Folia archeologica 10.
A. Mócsy: Die spätrömische Schiffslände in Contra Florentiam
Die späirömische Schiffslände in Contra Florentiam 103 Festungen bekannt, bei den Sarmaten kaum eine 6 0. Ammian spricht auch nur von den praesidiaria castra in ipsis Quadorum terris 6 1, die Schiffsländen Pannoniens standen dagegen eher an der sarmatischen Front. In Nógrádverőce hat man die Flügelmauern und Seitentürme in einer späteren, aber noch römischen Periode abgerissen. Demnach könnte man daran denken, dass die Schiffsländen unter Valentinian zu einfachen burgi umgestaltet wurden. Damit haben wir aber einen schweren Punkt der spätrömischen Limesgeschichte berührt. Bereits W. Schleiermacher hat die Frage gestellt, welche Limesbauten überhaupt Valentinian zugeschrieben werden können, wenn Ammian und Symmachus gerade eine der kleinsten und wenig bedeutenden Festungen als die Gipfelleistung der Bautätigkeit gepriesen haben? 6 2 Es fällt auch auf, dass die uns bekannten Bauinschriften grösstenteils umständlich gefasste Kundgebungen unbedeutender Bauarbeiten sind. Wenn alle burgi, wo nur Offizierstempel zum Vorschein kamen, in der Regierungszeit Valentinians erbaut wurden, warum hat man nur wenige unter ihnen mit diesen grossen Bauinschriften versehen? Man gewinnt den Eindruck, dass nur die wenigen, mit Inschriften versehenen burgi valentinianisch sind, die anderen aber unter Valentinian höchstens nur ausgebessert wurden. In der Datierung der Offizierstempel kann m. E. das letzte Wort noch nicht ausgesagt werden. Frigeridus dux ist auf den Stempeln immer v(ir) p(erfectissimus), dieser Rangtitel ist aber in den Jahren 374—375 für einen dux nicht mehr möglich. Valentinian hat den duces den Rang des clarissimats verliehen 6 3; auf der Inschrift ILS 770 aus dem Jahre 368 6 4 ist der dux [Stejrcorius bereits clarissimus 6 5. Wenn Ammian, der doch in solchen Fragen gut unterrichtet sein musste, die Zeit, als die duces noch perfectissimi waren, als eine längst vergangene schildert 6 6, bedeutet es, dass spätestens unter Valentinian die duces bereits clarissimi waren oder geworden sind. Die bisherige Datierung der Frigeridus-Stempel ist aber auch von anderer Seite leicht angreifbar. Die auf Frigeridus bezüglichen Ammianstellen nennen ihn nicht dux Valeriae, sondern lediglich dux; auch sein Wirkungskreis ist nicht auf Valeria beschränkt. Als einen limitanen dux hätte ihn Gratian nicht mit pannonischen und alpinen Truppen zu Valens schicken können. So eine Aufgabe konnte eher einem magister zufallen, wie es bereits W. Ensslin wahrscheinlich gemacht hat 6 7. Wir wissen genau, dass im Jahre 374 dux Valeriae Marcellianus war, und nichts deutet darauf bin, dass er von diesem Posten abgelöst wurde. Demzufolge muss das Dukat des Frigeridus und des ebenfalls perfec6 0 Gombospuszta bei Hatvan, s. Anm. 31. Der Fundort liegt an der Grenze zwischen Quaden und Sarmaten. 6 1 Amm. Marc. 29, 6, 2. 6 2 а. а. O. 196. 6 3 Seeck , O., PW. V(1905) 1870. 6 4 CIL III 7494. Zur Ergänzung und Datierung der Inschrift Patsch, C., Beträge zur Völkerkunde von Südosteuropa III. (Wien, 1929) 49. 6 6 Zur ganzen Frage Grosse, R., Die Rangordnung der römischen Armee des 4—6. Jahrhunderts. Klio 15(1917) 152.; Ensslin, W., PW IIIA(1929) 1552., XIX(1938) 682.; Nesse/hauf, H., Die spätrömische Verwaltung der gallisch-germanischen Länder (Berlin, 1939) 86. 6 6 Amm. Marc. 21, 16: nec sub eo (Constantio) dux quisquam cum clarissimatu pervectus est: erant enim, ut nos quoque meminimus, perfectissimi. 6 7 Ensslin, W., Das Heermeisteramt. 232.; vgl. auch PW XIV(1930) 2396.