Folia archeologica 10.

A. Salamon: Pannonische Vorhängeschlösser mit Maskendeckel

72 Á. Salamon Wir wollen nun untersuchen, inwiefern die plastische Verzierungsweise unserer Schlösser mit den figuralen Darstellungen auf Bronzegefässen in Verbindung steht, in welchem Ausmass wir unseren Gorgonentyp auf Stein­denkmälern wiederfinden können, und aus welcher Zeit diese wohl stammen ? Die Haartracht einer Medusa, die in der Mitte des Tympanons eines in Italien verfertigten, mit Kränzen verzierten Grabdenkmales angebracht ist, ist von diesem Standpunkt bemerkenswert 3 0. Rechts und links des flachen Dreiecks über der Stirn — aus welcher hier Schlangenköpfe hervorlugen — umrahmen Locken flügelartig das Gesicht; sie sind mit feiner, paralleler Kan­nelierung dargestellt, genau wie auf unseren Schlössern. Diese Anordnung der Haare ist der des Typs „Aquileia" ähnlich, doch ist letzterer geschlossener, strenger komponiert. Besonders gut ist dieser Stil an den Stücken aus Carnun­tum und Vindonissa zu abeobachten 3 1. Das kleine Dreieck über der Stirn, das verziert oder unverziert sein kann, ist ein wichtiges Element der gesamten Komposition. Es ist bekannt, welche Rolle Italien bei der Ausbildung der Typen von Steindenkmälern und Werkstätten, von Verzierungen und Dar­stellungstypen spielte 3 2. Die Publikationen, die sich bisher mit den Steindenk­mälern und deren Darstellungen befassten, untersuchten dieses Motiv zwar nicht 3 3, doch meinen wir, dass dieser Typ des Medusenhauptes besonders auf frühzeitlichen Stelen, die nach italischem Muster gearbeitet wurden, oft vorkommt, und dass sein Verbreitungsgebiet hauptsächlich in Noricum und in Pannónia Superior zu suchen ist 3 4. Auf den Bronzegefässen erscheint die Darstellung der Medusa bzw. des Gorgonenhauptes ebenfalls um die Jahrhundertwende bzw. in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts in sehr grosser Anzahl 3 5. Obwohl es einige Stücke derselben Invention unter ihnen gibt, kennen wir dennoch kein ein­ziges Gefäss aus italischer oder provinzialer Werkstätte, das nach einer Guss­form hergestellt worden wäre. Diese Schlossdeckel gehören also zweifellos einem eigenartigen Kreis der Gorgo-Medusa-Darstellung an, wobei jedoch die Frage offen bleibt, womit die Männerdarstellungen zu identifizieren sind, an denen die prophylaktischen und apotropäischen Züge ebenfalls zu er­kennen sind 3 6. Rückseite und Seitenwände der Schlosskästen sind verziert 3 7 (Abb. 10. 3 0 Ku^sivs^ky В., MKÉ 2(1908) S. 77., Abb. 1. Die Wirkung auf die pannonischc Steinmetz­kunst wird von Nagy L., betont in Bud. Tört. I. (Bp. 1942) Budapest az ókorban (Budapest zur Urzeit; 2. IX. Gazdasági élet (Wirtschaftliches Leben) S. 659 ; Sç. Burger A., Collegiumi kőfaragó­műhelyek Aquincumban (Steinmetzwerkstätten der Kollegien in Aquincum). — Manuskript. 3 1 Schönberger, IL, а. а. O. Abb. 2. 1—3., Abb. 2. 6., Abb. 3. 1. 3 2 Oroszlán 7.., Mithologiai és szimbolikus képtípusok a pannóniai síremlékeken. (Mitho­logische und symbolische Darstellungen auf pannonischen Grabsteinen) (Bp. 1918) S. 54.; E"délyt G., A pannóniai síremlékek ornamentikája. (Ornamentik der pannonischen Grabsteine) (Eger 1929) S. 1—18.; Erdélyi G., Arch. Ért. 77(1950) S. 72. й'. 3 3 s. Anm. 32. 3 4 Z. В. Hofjil'r, V. — Sarta, В., Antike Inschriften aus lugoslavien. (Zagreb 1938). No­ricum: 61 S. 30. Celeia: 113. S. 49. Marburg. Pannónia Superior: 375 S. 169, 373 S. 16o, 402 S. 182 Poetovio, 247 S. 112 Neviodonum, Schober, A., Die römischen Grabsteine von Noricum und Pannonién. (Wien 1923) Pannónia Superior: 70 S. 36 f Savaria. 3 5 Radnóti A., a. a. O. S. 15. 3 6 Schönberger, H., a. a. O. S. 91. 3 7 a. a. O. Abb. 1.

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