Evangélikus Élet, 2006 (71. évfolyam, 1-52. szám)

2006-12-24 / 52. szám

io 2006. december 24-31. NÉMET OLDAL ‘Evangélikus Éltó Christus ist dein Licht Jch bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, son­dern wird das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8,12 Mancher schmückt seinen Weihnachts­baum mit „richtigen“ Kerzen. Er wählt sie - egal, wie gut sein Draht zur Feuer­wehr ist. Würde man ihn fragen, be­käme man vielleicht zur Antwort: Es leuchtet einfach anders. „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nach­folgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ - sagt Jesus. Dieses Bibelwort im Johan­nesevangelium überliefert eine wunder­bare Verheißung. Doch es ist nicht im­mer leicht, sie auf das eigene Leben zu beziehen. Das Flackern einer Kerze hilft darum nicht nur als Bild für Lebendigkeit. Es versinnbildlicht auch unseren Glauben. Wie oft sind wir verunsichert und den­ken, die Finsternis sei stärker? Umso mehr freuen wir uns über diese Zusage - wissen aber auch um den Anspruch der Worte: Christus ist dein Licht. „Nicht alles Gold, was glänzt“ - sagt ein Sprichwort. Das gilt uns: Nicht alles, was wir tun, entspricht der Nachfolge Christi. Schon Jesu anschließende Wor­te über das Richten geben Anlass zur Selbstkritik. Da ermutigt es zu hören: Christus ist dein Licht. Wir bekommen Orientierung. Nach Weihnachten beginnt für viele wieder der Alltag. Wer noch Urlaub hat, den erwischt es ein paar Tage spä­ter. Blicken wir dann zurück und fra­gen wir uns, wie war das nun mit Weih­nachten? War es bloß eine Angelegenheit wie alle Jahre wieder, oder ein wirkliches Fest, wo wir das Bibelwort - Christus ist dein Licht - erleben konnten? ln diesem Augenblick kann es sogar passieren, dass es sich auch die „unangenehme Fra­ge“ stellt, ob Christus das Licht unseres Lebens ist oder nicht? Wir sollen dafür dankbar sein. Diese Sekunde ist Ge­schenk Gottes: dadurch will er für uns die Möglichkeit eines neuen Anfangs an­bieten. ■ Nach Harald Rabe Gott kommt Gott kommt zu uns. Wir müssen nicht mehr zweifelnd nach ihm fragen. Gott kommt zu uns, um seine Gnade allen anzusagen. Gott kommt Zu uns und lässt uns wieder hoffen. Sein großes Herz ist für uns alle offen. Gott kommt zu uns. Johannes Jourdan Einsam und hoffnungsvoll Wie Einsamkeit zu einer heilsamen Erfahrung werden kann Alle Jahre wieder liest oder hört man, dass gerade zu Weihnachten viele Men­schen ihre Einsamkeit als besonders be­lastend und bedrohlich empfinden. Das muss nicht überraschen. Wo wie nie sonst alles auf den Grundton der Liebe und der Familie, der Gemeinschaft und der Freude gestimmt ist, wird es beson­ders deutlich spürbar, wenn diese hohen Güter fehlen und sich das Gefühl auf­drängt, man gehöre nicht dazu. Kein Le­benspartner, keine Freundin, keine Kin­der, die in der Nähe und erreichbar wä­ren, niemand, der die Freude teilt und das Leid. Das lässt sich nicht so einfach wegstecken. Vor anderen nicht, am we­nigsten vor sich selbst. Jeder empfindet freilich die Einsam­keit in diesen Tagen anders. Es gibt tau­send Einsamkeiten und jede hat eine an­dere Farbe; es ist ungewiss, ob wir das Gleiche meinen, wenn wir dasselbe Wort gebrauchen. Anders