A Fővárosi Könyvtár évkönyve 1939

Kelényi B. Ottó: Egy magyar humanista glosszáí Erasmus Adagia-jához

137 immer nicht, auch nicht in ihren Monographien gelegentlich des letzten Erasmus- Zentennars erkannt. Nichtsdestoweniger gibt es in ganz Europa keine Nation, deren Sprache geigneter wäre die Erasmus’sche Humanität, so prägnant, auszudrücken als eben die Ungarische. Der wichtigste Mittelpunkt des mitteleuropäischen Erasmus-Kultes war der Hof des ungarischen Königs, Ludwig II. Die hier lebenden Humanisten haben mit dem Fürsten aller Humanisten einen so vertraulichen Briefverkehr gepflegt, als ob sie seine unmittelbaren Freunde gewesen wären. Diese vertrauliche Beziehung erklärt das Mitgefühl Erasmus für Ungarn, seine öftere Erwähnung der Folgen des unglücklichen Todes Ludwig II. und sein ernstes Lanzebrechen im Interesse eines »Bellum Turcis inferendum«, als ob er selbst im Donaubecken leben würde. In welche Schichten der ungarischen Gesellschaft des frühen XVI. Jahr­hunderts die humanistische und Erasmus’sche Bildungsform eingedrungen ist, bleibt die spannendste Frage der heutigen ungarischen Humanismus-Forschung. Der Mittelpunkt dieser Bildung war in Ungarn die königliche Hofkanzlei zu Ofen. Dieser entstammen jene gelehrte Männer, die für das humanistische Bildungs­ideal auch in sonstiger Amtstätigkeit kämpften und seine Ideen verbreiteten. Sie haben selbst auch an ausländischen Universitäten studiert, die Heimatsumwelt zum Lernen angespornt und mitgeholfen, dass Anwärter der jüngeren Generation zu Studien im Ausland, besonders an italienischen und an der Wiener Universität gelangen mögen. Thomas Pelei, Domherr von Gyulafehérvár kannte — seine Glossen bezeugen es — den grössten Teil der in Ofen lebenden Humanisten. Durch sie hat er wahr­scheinlich die Werke des Erasmus kennen gelernt. Er hat zwar keine ausländischen Universitäten besucht, beteuert aber des öfteren, dass seine ganze Sehnsucht diesem Ziele zugewandt war. In der Entwicklung seiner Geisteswelt hatten mehrere gelehrte Mitglieder des Kapitels von Gyulafehérvár anted ; viele unter ihnen besuchten das Ausland und haben an der Entwicklung des Janus Pannonius-Kultes rege mitgewirkt. Die Abhandlung bespricht den Begriff der »Humanitás Erasmiana«, die geistesgeschichtliche Bedeutung der Adagia, stellt uns Thomas Pelei im Umkreise der Ofener Humanisten vor, fasst die Bedeutung der Gyulafehérvárer humanis­tischen Gesellschaft zusammen und gruppiert endlich die Glossen des Thomas Pelei. Zuerst werden die Erasmus betreffenden Bemerkungen des Glossators besprochen, denen zufolge Erasmus als »vir doctissimus et eloquens«, der sein liebster und zugleich mächtigster Tröster seines vom Schicksale heimgesuchten Lebens ist, von Pelei hochgeschätzt wird. Sich gibt er des öfteren eine Blosse, indem seine Anmerkungen einen durch Schicksalsschläge zerfallenen Alten in Vorschein bringen. Die Glossen verraten, dass Pelei mehrere Werke des Erasmus kannte und ausserdem fast das ganze Gebiet der klassischen Literatur. Es befinden sich im Werke auch Glossen ungarischer Sprache, die als Angaben zur anfänglichen literarischen Verwendung der ungarischen Sprache wertvoll sind. Pelei ist auch ein klar urteilender Beobachter der ungarischen Verhältnisse* Seine Beobachtungen decken zwar soziale Misszustände auf, berichten aber zu gleicher Zeit vom Erwachen des (im Jahre 1490 verstorbenen) König Matthias- Kultes. Durch diese Feststellung will die Stadtbibliothek Budapest dem Andenken des »Rex consiliis et facto valens« zur fünfthundertjährigen Wiederkehr seines Geburtsfestes ihre Huldigung darbringen.

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