Folia archeologica 9.

László Barkóczi: Die Naristen zur Zeit der Markomannenkriege

94 Raetien, Noricum und Pannonién wohnhaften Völker in Betracht nehmen, wird es klar, dass MARIS nicht in Frage kommen kann. Die Abkürzung Naris oder Varis muss aber die Naristen oder Varisten andeuten. Ein längerer Völkernahme kann auf der Inschrift nicht in Frage kommen, da auf dem Raum vor dem Worte MARLS oder VARIS, angesichts der Breite der Buchstaben, nur noch 7—8 Lettern Platz haben ; und nach dem Ausdruck desiratus est musste unbedingt in hello oder in expeditione folgen. 1 3 (Abb. 19.) Den Ausdruck in expeditione halten wir in einer entsprechenden Verkürzung für wahrscheinlicher. Die dritte Zeile lautete also folgendermassen : [in expedi(tione) Njaris(tarum) oder Yarist arum qui vix(it) .. . (Abb. 19.) Die Inschrift erwähnt also eine bisher unbekannte Expedition gegen die Naristen. Wir wollen im Folgenden untersuchen, inwiefern die Legio I. adiutrix mit den Naristen in Berührung kommen konnte, doch versuchen wir voralle­rerst die geographische Lage des Stammes zu lokalisieren. Tacitus definiert den Wohnort der Naristen folgendermassen 1 4 : ...In Hermunduris Albis oritur, flumen inclutum et notum olim ; nunc tantum auditur. 42. luxta Пег тип dura, s Naristi ас deinde Marcomanni et Quadi agunt. Praecipua Marcomanorum gloria viresque, atque ipsa etiam sedes pulsis olim Boris virtute parta. Nec Naristi Quadive dégénérant. Eaque Germaniae velut frons est, quatenus Danuvio praecingitur . . . 43. Retro Marsigni Cotini, Osi, Buri terga Marcomanorum Quadorumque claudunt .. . Ptolemaios schreibt über sie: 1 5 XX i VTTEQ та Hovórftx on-q T еиомуосулои, vir о ôè та бог] OvxqwtoÍ• sîrx г) Fxßm'jTy. 'YKrf xoCi vn о /лёг т où,' Mxoovívyovg Kovgícaves• •. In der früheren Forschung wurden die Naristen — eine topographische Reihenfolge nach Tacitus zu Grunde nehmend 1 6 — neben die Hermunduren, in das der Donau naheliegende Gebiet ausserhalb des Böhmerwaldes lokali­siert. Ihr Wohnort wurde später — ohne irgendeinen anderen Beweisgrund — nördlich von Raetien, in den Tälern der Flüsse Nab und Regens angenommen. 1 7 Das angeführte Zitat von Tacitus gab den Forschern weiterhin Gelegen­heit, die Geschichte der Naristen auch später mit den Hermunduren in Zusam­menhang zu bringen. 1 8 In der Tacitus-Stelle ist folgendes Bemerkenswert : erstens, dass er die Naristen zwar mit den Hermunduren zusammen erwähnt, 1 3 ILS III. 1. S. 509—515. 1 4 Tacitus, Germania 42. 1 5 Ptolemaios, II. 11. 11. 1 6 Betreffs der verallgemeinernden Beschreibungen und Ungenauigkeiten bei Tacitus siehe Walser, G., Rom, das Reich und die fremden Völker in der Geschieht­Schreibung der frühen Kaiserzeit. Studien zur Glaubwürdigkeit des Tacitus (Baden­Baden 1951) S. 24—27. 1 7 Franke, A., a.a.O. Sp. 1717—1719. ; Zwikker, W., a.a.O. S. lü. ; Pflaum, H. в., a.a.O. S. 135. ff. 1 8 Zwikker, W., a.a.O. S. 219.

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