Folia archeologica 9.
László Barkóczi: Die Naristen zur Zeit der Markomannenkriege
Die Naristen 95 doch zu gleicher Zeit auch in enger Gemeinschaft mit den Quaden und Markomannen. Zweitens, dass die Elbe im Gebiete der Hermunduren entspringt, was eine genauere Bestimmung des ursprünglichen Wohnortes der Hermunduren ermöglicht . Es steht zwar fest, dass Tacitus die Naristen iuxta Hermunduros erwähnt, doch bemerkt er nicht, auf welcher Seite dieses von der Donau bis zur Elbe sich ausdehnenden grossen Stammes sie zu suchen sind. Jedenfalls ist infolge dessen, dass er den engeren Wohnsitz der Hermunduren auf die Gegend des Ursprunges der Elbe versetzt und den Ausdruck iuxta Hermunduros gebraucht, die Annahme schon an sich naheliegend, dass die Naristen im Böhmischen Becken, in der Nähe des Ursprunges der Elbe oder etwas weiter entfernt davon gewohnt haben. Unsere Annahme wird durch den Umstand bekräftigt, dass Tacitus sie in der Nachbarschaft der Markomannen bzw. der im nordwestlichen Gebiet der heutigen Slowakei lebenden Quaden aufzählt. Diese letztere Feststellung des Tacitus ist vollständig glaubwürdig, da diese drei Völker, wie wir im Folgenden sehen werden während der Markomannen-Quaden-Kriege im Cursus honorum des Valerius Maximinianus auch zusammen erwähnt werden. Unter den neueren Forschern versetzt auch Zwikker, ein vorzüglicher Kenner der Markomannenkriege, die Naristen neben die Hermunduren, nördlich von Raetien. 1 9 H. G. Pflaum, in Kenntnis der Inschrift des Valerius Maximinianus vertritt ebenfalls diesen Standpunkt, bemerkt jedoch, dass die Geschichte der Naristen von der der Markomannen und Quaden unzertrennlich ist. 2 0 Der Grabstein des Aelius Septimus und die Betätigung des Valerius Maximinianus während der Markomannen-Quaden-Kriege am nördlichen Abschnitt der pannonisehen Limes lassen die Situation der Naristen in ganz anderem Lichte erscheinen. Vorallererst stellt sich die Frage, ob im Falle des Aelius Septimus die Legio I. adiutrix nicht an einer Expedition teilgenommen hatte, die zur Rettung Raetiens ausgesandt wurde? Ritterling 2 1 und Alföldi 2 2 wiesen schon früher auf diesen Umstand, und auch Pflaum denkt an eine solche Möglichkeit im Falle des an der Spitze der Ala 1. Hisp. Aravacorum stehenden Valerius Maximinianus 2 3. Ritterling 2 4 schliesst aus einer Angabe der Pertinax-Vita, dass die im Texte erwähnte prima legio, die zu dieser Zeit Noricum und Raetien vom Feinde säuberte, nur die legio prima adiutrix sein konnte. 2 5 Nach Zwikker ist die in der Vita erwähnte prima legio mit der in Bonn stationierenden prima Minervia 2 6 identisch. Diese Möglichkeit halten auch wir eher für stichhaltig, erstens, da sie zu Raetien näher lag, zweitens, da die legio I. adiutrix nach den Daten der Ausgrabungen mit ihrem eigenen 1 9 Ziüikker, W., a.a.O. S. IG. 2 0 Pflaum,, H. в., a.a.O. S. 14(>. 2 1 Ritterling, E„ PW XII. 2. Sp. 1937. 2 2 Alföldi A., Budapest az ókorban (Budapest im Altertum) I. (Bp. 1942) S. 194. 2 3 Pflaum, H. О., a.a.O. S. 145. 2 4 Ritterling, E., Legio, PW XII 2. Sp. 1937. 2 5 SHA. v. Pertin. 2. (i. 2 6 Zwikker, W., a.a.O. S. 21(1, 221.