Folia archeologica 10.
A. Salamon: Pannonische Vorhängeschlösser mit Maskendeckel
Pannonischc Vorhängeschlösser mit Maskendeckel 73 1—4). Interessant und bemerkenswert ist die Erklärung Schönbergers für die Verzierung der Rückseite 3 8, nach welcher diese als eine Darstellung eines Hauses oder eines hausartigen Schrankes aufzufassen wäre. Da diese Verzierungselemente in der Römerzeit häufig anzutreffen sind, ist es nicht auffallend, wenn wir sie auch auf unseren Schlössern wiedersehen. Es kann jedoch nicht ausser Acht gelassen werden, dass sich die Verzierungen der Seitenwände in allen Fällen auch auf der Seite des Deckels fortsetzen 3 9, ganz gewiss, um mit dem niedlichen geometrischen Muster jene Teile des Geheimverschlusses zu tarnen, ohne deren Kenntnis das Schloss nicht zu öffnen war (Abb. 10. 1—4) 4 0. * Das einen Frauenkopf darstellende Schloss aus Brigetio, wie auch die beiden anderen, diesem Stück ähnlichen (Taf. XI. 1—3), sind kragenlos; der Kopf erhebt sich einfach aus dem Fundament mit den drei halbmondförmigen Ausbuchtungen. Bei einem Stück ist das Gesicht sogar nur von drei linsenförmigen Verzierungen umrahmt (Taf. XI. 1). Für diesen sog. Typ „Brigetio" 4 1 ist ferner charakteristisch, dass unter dem glatten Schopf über der Stirn zwei runde Vertiefungen angebracht sind, deren Bedeutung vielleicht in der schematisch vereinfachten Darstellung der üblichen Hörner oder eines Diadems liegt 4 2. Obwohl unsere Stücke auf den ersten Blick wenig Gemeinsames mit denen aus Aquileia, Carnuntum und Vindonissa aufweisen, sehen wir, dass während bei jenen das in dichte Locken zusammengefasste Haar zu einem dicken Kranz geordnet wurde, bei diesen nur die mit parallelen Linien angedeutete Frisur übrigbleibt, wobei jedoch die Haartracht, wenn auch in schematischer Form, dieselbe bleibt 4 3. Ein ähnlicher Unterschied ist auch beim Vergleich der Modellierung des Gesichtes zu beobachten. Die regelmässige Övalform wird an diesen Stücken von einer gedrückten, runden Gesichtsform abgelöst. Die Augen sind grösser, stärker betont und dekorativer ausgebildet, die Nase breiter und flacher. Diese Züge verleihen einen vielleicht noch ausgesprochener apotropäischen Charakter 4 4. Die drei Stücke können an Hand ihrer übereinstimmenden Eigenschaften mit Recht als Produkte ein und derselben Werkstätte betrachtet werden 4 5, obwohl die Rückseite verschiedenartig verziert ist (Abb. 10. 1—3). Unsere mit Frauenköpfen verzierten Schlösser sind eine schematisierte, dekorative Variante der schön proportionierten, streng komponierten Stücke aus Aquileia und Produkte einer Provinzialwerkstatt, an denen dieselbe Idee mit Ausdrucksmitteln eines anderen Stils wiedergegeben wurde. Wir müssen 8 8 a. a. O. S. 89. f. Darstellungen änlicher Form und Gliederung sind auf der Bildfläche eines Grabsteines aus Ajka (Kom. Veszprém) zu sehen. Die Verfasserin meint, sie wären grablampenartig. E. B. Thomas, Arch. Ért. 79(1951) S. 109 Taf. LXI. 2, 3. 3 9 а. а. О. Abb. 1. S. 82. 4 0 s. Anm. 39. 4 1 Die Benennung erfolgte an Hand des sicheren Fundortes des einen Stückes. Betreffs der Werkstätte s. S. 75. 4 2 Am Stück aus Globok („bei Smederevo nicht weit von Viminacium") verläuft eine solche Verzierung stirnbandartig. Die Zeichnung verdanke ich H. Schönbtreer. 4 3 Schönberger, H., а. а. O. Abb. 2. Ï—3, 5, 6., Abb. 3. 1. 4 4 a. O. S. 90. 4 5 Eine kleine Abweichung im Mechanismus ist zu beobachten: Plättchen ,,c" fehlt bei Taf. XI. 1. und 3.