Folia archeologica 9.

János Kalmár: Armbrust-Pfeilspitzen als Rangabzeichen

164 gilde verewigen liess. 2 2 (XXVI. T. 3.) Der Titel eines Bogensehützenkönigs ist auch mit dem Armbrustschiessen in Zusammenhang zu bringen, und zwar finden wir schon im XIV. Jahrhundert diesbezügliche Daten ; Kaspar Henne­berger teilt folgendes mit : Winricus, Herr auf Kimprode, 19. Grossmeister des preussischen Ritterordens, verordnet um 1350 und etliche, dass in jeder Stadt in Preussen Schiessbäume aufgestellt zu werden hätten, und um einen Preis nach dem oben befestigten Vogel-Ziel geschossen werden solle. Derjenige aber, welcher den Vogel abschösse, solle in dem Jahre Schützenkönig sein, dem Rate beisitzen und am Halse eine silberne Kette mit einem vergoldeten Vogel­Anhängsel tragen. 2 3 Die Oberfläche der bärtigen Pfeilspitze auf dem Bild von Striegel ist ohne Verzierungen, weicht jedoch inbezug Grösse von den gebräuchlichen Geschoss­Pfeilspitzen ab. Unsere Waffensammlung und das Bakonyer Museum in Veszprém bewahren bärtige Pfeilspitzen von ähnlichem Äusseren. Ihr Spitzen­teil weist als Meistermarke einen eingeschlagenen (Mohren) Kopf auf. (XXVII. T. 2, 3.) Es ist leicht möglich, dass diese, mit besonderer Sorgfalt hergestellten Pfeilspitzenexemplare Würdezeichen von Mitgliedern oder Vorstehern einer Schützengilde vorstellten. Sie wurden gelegentlich von Prozessionen oder Zunftaufzügen getragen. Die meisten Schützenbrüderschaften wählten den hl. Sebastian zu ihrem Schutzpatrone und nennen sich entweder bei ihrer Entstehung oder aber Wiedererneuerung — welch letzteres Ereignis in der Regel mit der Entstehung verwechselt wurde — St. Sebastianbrüderschaften. Betreffs Wiederneuerungen von Schützengesellschaften können wir auch eine heimatliche Angabe anführen. In der Leutschauer handschriftlichen Chronik von Kaspar Hain aus dem XVII. Jahrhundert finden wir die folgende Eintragung: Ist zu wissen, dass allhiesige Schützen-Brüderschaft... aufge­richtet anno 1599. . ., und sind alsobald zu neuen Ältesten erwehlet worden. 24 Diese Mitteilung weist darauf hin, dass die Leutschauer Schützengilde neuorga­nisiert wurde. An der Spitze der Schützengesellschaft stand der Schützenhauptmann welcher die Übungen leitete und die Feierlichkeiten organisierte, so das soge­nannte Königschiessen. Das Bogenkönigschiessen dauerte zwei-drei Tage lang, je nachdem wieviel Zeit erforderlich war. Jeder Schütze durfte acht Schüsse tun, und Derjenige welcher die Zielscheibe achtmal traf, wurde Schüt­zenkönig. 2 5 Wenn die Schützenbrüderschaft ausrückte, trug der Hauptmann einen Pfeil von zierlichem Äusseren in der Hand ; das Tragen des Pfeiles — oder aber einer kleinen Pike — wurde zu besonders strenger Vorschrift, wenn die Schützengesellschaft zum ersten — oder zum letztenmale im Jahre auf den Schiessplatz ausrückte. Das Auftreten des Pfeiles — oder der Pike — können 2 2 Hausenstein, W., Die Bildatlanten zur Kunst. I. Tafelmalerei der deutschen Gotik. (München 1922) Bild 76. ; Kuhn, Ch. L., Catalogue of German Paintings of the Collections : Harvard University (Cambridge 1936) S. 62. No. 255. 2 3 Erdmann, J. F., Versuch einer Historie vom öffertlichen Armbrust und Büchsenschiessen (Leipzig 1737) S. 17. 2 4 Demko K., a.a.O. S. 87. 2 5 Erdmann, J. F., a.a.O. S. 90.

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