ist die Ein­samkeit der Verlassenen, anders die der Sterbenden, anders die der ins soziale Abseits Geratenen, wieder anders die der unglücklich oder schuldhaft Ge­scheiterten. Mancher verzweifelt in der Einsamkeit an sich selbst, bei anderen wachsen Enttäuschung oder Wut über ihre Mitmenschen. Die einen haben sich an die Einsamkeit gewöhnt, die anderen spüren sie Tag für Tag neu wie ein Ver­hängnis. Soviel wird deutlich: Einsam­keit ist nicht eine Frage der Zahl um mich versammelten Personen, sondern eine Frage der Verlässlichkeit meiner Be­ziehungen, des Zustands meiner Seele, des Grades meiner Verschlossenheit oder auch meines Eingeschlossenseins. Es gibt die Einsamkeit allein und die Einsamkeit in der Gemeinschaft. Die „Einsamkeit zu zweit“ oder in der Fami­lie, in der Arbeitsgruppe oder auch in ei­ner Gemeinde ist unter Umständen noch schwerer zu ertragen. Nicht jede Einsamkeit ist aber unwill­kommen. Es gibt die Einsamkeit, die zu­gleich wohl tut, die befreit und zur Quel­le neuer Kraft werden kann. Es ist die Einsamkeit, die Frauen oder Männer su­chen, vor denen eine große Herausfor­derung liegt. Jesus selbst hat sich der Ein­samkeit und Unwirtlichkeit der Wüste ausgesetzt. Er hat erfahren, wie gefähr­det die Seele in der Einsamkeit ist, aber auch, wie nahe Gott in ihr sein kann. Wir sind nicht wie er. Aber ist es nicht auch an uns, danach zu streben, in der eigenen inneren Zerrissenheit, im Vieler-, lei der täglichen Ansprüche und Anreize das eigene Herz auf das auszurichten, was wesentlich ist und dem Heil der See­le dient? Die Frage ist, ob es für diejenigen, die ihre eigene Einsamkeit nur als Last und Not erleben können, eine Brücke gibt zur Erfahrung heilsamer Einsamkeit. Sie zu finden, ist nicht einfach. Der Dichter Antoine de Saint-Exupéry schreibt in seinem Gebet der Einsamkeit: „...meine Einsamkeit lastet auf mir. Es gibt nichts, auf das ich wartete. Hier bin ich in dieser Kammer, in der nichts zu mir spricht.“ Und er bittet Gott dann nicht um Menschen, nicht um Wunder, sondern seine Bitte geht einzig dahin, „dass du meinen Geist erleuchtest, so dass ich mein Heim verstehe“. Erleuchtung des Geistes, so die Hoff­nung Exupérys, könnte dazu führen, die eigene Situation der Einsamkeit, das „Heim“, wie er sagt, überhaupt zu verste­hen, also sie nicht nur zu erleiden, son­dern zu ihr auf Distanz zu gehen, ihr einen Namen zu geben und sie zu deuten. Das wäre ein wichtiger Schritt. Er wäre die Voraussetzung dafür, über die eigene Einsamkeit sprechen zu können, von ihr anderen etwas mitzuteilen. „Erleuchtung“ wäre eine erste, vielleicht noch ganz klei­ne Öffnung der eigenen geschlossenen Welt, die Wahrnehmung eines Mchtes, das in der Finsternis scheint“. (Jesaja 9,1) Dieses Licht weist auf den Gott, der die Einsamkeit bewohnbar machen kann, oder wie es im Psalm heißt: „der die Einsamen nach Hause bringt“. (Psalm 68,7) ■ Nach Jürgen Ziemer Vom König, der Gott sah Gott wohnt, wo man ihn einlässt. Jüdische Weisheit Gottes Weihnachtswelt ist voller Boten, und einige sind unterwegs zu dir. Albrecht Goes Lass dir doch Jahr um Jahr das Wunder neu geschehn, dass wir trotz unsrer Schuld ihn wieder kommen sehn. Helmuth Wielepp In einem fernen Lande lebte einst ein König, den am Ende seiner Tage Schwer­mut befiel. „Seht“; sagte er, „nun habe ich in meinem Leben alles, was nur ein Mensch erleben und mit den Sinnen auf­nehmen kann, erfahren, gehört und ge­sehen. Nur eines habe ich nicht gesehen in meinem ganzen Leben: Gott habe ich nicht gesehen. Ihn wünsche ich noch zu sehen.