Folia archeologica 8.
Maria R. Alföldi: Beiträge zur Frage der Cistophori Kaisers Hadrian
92 M. R. Alföldi Eine andere Inschrift, die diesen Gedankengang gut unterstützt, kam in Samaria zu Vorschein. 1 9 Mit einem Gelübde an Iuppiter Optimus Maximus in einer palästinischen Ortschaft, von Vexillationen verschiedenen pannonischen Truppen geleistet, bezeugt sie klar die Teilname derselben am Judenkrieg : 0 2 I. 0. M. /mil. v[e]x)i[l.]l coh. Pa. Sup. cives Sise, /[et] Varcian./ et Latobici] sacrum fecer. Dass das Gebiet Pannoniens in derselben Zeit ein Ziel barbarischer Angriffe geworden ist, kann man im Geldverkehr der Provinz sehen. Der grosse Denarfund von Budapest Ill.-Selmeci utca, 2 1 der in dem zum Legionslager gehörigen Töpferviertel gehoben wurde, ist ein Zeuge einer argen Verheerung, der das Lager selbst anheimgefallen ist. Wie nämlich L. Nagy an Hand des Fundes bestätigt hat, 2 2 wurde dieser Töpferviertel vollständig zerstört und nicht mehr in Betrieb gesetzt. Es ist also wahrscheinlich, dass der Angriff an die Hauptstadt der Provinz und das Lager der Legion in dem Augenblick seitens der Barbaren erfolgreich gewähnt werden konnte, als bei ihnen die Nachricht über die zeitweilige Verminderung der Besatzungen in Feindesland eingetroffen ist. 2a Die letzten Denare des Fundes von der Selmeci utca, die spätestens 129 geprägt worden sind, bestimmen diesen Zeitpunkt etwa in den Jahren 130 oder 131, was wieder indirekt die Truppenkonzentrierung in Palästina bezeugen. Demzufolge kann es als sicher betrachtet werden, dass manche Truppenteile der pannonischen Besatzung an den Judenkrieg Hadrians 132 —135 teilgenommen haben. Diese Sachlage bietet hier gleich eine Möglichkeit das Problem der Cistophori klarer sehen zu können. 2 4 Es scheint aus alldem, dass diese Münzart mit den lateinisch beschrifteten anderen Prägungen der Provinz Asia und der Nachbargebieten parallel oder teilweise abwechselnd nur periodisch geprägt wurde und vor allem zur Geldversehung der im römischen Osten bei kriegerischen Gelegenheiten konzentrierten Truppen diente. Diese Vexillationen kamen in grosser Zahl aus dem Westen des Römerreiches, so ist nicht nur die lateinische Beschriftung der Prägungen, sondern die vorwiegend militärischen Darstellun1 9 Ann. Ép. 1909, Nr. 235. gleich, Nr. 1938. 13. gleich Á. Dobó, Inscriptions extra fines Pannoniae Daciaeque repertae ad res earundem provinciarum pertinentes. Diss. Pann. I l. 2 (Bp. 1940) Nr. 189. mit dem früheren Schrifttum. 2 0 Die Lesung der Inschrift wurde 1938 von H. van de Weerd korrigiert. Er verlegt sie vorläufig auf die Regierungszeit Kaisers Hadrian : ,,Contentons-nous de dire, pour le moment* que l'inscription est postérieure à l'an 106, date de la division de la Pannonié et probablement au règne d'Hadrien, puisque le recrutement local paraît déjà appliqué avec rigueur." (Une vexillation de cohortes auxiliaires de la Pannonié Supérieure en Palestine. Ant. Cl. 7, 1938, 85.) — G. L. Cheesman, The Auxilia of the Roman Imperial Army. (Oxford, 1914) S. 76. hat die Inschrift schon früher auf eine der jüdischen Revolte hadrianischer Zeit bezogen, ebenso A. Alföldi, I Varciani della Pannónia méridionale e i loro vicini. Arch. Ért. 1946 — 48, S. 280. 2 1 E. Jónás, BpR 12, 1937, S. 278 ff. 2 2 A. a. O. S. 279. 2 3 Y gl. die feindlichen Barbarenbewegungen in derselben Periode in der grossen ungarischen Tiefebene L. Barkóczi, Intercisa (Dunapentele-Sztálinváros). Geschichte der Stadt in römischer Zeit II., AH 36 (Bp. 1956) im Druck. 2 4 Die Unsicherheit des Zweckes der Cistophorenprägung vgl. jetzt noch bei A.M. Woodward, a. a. O. S. 165.