Evangélikus Élet, 2015. január-június (80. évfolyam, 1-26. szám)
2015-05-24 / 21. szám
io -m 2015. május 24. NÉMET OLDAL Evangélikus Élet Deutsche Anlage Redakteurin: Pfarrerin Eszter Heinrichs Veni creator spiritus - komm Schöpfer Geist Das Kirchenjahr ist für viele wie eine Bahnlinie, mit bekannten und vertrauten Stationen. Wenn die Station auftaucht, wissen wir Bescheid. Wir halten an und steigen aus, für zwei oder mehrere Tage. Dann geht es auf der bekannten Strecke weiter. „Pfingsten“ lesen wir auf dem Stationsschild. Diese Station bringt uns in Verlegenheit. - worum geht es an diesem Fest? Zu Ostern und Weihnachten fällt uns etwas ein, da haben wir unsere Bräuche und wissen, was wir feiern. Aber Pfingsten? Bei Bertold Brecht heißt es dazu: Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern und Weihnachten etwas einbrachten. Wird nicht in Brechts Vers unsere ganze Unsicherheit in Bezug auf dieses Fest deutlich? Wenn wir intensiv nachdenken, fallen uns vielleicht doch noch zwei Stichworte ein, die uns aus der Verlegenheit helfen: Geburtstag der Kirche und Heiliger Geist. Heiliger Geist - dabei stellt sich jeder von uns etwas anderes und meist Unkonkretes vor. In der Bibel hat Heiliger Geist immer etwas mit Überraschung und kraftvoller Bewegung zu tun. In der Pfingstgeschichte des Evangelisten Lukas kommt der Geist mit Brausen und Feuerflammen vom Himmel. Bei ihm ist der Heilige Geist nicht nur eine Sache des Herzens und des Intellekts, sondern auch der Augen und der Ohren, um anzuzeigen, wie ganzheitlich dieser Pfingstgeist wirkt. Von daher wird der Heilige Geist am besten mit der Aussage umschrieben: Wir dürfen ein neues Leben beginnen! Vielleicht tun wir uns mit Pfingsten deshalb so schwer, weil wir zu rational und nüchtern sind. Der Geist des Pfingstfestes wird unter uns kaum sichtbar, unter uns geschieht kein Brausen und Brennen, obwohl wir uns alle wünschen, ein neues Leben anfangen zu dürfen. Zumal, wenn Traurigkeit und Verlust über uns kommen, wenn Müdigkeit und aufgestaute Schuld uns überfallen. Nie war der Heilige Geist so nötig wie heute. Der Heilige Geistes, von dem Paulus im Römerbrief (Kapitel 8) spricht, möchte auch in uns und unser Leben einziehen. Werden wir ihm Raum geben? Werden wir ihm unser Leben zur Verfügung stellen? Welche Konsequenzen hätte das? Wir müssten an Pfingsten aller Haltung absagen, die die Entfaltung und Entwicklung hemmt. "Alles soll so bleiben, wie es ist" - gilt dann nicht mehr. Eine solche Haltung erstickt auch das Leben in einer Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, eine Kirchengemeinde ist etwas Lebendiges, das sich nach den Gesetzen des Lebens entwickelt, und zur Entwicklung gehört Veränderung. Die Sache Jesu wäre im Sande Palästinas verlaufen, hätte sich die antipfingstliche Haltung, dass alles so bleiben soll, wie es ist, durchgesetzt. Lukas schildert uns seine Erfahrung von Bewegung und Veränderung, und wir erleben, wie Petrus den Raum der Angst verlässt und in der Öffentlichkeit für alle verstehbar redet und die anderen Jünger es ihm gleich tun. Menschen der Angst werden mutig, Schweigende werden zu überzeugenden Botschaftern, eine geschlossene Gesellschaft öffnet sich und wird zur weltweiten Bewegung. Pfingsten ist also ein Fest der Veränderung, bewirkt durch den Heiligen Geist. Auch an diesem Fest hat Gott wie an Ostern und Weihnachten die Initiative ergriffen und Menschen in Bewegung gebracht. Gott findet sich mit der Haltung, dass alles so bleiben soll, wie es ist, nicht ab. An Pfingsten werden wir heraus gerufen und aufgefordert, aus Vertrautem heraus zu treten, Schritte ins Freie und Offene, nach vorn zu tun. Wenn wir den Heiligen Geist mit der Aussage umschreiben: Wir dürfen ein neues Leben beginnen!, sollten wir es ausprobieren und wir werden Überraschungen dabei erleben. Das könnte unter anderem bedeuten: Ich habe Mut und kann anderen Mut machen; ich kann lachen und andere in meine Freude einbeziehen; ich habe Zeit und nehme mir diese Zeit für andere; ich habe Hoffnung und stecke Hoffnungslose mit meiner Hoffnung an. Am Geburtstag der Kirche bekommen wir also ein Geburtstagsgeschenk. Dieses Geschenk soll nicht eingesteckt oder weggesteckt werden, mit diesem Geschenk sollen wir leben und es weitergeben. Pfingsten ist Geburtstag und Geburtstagsgeschenk, der Heilige Geist schenkt uns neues Leben. Wir bekennen an Pfingsten: Gott, von Anfang an hat dein guter Geist die Erde begleitet, verwandelt, erhalten. Wir bitten dich um diesen Geist, dass wir hören lernen auf die Stimmen der