Folia archeologica 10.
J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse
180 J. Kalmár Der Führer unseres Museums vom Jahre 1912 teilt mit, dass die Tersényer Büchsen (Teschinken) von der 2. Hälfte des XVI. Jahrhunderts an in den nordwestlichen slawischen Provinz en hergestellt worden seien und dass sie sich in ungarischen, polnischen, tschechischen und sächsischen Magnatenkreisen grosser Beliebtheit erfreut hätten. 2 Die an den Tschinken vorkommenden, gleichartigen Schlosskonstruktionen stimmen im Prinzip mit den ersten Radschlössern überein. Das Rad befindet sich ausserhalb der verlängerten Schlossplatte mit welcher es durch die aus schmalem Eisenband bestehende, gebogene Studel verbunden ist. Kette und Stangenfeder sind ausserhalb der Schlossplatte angebracht; nur die Abzugsvorrichtung erhält innerhalb derselben Raum. Bei den Gewehren späterer Zeiten sind alle diese Bestandteile — recht zweckmässig — innerhalb der Schlossplatte angebracht, um den Witterungseinflüssen nicht ausgesetzt zu sein. Das Schloss der Tschinken wird auch kurländisches Radschloss genannt; Szendrei publiziert diese Büchsen im seinen Werk über die Milleniumausstellung als kurländische Tschinken. Woher diese Benennung stammt, ist nicht bekannt. Es wäre anzunehmen, dass das Herstellungland der Namensgeber ist, doch können wir dies nicht beweisen, nachdem unsere Waffensammlung 7 Büchsenschlösser aus der 1. Hälfte des XVI. Jahrhunderts bewahrt CT. XXVIII. 1—4.), welche die gleiche Konstruktion besitzen und beim Kopaszzátony (Sandbank der Donau) ans Tageslicht kamen. Dieser Fund stammt nach unserem Führer aus dem Jahre 1540 oder 41, wahrscheinlich als gelegentlich einer Belagerung der Burg Ofen eine grössere Barke mit 14 Kriegern unterging. Wir nehmen diese Zahl an, da genau 14 Schwerter, 14 Büchsenläufe und 14 Harnisch-Stücke gefunden wurden. 3 Diese frühen, im Wesentlichen gleichartigen Schlosskonstruktionen stammen von Ausrüstungsgegenständen der kaiserlichen Truppen. Es ist also kaum anzunehmen, dass die mit solchen Schlössern versehenen Büchsen in Kurland hergestellt worden sind. Die Benennung „kurländisches" Radschloss finden wir zuerst im ältesten Inventarsverzeichnis der königlichen Waffenkammer zu Dresden. 4 Der Umstand, dass die frühesten Schlösser das gleiche Äussere zeigen wie die der Tschinken, ist tatsächlich auffallend. Die Tschinkenschlösser gleichen einander so sehr, dass wir versucht sind, an ein- und dieselbe Werkstätte zu denken. Thierbach nimmt an, dass die nachweisbar auf ungarischen Boden gefundenen, mit dem sogen, kurländischen Schlosse versehenen Büchsen zur Zeit der Türkenkriege ins Land gelangten, als von überallher Hilfstruppen kamen. 5 Gegen die obige Hypothese sprechen jedoch die Angaben des ungarischen Büchsenmachergewerbes, denn hier gab es schon früher Gewehre mit dieser Art der Schlosskonstruktion. Die frühesten Radschlosskonstruktionen charakterisiert ausserdem das Rad mit kleinem Durchmesser. Bei den Ausgrabungen der Burgruine Fülek 2 a. a. О. S. 187. 3 а. а. О. S. 47. 4 Boeheim, W., Waffenkunde. (Lpzg. 1890) S. 459. 6 Thierbach, M., Die geschichtliche Entwicklung der Handfeuerwaffen. (Dresden 1896) S. 37—38.