. Die Rüstung ist hüftlang und umgürtet; in Brustmitte ist eine grössere Rundscheibe angebracht. Auf die Schenkel fallen die vom unteren Rand des Brustteiles ausgehenden Schösse, deren Panzerung teils aus senkrecht verlau­fenden Lamellen, teils aus Schuppen besteht. Auf russischen Ikonen des XIII — XIV. Jahrhunderts finden wir derartige Lamellen- oder Plättchenpanzer häu­fig abgebildet, besonders wenn das Leben eines Heiligen in Bildern erzählt wird. Das Russische Museum in Leningrad bewahrt einen den hl. Georg dar­stellenden Ikon aus dem XIV. Jahrhundert. Der abgebildete Lamellenpanzer gleicht in seiner Konstruktion dem auf der Theodor-Miniatur dargestellten Exemplar; der Brustteil besteht aus senkrecht zusammengefügten, in waag­rechten Reihen verlaufenden Lamellen, der Schurz aus waagrecht angeordneten Plättchen, ebenso der ellbogenlange Armschutz. Die auf den angeführten Denkmälern dargestellten Lamellenpanzer be­weisen, dass sich diese Panzerart ohne Unterbrechung bis zum Ende des XIV. Jahrhunderts, also recht lange Zeit im Gebrauche gehalten hat. Der im Osten allgemein beliebte Lamellenpanzer machte auf die westlichen

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