“ Deshalb erließ der König an alle Machthaber, Weisen und Priester den Befehl, ihm Gott zu zeigen. Schwerste Strafen wurden ihnen angedroht, wenn es ihnen nicht gelänge. Der König ge­währte eine Frist von drei Tagen. Trauer kam über die Einwohner des königlichen Palastes, und alle warteten auf ihr bevorstehendes Ende. Genau nach drei Tagen um die Mittagszeit ließ der König sie vor sich rufen. Der Mund der Machthaber, der Weisen und Prie­ster aber blieb stumm. In seinem Zorn war der König schon bereit, das Todes­urteil auszusprechen. Da kam ein Hirte vom Felde, der von des Königs Befehl gehört hatte, und sag­te: „Erlaube mir, König, deinen Wunsch zu erfüllen!“ „Gut“, sagte der König, „aber bedenke, es geht um deinen Kopf.“ Der Hirte führte den König auf einen freien Platz und zeigte ihm die Sonne. „Sieh hin“, sagte er. Der König hob seine Augen und wollte die Sonne sehen. Aber der Glanz blendete ihn, und er senkte den Kopf und schloss die Augen. „Willst du, dass ich erblinde?“, sagte er zu dem Hirten. „Aber König, das ist doch nur ein Ding der Schöpfung, ein schwa­cher Abglanz der Größe Gottes, ein klei­nes Fünkchen seines flammendes Feu­ers. Wie willst du mit deinen schwachen, tränenden Augen Gott sehen? Suche ihn mit anderen Augen!“ Der Einfall gefiel dem König. Er sagte zu dem Hirten: „Ich erkenne deinen Geist und sehe die Größe deiner Seele. Antworte mir nun: Was war vor Gott?“ Nach einigem Nachdenken sagte der Hirt: „Sei nicht zornig wegen meiner Bit­te, aber zähle!...“ Der König begann: „Eins, zwei „Nein, nein“, unterbrach ihn der Hirt, „nicht so, fange mit dem an, was vor eins kommt.“ - „Wie kann ich denn? Vor eins gibt es doch nichts.“ - „Sehr weise gesprochen, Herr. Auch vor Gott gibt es nichts.“ Diese Antwort gefiel dem König noch besser als die vorhergehende. “Ich werde dich reich beschenken; vor­her aber antworte noch auf die dritte Frage: „Was macht Gott?“ Der Hirt sah, dass des Königs Herz weich geworden war. „Gut“, sagte er, „auch darauf will ich dir antworten. Nur um eines bitte ich dich: Lass uns die Kleider für eine kurze Zeit tauschen.“ Und der König legte die Zeichen seiner Königswürde ab, kleidete damit den Hirten, und selbst zog er dessen unscheinbaren Rock an und hängte sich die Hirtenta­sche um. Und der Hirt setzte sich auf den Thron, nahm das Zepter und zeig­te damit auf den an den Stufen des Thrones mit seiner Hirtentasche ste­henden König. „Siehst du, das macht Gott! ... Den einen erhebt er auf den Thron, und den anderen lässt er herun­tersteigen.“ Und der Hirt zog wieder seine eigene Kleidung an. - Der König stand in Gedanken versunken. Das letzte Wort des Hirten brannte auf sei­ner Seele. Aber plötzlich ermannte er sich, und unter sichtbaren Zeichen der Freude sagte er: „Jetzt sehe ich Gott.“ ■ Eine Erzählung von Leo N. Tolstoi

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