Folia archeologica 5.
Alföldi András: Új agyagminták és medaillonok Pannoniából és Dáciából
ALFÖLDI : TONMEDAILLONS UND RUNDE KUCHENFORMEN AUS PANNONIÉN UND DACIEN 71 TONMEDAILLONS UND RUNDE KUCHENFORMEN AUS PANNONIÉN UND DACIEN Vor einigen Jahren haben wir versucht, die plastischen Rundmedaillons und die entsprechenden Hohlformen zusammenzustellen und in ihren ursprünglichen kulturgeschichtlichen Rahmen einzugliedern, als wichtige Denkmäler, die die bäuerlich-rohe Kultur und den staatserhaltenden Geist der Donauprovinzen von einer neuen Seite her beleuchten. 1 Seitdem sind einige neue Exemplare gefunden worden, darunter auch wirklich bedeutende Stücke. 1. Bei den gemeinsamen Grabungen des Ungarischen Nationalmuseums und des Institutes für Numismatik und Archäologie derPázmányUniversität in Brigetio ist das beschädigte Tonmedaillon Taf. I. I geborgen worden. Es wurde aus dem Schutthaufen eines Brennofens durch L. Barkóczi herausgefischt ; über die Fundumstände wird der Grabungsbericht von A. Radnóti Näheres bringen. Der grösste Durchmesser des Stückes in seinem heutigen Zustand beträgt 12.5 cm. Es ist offenbar ein missratenes Exemplar, welches man in halbfertigem Zustand wegwarf. Deshalb ist seine Rückseite uneben geblieben und man kann nicht wissen, ob es als Patrize zur Verfertigung von Hohlformen verwendet werden sollte, oder als oscillum aus Ton, oder als Gefäss-Applik diente. Auf Grund der pannonischen Analogien halten wir die erste Lösung für die wahrscheinlichste. In diesem Falle wäre es mit seinen Liebesversen das älteste Beispiel und das Vorbild der heutigen Honigkuchen der Kirchweihtage. Die Inschrift des Medaillons ist metrisch. Die wenigen Buchstaben, die fehlen, sind leicht zu ergänzen ; für die Erklärung verdanke ich K. Kerényi einige nützliche Hinweise. Es lautet, wie folgt : Vitula, [d]u/cis amor, [se]mper suspiria nostri, Quod peto, si dederis, munera grata dabo. Zu deutsch: „Mein kleines Leben, 2 meine süsse 1 A. Alföldi, Laureae Aquincenses 1. 1938, 312 If. 2 Für den Gebrauch des Wortes vita in diesem Sinn vgl. R. Noll, Bonner Jhb. 142. Liebe, der alle meine Seufzer gelten, 3 wenn du es mir gönnst, was ich von dir verlange, werde ich dir entzückende Geschenke geben. Zwar ist die Art und Weise, wie man die Gunst der Geliebten erkaufen will, nicht eben für den guten Geschmack gebildeter Kreise kennzeichnend, der frische Rhythmus des Distichons übersteigt trotzdem das dichterische Vermögen der Nordpannonier. das wir durch die kläglichen Hexameter der Grabgedichte genauer kennen. Wo man solche leicht rollende Verse liest, muss man an Hilfe von auswärts denken. So konnte L. Nagy unlängst bei der Publikation eines neuen Grabgedichtes aus Aquincum 4 hervorheben, dass es von Syrern entworfen wurde, während wir es wahrscheinlich machen können, dass unser Liebesgedicht in der westlichen Hälfte des Reiches entstand. In der angeführten Ubersicht der Tonmedaillons und Hohlformen konnte ich nachweisen, dass deren Bilderschatz auf gallischen Vorlagen ruht. Sonst spiegelt die Mehrzahl der Exemplare aus Illyricum den ernsten, militärischen und patriotischen Geist der Donauländer, — viel stärker, als ihre Vorlagen aus Gallien. Freilich findet man auch fröhlich-spielerische Darstellungen auf den donauländischen Rundbildern aus Ton, ja sogar widerwärtige Obszönitäten. Unser neues Medaillon von Brigetio bringt aber eine ganz neue Farbe in das Gesamtbild. Schon die äussere Form des Inschriftmedaillons verrät seine Herkunft aus dem Westen. Wir kennen nämlich aus Gallien solche, in einen Kranz eingefasste Rundscheiben mit Inschrift : dass diese nicht, wie unser Stück, durch ein plastisches Traubengewinde eingefasst sind, sondern nur durch einen einfachen Blattkranz, macht nicht viel aus. Wir führen als Beispiel 3 Für den Gebrauch von suspiria in der Bedeutung Liebe' zitiert das Wörterbuch von Georges Ovid, Metam. 13. 738. 4 L. Nagy, Arch. Ért. 1939, 118. Über Lupus, den Verfasser des Gedichtes J. Révay, Arch. Ért. 1943,