Schöpfung, auf die Stimmen unserer vielen Geschwister, ob es nun Bäume oder Tiere oder andere Menschen sind. Dein guter Geist berühre uns, hauche uns an, fülle uns und verändere uns. Lass uns heraus gehen aus unseren Gewohnheiten, schließe uns auf für neue Erfahrungen und Begegnungen, mach uns neugierig auf Unbekanntes und Fremdes und lass uns in allem dich entdecken durch Jesus Christus, den Mensch gewordenen guten, schöpferischen Geist. Wir verlassen jetzt die Station „Pfingsten“. Wir gehen weiter, ermutigt und beschenkt, denn Heiliger Geist bedeutet für uns: Wir dürfen ein neues Leben beginnen! ■ Pfarrerin 1. R. Franziska Schrimpf (Berlin) Es ist Raum Ein leichter Windhauch weht mir durch das Haar und streicht mir übers Gesicht, als ich langsam und ruhig die St. Matthäuskirche am Kulturforum in Berlin betrete. Ich lasse mich hineinnehmen in den hellen dreischiffigen Kirchenbau und genieße die Stille des Raumes. Mein Blick fällt zum Altar. Über dem Altar entdecke ich kein Kreuz, sondern ein großformatiges Bild mit dem Titel „Wind“ des Künstler Markus Weis. Es zeigt das letzte Bild der dreistufigen Installation - Öl auf Leinwand - mit dem Titel „Es ist Raum“. Deutsche oder zweisprachige Gottesdienste zu Pfingsten 22. Mai Szökedencs................................17 Uhr 24. Mai Ágfalva.......................................9 Uhr (zweisprachig) Balatonbogldr............9.30 Uhr Budavár....................................10 Uhr Hévíz.........................................11 Uhr Sopron......................................10 Uhr (zweisprachig) Sopronbánfalva........................15 Uhr (zweisprachig) 25. Mai Ágfalva......................................15 Uhr (grenzübergreifender ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche) Budavár....................................10 Uhr Bonyhád....................................10 Uhr Egyházaskozár.........................14 Uhr Sopron........................................9 Uhr Die St. Matthäuskirche ist seit 1999 die Kunst - und Kulturkirche der Kulturstiftung der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz. Aufgabe der Stiftung St. Matthäus ist es, den Dialog zwischen Kirche und Künstlern zu ermöglichen. Jahr für Jahr lädt sie Künstlerinnen und Künstler zur Gestaltung des Kirchenraumes ein. Passend zum Kirchenjahr wechseln die Ausstellungen und das Altarbild unter dem Titel „ Das andere Altarbild“. Ich lasse meine Gedanken schweifen und erinnere mich an das Passionsbild, das erste Altarbild der dreistufigen Installation von Markus Weis mit dem Titel „Passion“. Es zeigt einen schweren, aus vierzig Falten bestehenden, sehr plastisch, fast fotografisch gemalten Vorhang. Der geschlossene und in der liturgischen Farbe der Passionszeit Violett gehaltene Vorhang nimmt die gesamte Bildfläche ein und lässt keinerlei Blick dahinter. Das Bild lädt zur inneren Stille und zur Meditation ein und macht neugierig auf das Verborgene hinter dem Vorhang. So oft, wie wir an der Unsichtbarkeit Gottes leiden, ähnlich dem geschlossenen Vorhang des Passionsbildes, so deutlich sind doch Gottes Spuren in der Welt. Dies zeigt Markus Weis auch in seinem Osterbild mit dem Titel „Licht“. Für das Fest der Auferstehung Jesu hat er ein Strahlenbild aus 100 Strahlen geschaffen, ein Symbol für die Begegnung mit Gott und das neue Leben. Das Motiv des Vorhanges verwendet der Wahlberliner Markus Weis auch in seinem Pfingstbild „Wind“. Es zeigt nun nicht mehr den geschlossenen Vorhang der Passion, sondern ein - scheinbar durch Wind - leicht zur Seite gewehten Vorhang in unterschiedlichsten Rottönen, der liturgischen Farbe des Pfingstfestes, und in einigen Violett - und Grüntönen. Auf der linken Seite des Bildes, es ist die Herzseite des Betrachters, gibt die leere rosafarbene Fläche Raum, die der Betrachter mit eigenen Erfahrungen von „Geist“, „Wind“ und „Feuer“ füllen kann. Markus Weis hat seinem Pfingstbild „ Wind“ die Bibelstelle: 1. Könige 19,11-13 zu Grunde gelegt. Elia klagt Gott sein Leid: „Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ Menschen von damals und heute fragen nach Gott: Warum hältst du dich verborgen? Gottes Antwort fällt anders aus als wir es erwarten. Der Prophet Elia hat es erfahren. Nicht im gewaltigen Sturm ist Gott zu finden, sondern im leisen Hauch, im zarten Säuseln, im Geringen, im Unerwarteten, in der Stille - in der Stille der Wüsten und auch in der Stille unserer Kirchen - können wir Gott erfahren. ■ Teresa Bohm Gemeindepädagogin (Berlin) MARKUS WEIS: WIND (210 X 210 CM, ÖL UND ACRYL, LEINWAND 2014)