Folia archeologica 10.
J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse
DIE TSCHINKE, ODER T E S С H N E R BÜCHSE Unsere Waffensammlung ist im Verhältnis zu anderen, ausländischen Sammlungen wahrhaft reich zu nennen, bewahrt sie doch annähernd zwei Dutzend jener mit prächtiger Bein- und Perlmuttereinlegearbeit verzierten Radschlossgewehre, welche die einschlägige Fachliteratur von der gangbaren Benennung abweichend, Tschinke, Teschinke, Tésényier, Tersényier, Tessiner u. s. w. ung., Csinka Büchsen nennt. (T. XXVII. 1—4.) Charakteristisch für diese Büchsen ist ihre recht geringe Laufweite von 6.5—9 mm; die Waffe wurde demnach zur Jagd auf kleineres Wild oder zur Vogeljagd verwendet. Auf diesen Umstand weist übrigens die Jagdszenen darstellende Einlegearbeit hin. Die Tschinken haben Radschlösser; das kleine Rad, die sich um die Welle schlingende Kette und die Stangenfeder sind im Gegensatz zu den übrigen Radschlossgewehren ausserhalb der Schlossplatte angebracht. Erwähnenswert ist noch die an Hirschufe erinnernde, von allem Gebräuchlichen abweichende, eigenartige Gestaltung des Schaftes. Alle diese, von der Norm abweichenden, sozusagen ordungswidrigen Eigenheiten stellen uns die Frage: woher kommt diese Büchsenart, was bedeutet ihr Name; wo war jenes, in Bezug auf künstlerischen Geschmack hochstehende Gewerbezentrum, wo diese reiche Einlegearbeit hergestellt wurde und wo war die Schmiedekunst derart hochentwickelt, dass sie solch prächtige Rohre hervorbringen konnte? Die Benennung der Büchsenart weist auf Teschen hin und ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Namen der Stadt Teschen in Zusammenhang zu bringen. Wir wollen also an Hand unserer Denkmalstücke und literaturgeschichtlichen Angaben untersuchen, woher die Tschinke stammen kann und wann sie in Mode gekommen ist? Die Radschloss-Zündvorrichtung konstruierte im Jahre 1507 ein Nürnberger Meister namens Johann Kiefuss. Kaum gelangte die Nachricht über die neuartige Büchse ins Ausland, als der Oberverwalter des Bistums von Erlau auch schon einen Bargknecht nach Deutschland sandte, um eine solche Büchse zu erwerben. Auch ihr Preis ist uns bekannt, sie kostete 4 Dukaten, also das Doppelte, denn ein gewöhnliches Gewehr hatte damals den Preis von 2 Dukaten. Der Oberverwalter verordnete, dass ähnliche Büchsen auch im Inland hergestellt werden müssten. Dies geschah in der Folge in Miskolc und Hyppolit d'Esté Hess von diesen Erzeugnissen nach Ferrara schicken. Italien hat demnach das Radschlossgewehr über Ungarns Vermittlung kennengelernt. 1 1 Nyári A., Sz 4(1870) S. 679. s. a.; Kalauz a Magvar Nemzeti Múzeum Régiségtárában. (Bp. 1912) S. 176. 12*