Folia archeologica 10.

A. Salamon: Pannonische Vorhängeschlösser mit Maskendeckel

Pannonischc Vorhängeschlösser mit Maskendeckel 71 Im Gegensatz zu H. Schönberger 1 5 gehen wir von der plastischen Form­gebung aus, da unserer Meinung diese den Ausgangspunkt bei der Herstellung bildet: das Kästchen, das den Mechanismus enthält, wurde dieser Form ent­sprechend gestaltet 1 6. Der Deckel stellt Menschen: Männer- oder Frauenköpfe — dar 1 7. In diesem Zusammenhang möchten wir im folgenden einiges zur Problematik der Darstellungweise hinzufügen 1 8. Die Frauenköpfe sind auf den ersten Blick stark apotropäischen Cha­rakters 1 9. Die Bedeutung der suggestiv oder böse blickenden offenen Augen wird von dem tief in die Stirne gekämmten 2 0 oder im Gegenteil: die Stirne freilassenden Haar 2 1 unterstrichten; das sanfte Lächeln um die Lippen er­scheint als Gegensatz zu hierzu. Der Kopf erhebt sich immer aus einem Fun­dament mit drei halbkreisförmigen Ausbuchtungen; in einzelnen Fällen ist um den Hals herum noch ein schmaler, kragenartiger Teil zu sehen, der an unseren Exemplaren fehlt 2 2. Diese Anzeichen lassen alle eine Gorgonen­Medusen-Darstellung vermuten und stehen — infolge ihres apotropäischen Charakters — mit der Funktion des Objektes im Einklang 2 3. Es erhebt sich die Frage, mit welchem Typ der Gorgonendarstellung unsere Maskendeckel in Zusammenhang zu bringen sind 2 4? — An unseren Exemplaren sind keine Schlangen zu beobachten. Dieser Charakterzug ist dem archaischen Gorgo­neion von Sizilien und Italien eigen, doch sind diese Darstellungen of mit einem Bart versehen 2 5. Wir meinen, eine Spur des Bartes an den Stücken vom Typ „Aquileia" 2 6 und bei der kleinen, kragenartigen Ausbildung der Stücke aus Carnuntum und Vindonissa zu erkennen, wenn er auch nicht ausgearbeit wurde 2 7. Ohne das mit drei Ausbuchtungen versehene Unterteil dieser Schlös­ser als Grund zu weitläufigeren Folgerungen zu betrachten, wollen wir er­wähnen, dass auf einer Münze aus Motya 2 8 unter dem Kinn und an beiden Seiten des Gorgonenhauptes je eine Kugel erscheint 2 9. Wir galuben, dass die archaisierende Darstellungsweise unserer Vorhängeschlösser zweifellos in Italien, eher in Süditalien beheimatat ist. 1 6 Schönberger, H., а. а. O. S. 92. 1 6 a. a. Ö. S. 89. 1 7 12 der publizierten Stücke sind Darstellungen von Frauenköpfen, 12 sind Männerköpfe. 1 8 Schönberger, H., a. a. O. S. 89 ff. A. Smodië befasst sich mit dieser Frage nicht eingehend. 1 9 Niese. В., Gorgo. PW VII. (1912) 1630 ff.; Roscher, W. H., Lexicon. 12. (Leipzig 1884— 90) S. 1695 ff. 2 0 Schönberger, H., а. а. O. Abb. 2. 1—3, 5, 6,. Abb. 3. 1. 2 1 а. а. O. Abb. 5. 1—3. 2 2 а. а. O. Abb. 2. 1—3, 5, 6., Abb. 3. 1. Den Degrationsprozess der Palmette erwähnt auch Radnóti A., A pannóniai római bronzedények. (Bp. 1938) DissPann II. 6. S. 93 2 3 Dazu Roscher, W. H., a. a. O. S. 1697.; Tabu, Uber den Aberglauben des bösen Blicks der Alten. Verh. d. kg. sächs. Akad. d. Wiss. Phil. Hist. Kl. 7(1885) S. 29 ff ; Frey, D., Demonie des Blickes. Akad. d. Wiss. u. Lit. Mainz Abh. d. Geistes-u. Sozialwiss. Kl. 1(1953).; Besig, G., Gorgo und Gorgonion. Diss. (Berlin 1937). 2 4 Roscher, W. H., a. a. O. S. 1709 ff.; Niese, В., а. а. О. S. 1652. 2 5 Roscher, W. H., a. a. O. S. 1713. 2 6 Schönberger, H., a. a. O. Abb. 2. 1—3, 5. 2 7 a. a. O. Abb. 2. 6., Abb. 3. 1. 2 8 Ziegel, К., Motya. PW. XVI. (1935) 387. 2 9 Daremberg, MM. Ch. —Saglio, E dm., Dictionnaire des Antiquités. Gorgones. (Paris 1396) S. 1625., Fig. 3641.; Roscher, W. H., a. a. O. S. 1700., hier wird die Identifizierung der Gorgo mit den Gewitterdämonen —• ßiou-rj, ъягпящ, xîçauvö; — und ihr Zusammenhang mit der Dreizahl besprochen. Niese, В., а. а. О. S. 1633. schliesst sich dieser Meinung nicht an,

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