Gyermeksorsok és gyermekvédelem Budapesten a Monarchia idején (Budapest, 1996)
Előszó
Vorwort In Vergangenheit wie Gegenwart kann der Charakter einer Gesellschaft daran gemessen werden, wie sie mit ihren verletzlichsten Mitgliedern umgeht. Die Kinder gehören stets zu jenen, die sich gegen Armut und Not, soziale Ausgrenzung und soziale Risiken individuell am wenigsten zu schützen wissen. Kinderschickale und Kinderschutz spiegeln daher im allgemeinen herrschende Interessen und Verhältnisse getreulich wider. Im Zeitalter der Monarchie richtete sich das Bemühen um Absicherung der Menschen gegen soziale Notlagen immer stärker an die staatliche und kommunale Fürsorge und Sozialpolitik. Industrialisierung und Urbanisierung, gesellschaftliche und geographische Mobilität und generell die Ausbreitung von Marktverhältnissen gingen mit veränderten sozialen Bedürfnissen, mit der Entstehung historisch neuer gesellschaftlicher Risiken einher. Unsere Ausstellung zeigt, mit welchen sozialen Problemen Kinder und ihre Mütter bzw. Eltern im Budapest der Epoche zwischen ca. 1873 und 1914 zu kämpfen hatten. Zum Teil waren es geringe Einkommen und Arbeitslosigkeit, unstete Lebensweisen und Armut der Eltern, die Kinder innerhalb der eigenen Familie in Bedrängnis brachten. Zudem konnten viele Elternpaare und alleinstehende Frauen die Versorgung von Kindern und die Notwendigkeit zum Broterwerb kaum miteinander vereinbaren. Und schließlich war es nicht selten der Makel der sogenannten Állegitimen Geburt, der Kinder und ihre Mütter zusätzlich an den Rand dçr Gesellschaft drängte. Daß Kinder verlassen oder bettelnd durch die Stadt streiften und ausgesetzte Säuglinge an dunklen Straßenecken aufgefunden wurden, war angesichts dieser Verhältnisse keine Seltenheit. Auch die Unterbringung der Kinder in Kostpflege bei der Nachbarin oder auf dem Lande und die selbständige Sorge für kleinere Geschwister gehören heute noch zu den Erinnerungen unserer Großelterngeneration. Daß es an Geld für Schuhe und an Schulheften, ja, zeitweise an ordentlichem Essen mangelte, war damals Teil des Alltags der Kinder aus den unteren Bevölkerungsschichten. In reichen zeitgenössischen Bildern und Dokumenten zeichnet unsere Ausstellung nach, wie die Behörde auf jene Phänomene reagierte, die von den Zeitgenossen Kinderelend genannt wurden. Gezeigt wird zunächst die „Vogel-Strauß-Politik” der herkömmlichen kommunalen Armenfürsorge. Über Jahrzehnte hinweg vertraute sie lieber auf die private Wohltätigkeit. Im wesentlichen kümmerte sie sich nur um Waisen, Findlinge und verlassene Kinder. 1