Evangélikus Élet, 2008 (73. évfolyam, 1-52. szám)
2008-05-11 / 19. szám
8 2oo8. május ii. NÉMET OLDAL ‘Evangélikus ÉletS Der Ursprung des Festes Die Feier der Ausgießung des Heiligen Geistes hat die frühe Kirche auf den fünfzigsten Tag nach Ostern festgesetzt. Damitist man einer jüdischen Tradition gefolgt. Im Judentum wird 50 tage nach dem Passahfest „Hag sabuot“, das Wochenfest gefeiert. Mit diesem Fest beendet man die Ernte. Manche 'Forscher meinen, dass dieses Erntedankfest bereits in vorjüdischer Zeit in Kanaan gefeiert wurde. Vor seinem Termin her hat das christliche Fest auch seinen Namen. Im Mittel- alter kam das Wort für den fünfzigsten Tag als Lehnwort ins Deutsche: „phinge- ste“ hieß es. Im Italienischen wird mit dem Begriff „Quinquagessima“ die ge- ' samte Zeit zwischen Ostern und Pfingsten bezeichnet. Im früheren Christentum lässt sich eine besondere Feier des fünfzigsten Tages eindeutig erst seit dem 4. Jahrhundert belegen. Während aber offensichtlich sehr früh die ostsyrische und die palästinensische Kirche an diesem Tag das Gedächtnis der Himmelfahrt Christi begingen, verband man in Jerusalem am 50. Tag das Gedächtnis der Geistsendung mit der Auffahrt Christi in den Himmel. Auf der Synode von Elvira im Jahr 306 wurde die Verkürzung der Osterzeit auf 40 Tage abgewehrt, es scheinen sich aber bereits eigene Bräuche verfestigt zu haben, so das Fasten zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, eigene Bittage und Prozessionen. Damit gewann der fünfzigste Tag immer mehr Eigenständigkeit, wurde mit einer eigenen Feier ausgestattet, die sich eng an das Osterfest anlehnte. Gebet für den Heiligen Geist Heiliger Geist, wecke Gaben, die in mir noch schlummern, damit ich sie in den Dienstag meiner Mitmenschen stellen kann. Heiliger Geist, öffne meine Augen, damit ich auch die Talente entdecke, die in anderen angelegt sind. Heiliger Geist, lass mich gemeinsam mit anderen Menschen die bunte Vielfalt des Lebens als ein Geschenk genießen. Amen. Pfingsten im Stundenbuch „Les Trés Riehes Heures“ des Herzogs de Berry (15. jhdt.) Angebot, kein Besitz Sacharja 4,6 Es soll etwas geschehen! Ja, das wünschen wir uns. Es soll etwas geschehen, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinander geht, dass Gewalt und Geld nicht das letzte Wort haben und Begeisterung und Lebensmut wieder Fuß fassen. Wie könnte es denn geschehen? „Nicht durch Heer oder Kraft..— steht in der Bibel. Was durch Heer oder Kraft geschieht, kennen wir schon wohl, wir sollen nur an Terrorismus, Drogen, oder eben an Verlust des Miteinander-Redens oder an Ausbeuten der Natur denken. Wer kann da etwas dagegensetzen? Gottes Geist? Zum Pfingstfest bekommen wir jedenfalls eine klare Ansage: Nicht irgendwelche pfingstliche Gefühle breiten sich aus, sondern der Geist deutlicher Unterscheidungen bricht sich Bahn. Statt Heer und Kraft: Gottes Geist. Statt der Durchsetzung eigener Herrschaftsansprüche: Vertrauen auf Gottes Geist. Statt der eigenen Machtgelüste: die Macht des göttlichen Geistes. Fünfzig Tage nach Ostern führte der Heiliger Geist die Menschen nicht nur aus verschiedenen Nationen, Kulturen und Sprachen zusammen, sondern er führte sie aus Ängstlichkeit, Lähmung und Geistlosigkeit heraus. Diesen Geist sagt Gott uns zu. Seine Zusage ist ein Angebot, dem wir vertrauen können, auf das wir uns einlassen können - niemals ein Besitz. Nehmen wir dann dieses Angebot, dieses wunderbaren Geschenk Gottes immer mit Dank in unseren Herzen an. ■ Nach Gabriele Phieler Die Ausgießung des Heiligen Geistes (Tafelbild von Dubbio di Bouninsegna, um iio8, Sienna) Luther - über den Heiligen Geist Das am meisten bekannte Bekenntnis des Reformators über den Heiligen Geist ist im Kleinen Katechismus zu lesen. In der Erklärung des Glaubensbekenntnisses schreibt er im dritten Artikel Folgendes: „Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben.” Im parallelen Teil des Großen Katechismus sagt er aus: „Denn weder du noch ich könnten jemals etwas von Christus wissen oder an ihn glauben und ihn zum Herrn bekommen, wenn es uns nicht vom Heiligen Geist durch die Predigt des Evangeliums angeboten und in den Busen geschenkt würde. Das Werk ist geschehen und ausgerichtet, denn Christus hat uns den Schatz erworben und gewonnen durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen