Folia archeologica 9.
János Kalmár: Armbrust-Pfeilspitzen als Rangabzeichen
Armbrust-Pfeilspitzen als Rangabzeichen 165 wir bis 1770 verfolgen. Nach dieser Zeit trug der Hauptmann einen Degen ohne Band. An der Spitze der Schützengesellschaft stand dieser einzige, durch den Rat eingesetzte Offiziant, welcher ein für allemal auch Ratsmitglied war. Er trug den Titel eines Schützenhauptmanns. 2 6 Die Gemäldegalerie der Wiener Waffensammlung bewahrt unter No. 2747 ein grosses Ölgemälde, welches einen Armbrust-Schützenhauptmann aus der 2. Hälfte des XVI. Jahrhunderts darstellt. Der Befehlshaber ist in Halbrüstung abgebildet ; seine Linke ruht auf dem Korb des Degens, während er in der rechten Hand den grossen Pfeil, beziehungsweise eine kleine Pike hält. Dieses Waffen-Abzeichen, welches im Laufe des XIV—XV. Jahrhunderts ein Pfeil war, wuchs sich im XVI. Jahrb. zu einer kleinen Pike aus. (XXVI. T. 4.) An Hand von Mitteilungen und Darstellungen weiter vorrückend, gelangen wir bis zum XVII. Jahrhundert, wo wir wiederum auf das Abzeichen des Schützenhauptmanns stossen ; Sir Thomas Meautys Bildnis aus dem Jahre 1627 dürfen wir gewiss in diese Gruppe einreihen. 2 7 (XXVI. T. 5.) Wir finden den Pfeil hier schon zu einer zierlichen Pike umgestaltet, wie dies auch die einschlägige Literatur über das XVI —XVII. Jahrhundert bestätigt, 2 8 Sir Thomas war Hauptmann der Infantry und als solcher trug er das Abzeichen der Schützenhauptleute aus früherer Zeit, die kleine Pike. Der Pfeil wird in allen Fällen als Würdeabzeichen dargestellt. Herrscher, oder aber vornehmere Personen als es die Vorsteher der St. Sebastiangilde sind und die Schützenkönige tragen als Abzeichen den Pfeil. Der Titel des Schützenkönigs jedoch ging später auch auf Sieger im Wettschiessen über. Als Vorsteher und oberster Patron der Schützenbrüderschaft figurieren Karl, der Kühne und auf einem Stiche der „Ehrenpforte" aus 1515 Kaiser Maximilian. Die auf dem Bild von Striegel und auf dem Gemälde der Kalifornischen Universität abgebildeten Personen dürfen wir wohl als Schützenkönige ansehen, welche ihren Titel im Wettschiessen gewannen. Die Pfeilspitze, bezw. zierliche Pikenspitze jedoch, welche auf dem Bild der Wiener Gemäldegalerie und auf dem Porträt Sir Thomas dargestellt ist, bedeutet fias Abzeichen eines Schiitzenhauptmann-Befehlshabers. Diese Angaben suchen die Bestimmung der gravierten Pfeilspitzen zu beleuchten. Wie wir schon früher gesehen haben, trug der Schützenkönig einer Mitteilung aus dem XIV. Jahrhundert gemäss auch eine silberne Halskette mit einem vergoldeten Vogel als Anhängsel. Den Halsschmuck der Schützenkönige späterer Zeiten betreffend, können wir gleichfalls nur ausländische Daten anführen. An der Schützenkette in Cleve hängt ein St. Georg darstellendes Plakett, darunter eine kleine Statue des von Pfeilen durchbohrten St. Sebastian, unter welcher eine Miniatürarmbrust Platz findet. 2 9 2 6 Hendel, J. Cr., Archiv für deutsche Schützengesollschaf ten. Bd. III. (Halle 1803) S. 64. 2 7 Sammung Earl of Verulam. Gorhambury, J. — Planché, R., Cyclopedia of Costume (London 1876) S. 446. ; Kelly , F., A short History of Costum et Armour. Bd. II. (London Batsford 1931) Taf. XII. 2 8 Hendel, J. Cr., a.a.O. S. 64. 2 9 Schultz, A., Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Bd. II. (Wien, Prag, Leipzig 1892) S. 443.