Folia archeologica 10.
J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse
Die Tschinke , oder Teschner Büchse 181 kam ein Rad ans Tageslicht, welches den kleinen Rädern der Schlösser aus dem Funde von der Kopasz Sandbank entspricht. Aus alldem geht hervor, dass das Radschloss unmittelbar vom Orte seiner Erfindung, aus Nürnberg, nach Ungarn gelangte. Dessenungeachtet konnte Dresden durch aus Kurland stammende Schlösser mit der neuen Zündvorrichtung bekannt werden und so gelangte auch die Benennung „kurländisch"in das erwähnte Inventarverzeichnis und der Name „kurländische Tschinke" in die spätere Literatur. Die Schlosskonstruktion ist keine kurländische, sondern eine Nürnberger Erfindung. Die Tschinken bewahrten die früheste Schlosskonstruktion sehr konservativ; wir finden an den späten Exemplaren genau das gleiche Schloss wie an den frühesten Stücken. Es besteht die Möglichkeit, dass die Schaftform, und die Einlegearbeit aus Kurland stammt. Die Tschinke war eine beliebte und verbreitete Vogelflinte, weit und breit bekannt und gesucht, also bemühte man sich vermutlich, von der ursprünglichen Form nicht abzuweichen, da die Herstellung von Exemplaren anderen Äusseres das Interesse abgeschwächt hätte. Die Elemente der frühen Erzeugnisse wurden also auch später ohne die geringste Änderung beibehalten, sogar dann noch, als das gegen 1640 erfundene französische Steinschloss schon eine allgemein bekannte und bewährte Zündvorrichtung war, hielten die Tschinken an dem frühesten Radschloss fest. Bei den Teschinken erweckt hauptsächlich die von künstlerischem Geschmack zeugende Bein-Intarsienarbeit, welche auf einen hochentwickelten Gewerbezweig schliessen lässt, unsere Aufmerksamkeit. Solch prächtige Einlegearbeit finden wir sonst nur bei den sogen. Toporen, einer Waffengattung von zweifacher Bestimmung —Büchse und Streitbeil in Einem welche auf osteuropäische, eventuell polnische Herkunft hinweist. 6 Bisher ist es nicht gelungen, Anhaltspunkte zu finden, welche auf die Herkunft des Topors einiges Licht geworfen hätten; es besteht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass beide Waffenarten von einem Herstellungsort, von einem Werkstattzentrum hoher Kapazität stammen. Wir finden nicht nur bei der Einlegearbeit Gleichartigkeit, auch das Grundmaterial, das Holz stimmt überein. Die Einlage der die Oberflächen ausfüllenden haardünnen Beinsplitter, die Tiergestalten, zeugen bei beiden Waffenarten von so bewunderungswürdiger Geschicklichkeit, dass wir mit Recht auf eine hervorragende Werkstätte schliessen dürfen. Die Tschinke wurde mit Hilfe einer Pulverflasche von ungewöhnlichem Äusseren geladen. Sie besteht dem Tschinkenschaft ähnlich aus Holz von gleicher Art und Farbe wie der letztere. Auch die Verzierung stimmt mit derjenigen des Tschinkenschaftes überein. Unserer Meinung nach wurde zu jedem Tschinkenexemplar eine Pulverflasche gleicher Ausführung verfertigt. Wir finden die eingelegten Tiergestalten und feinen Rankenmuster in Bein, die gestochenen Perlmutterplatten, ebenso wie die Messingbeschläge und Perlmutterverzierung. (T. XXIX. 1—2.) Die Pulverflaschen zeigen eine liegende, achteckige Prismen-oder aber Zylinderform. Das eine Ende ist abgerundet, während das andere mit einem 6 Kalmár J., FA 7(1955) S. 165—174.