usw. Aber wenn das Werk verborgen bliebe, so daß niemand etwas davon wüßte, so wäre es umsonst und verloren. Damit nun dieser Schatz nicht vergraben bleibe, sondern [nutzbringend] angelegt und genossen werde, hat Gott das Wort ausgehen und verkünden lassen, und darin uns den Heiligen Geist gegeben, um uns diesen Schatz und die Erlösung nahezubringen und zuzueignen. Darum ist das »Heiligen« nichts anderes als ein Hinbringen zum Herrn Christus, damit wir da dieses Gut empfangen, zu welchem wir von uns selbst nicht kommen könnten. (...) So lerne nun diesen Artikel aufs deutlichste verstehen. Wenn man fragt: »Was meinst du mit den Worten: ’Ich glaube an den Heiligen Geist’?« so könntest du antworten: »Ich glaube, daß mich der Heilige Geist heilig macht, wie sein Name es sagt.« Womit tut er aber das? Oder was ist seine Weise und sein Mittel dabei? Antwort: »Durch die christliche Kirche, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches, und das ewige Leben.« Denn als erstes hat er eine besondere Gemeinde in der Welt, die die Mutter ist, die einen jeden Christen zeugt und trägt durch das Wort Gottes. Das offenbart und treibt der Heilige Geist, er erleuchtet und entzündet die Herzen, daß sie es fassen, annehmen, dran hängen und dabei bleiben.“ (...) „Darum sollte es auf recht Deutsch und in unserer Muttersprache heißen: »eine christliche Gemeinde oder Versammlung«, oder am allerbesten und klarsten: »eine heilige Christenheit«.“ (...) „Das ist aber die Meinung und der zusammenfassende Inhalt dieses Zusatzes: Ich glaube, daß es ein heiliges Häuflein und eine [heilige] Gemeinde auf Erden gibt, aus lauter Heiligen unter einem Haupt, Christus, durch den Heiligen Geist zusammenberufen, in einem Glauben, Sinn und Verständnis; mit mancherlei Gaben, jedoch einträchtig in der Liebe, ohne Rotten und Spaltung. Von dieser [Gemeinde] bin ich auch ein Stück und Glied, aller Güter, die sie hat, bin ich teilhaftig und Mitgenösse. Durch den Heiligen Geist bin iclj in sie gebracht und ihr einverleibt dadurch, daß ich Gottes Wort gehört habe und immer noch höre; damit nämlich muß es anfangen, wenn man hineinkommen will. Denn vorher, ehe wir zu [dieser Gemeinde] gekommen sind, sind wir ganz [Eigentum] des Teufels gewesen als solche, die von Gott und von Christus nichts gewußt haben. So bleibt der Heilige Geist bei der heiligen Gemeinde oder Christenheit bis auf den Jüngste Tag; durch sie holt er uns heran und sie gebraucht er dazu, das Wort zu führen und zu treiben. Dadurch bewirkt und mehrt er die Heiligung, damit wir täglich zunehmen und stark werden im Glauben und seinen Früchten, die er schafft.“ (...) „Unterdessen aber, weil die Heiligkeit angefangen hat und täglich zunimmt, warten wir darauf, daß unser Fleisch hingerichtet und mit allem Unflat verscharrt werde, aber herrlich hervorkomme und auferstehe zu ganzer und völliger Heiligkeit in einem neuen, ewigen Leben. Denn jetzt bleiben wir halb und halb rein und heilig, damit der Heilige Geist immer an uns arbeitet durch das Wort und täglich Vergebung austeilt bis in jenes Leben, wo es keine Vergebung mehr geben wird, sondern ganz und gar reine und heilige Menschen: voller Frömmigkeit und Gerechtigkeit, der Sünde, dem Tode und allem Unglück entnommen und ledig [von ihnen], in einem neuen, unsterblichen und verklärten Leib. Sieh, das alles soll des Heiligen Geistes Amt und Werk sein...“ (...) „Denn die-'Schöpfung haben wir nun hinter uns, ebenso ist auch die Erlösung ausgerichtet; aber der Heilige Geist treibt sein Werk ohne Unterlaß bis zum Jüngsten Tag. Dazu verordnet er auf Erden eine Gemeinde, durch die er alles redet und tut. Denn er hat seine Christenheit noch nicht vollständig zusammengebracht und hat die Vergebung noch nicht ganz ausgeteilt. Darum glauben wir an den, der uns täglich durch das Wort herzuholt und der durch dasselbe Wort und durch die Vergebung der Sünden den Glauben gibt, mehrt und stärkt...“ (...) „Denn durch die hier gegebene Erkenntnis bekommen wir Lust und Liebe zu allen Geboten Gottes, weil wir hier sehen, wie sich Gott ganz und gar mit allem, was er hat und vermag, uns zur Hilfe und zum Beistand gibt, damit wir die zehn Gebote halten können: der Vater schenkt alle Kreaturen, Christus alle seine Werke, der Heilige Geist alle seine Gaben.“ ■ Zusammengestellt von Pfr. Antal Véghelyi