Evangélikus Élet, 2006 (71. évfolyam, 1-52. szám)
2006-10-29 / 44. szám
12 2006. október 29. NÉMET OLDAL ‘Evangélikus ÉletS Liebe Leserinnen! In der Reformationsausgabe von Evangélikus Élet stellen sich zwei Partnergemeinden, eine aus Österreich (Stainach-Irdning) und eine aus Ungarn (Budapest-Rdkos- keresztür) Ihnen, anlässlich des Jubiläums ihres Bestehens vor. Mit der Hilfe von István Léránt zusammengestellt von Zsuzsanna Gazdag ■Mit—MIHMMiIMW—■ Zurück zu den Wurzeln Alle Jahre wieder feiern wir ein Fest zum Gedenken an den Thesenanschlag Martin Luthers zu Wittenberg vom 31. Oktober 1517. Die Reformation bedeutet Rückbesinnung - zurück zu den Wurzeln. Jeder Mensch hat den tiefen Wunsch, seine Wurzeln zu erkennen. Woher komme ich, was ist der Sinn meines Lebens und wohin gehe ich? Kennen wir unsere Wurzeln? Oder feiern wir ein Fest um des Festes willen? Ist eine Reformation im eigenen Herzen dringend notwendig? Ein zurück zu den Wurzeln? Ich glaube ja. Jeder zen ist. Frieden für alle Menschen in Christus. Heute will uns das Fest der Reformation sagen: Bekennt euch zum auferstandenen Herrn Jesus Christus, zum menschgewordenen Sohn des lebendigen Gottes, der sich aufmacht, Sünder selig zu machen, Verlorenes zu suchen und Krankes zu heilen. Reformation bedeutet nach Umkehr und Buße Erneuerung und Sendung. Geben wir diesen Glauben und dieses Bekenntnis froh weiter. Unsere Botschaft ist die beste der Welt. Die Liebe Gottes m\ ' 'v vi KfiwW lip ÉUmáLj * II; / Mensch ist dazu eingeladen. Mich, als Österreicher, verbindet sehr viel mit meinen ungarischen Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern. Die Geschichte der Lutheraner in meiner Heimat ist eine ganz gemeinsame Geschichte mit der Rákoskeresztúrer Gemeinde in Budapest und natürlich darüber hinaus. Das sind tiefe Wurzeln, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Diese Wurzeln wurden neu entdeckt, durch Gottes große Gnade. Das Zeugnis der Menschen - die sich damals aufmachten und den weiten Weg zogen, vom Ennstal, der ursprünglichen Heimat, in die neue Heimat - soll uns heute sagen: Bleibt fest im Glauben, seit mutig, seit hoffnungsfroh und vertrauensvoll. Jesus Christus, der Herr der Kirche, geht voran auch durch manche dunkle Stunde, durch Tage, wo die Tränen und das Leid einen zu ertränken versucht und er führt uns ans Licht des neuen Morgens, dort, wo es kein Leid und Geschrei mehr geben wird. Dort wo mehr als Frieden im Herverändert uns, wenn wir davon ergriffen sind, und in weiterer Folge auch die Welt. Lasst uns unsere Hände betend falten und Gott dem Herrn alle Ehre und allen Lob geben und bittend und kniend darum beten, dass wir uns als lutherische Christen auf unsere starken Wurzeln besinnen. Wir brauchen uns nicht ständig nach Neuem auszustrecken. Wir haben eine Antwort auf unsere Fragen; die Antwort liegt in Wort und Bekenntnis. Unsere Antwort liegt in der Quelle, die unsere Wurzeln speisen möchte, und diese Quelle ist das lebendige Wort, das Mensch wurde in Jesus. Im Gebet und im Sakrament des Heiligen Abendmahls begegnen wir Christus unmittelbar und wunderbar. Verbunden mit dem Wort Gottes entdecken wir und erkennen wir unsere Wurzeln. Wenn wir uns darauf einlassen, dann passiert Reformation im Herzen, Reformation in unserer lutherischen Kirche und überall dort, wo wir sind. ■ Peter Kerschbaumer Evangelische Kirche Neuhaus - Trautenfels Schon einige wenige Jahre nach dem Auftreten Martin Luthers fand das evangelische Bekenntnis in der Steiermark zahlreiche Anhänger, aber das Herrscherhaus blieb weiterhin katholisch. Trotz seines 1578 abgegebenen Versprechens, niemandem um seines Glaubens willen nur ein Haar zu krümmen, hat bereits Erzherzog Karl mit der Verfolgung und Unterdrückung begonnen. Sein Sohn Ferdinand, der spätere Kaiser, galt als fanatischer Katholik. Nachdem er über geraume Zeit die Rechte und Privilegien der Protestanten immer mehr beschnitten hatte, führte er schließlich die Gegenreformation mit eiserner Hand endgültig durch. Besonders im Ennstal wurde sie erbittert abgelehnt, wo sich eines der Zentren des evangelischen Glaubens im Gebiet der Pfarre Pürgg befand. In dieser Pfarre war die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung evangelisch. Ihr geistlicher Mittelpunkt war die unweit des Schlosses Neuhaus (heute Trautenfels) gelegene evangelische Kirche. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung ist das Gotteshaus von Neuhaus nach 1574 und noch vor 1578 möglicherweise von Hans Friedrich Hoffmann, Freiherrn von Grünbüchel und Strech- au, dem „König des Ennstales“, errichtet worden. Die große Zahl der Gläubigen, die zur Kirche von Neuhaus gehörte, machte alsbald die Bestellung eines Diakons nötig. Es war dies zunächst Christoph Schwarz, der sich 1580 Christophorus Niger und wenig später Christophorus Suartzius, ecclesiae Neohusianae ad Anasum minister nannte. Für das endgültige Schicksal der Kirche von Neuhaus war das Zusammentreten der Religionsreformationskommission für die Obersteiermark in Leoben am 14. Oktober bestimmend. Sie traf am 12. November 1599 ein. Allerorts wurde die Bevölkerung zusammengetrieben und zur katholischen Messe und Kommunion gezwungen. Die Anführer der Protestanten wurden enteignet, die Prediger verjagt, alle Schriften verbrannt und schlussendlich die Kirchen sowie Bethäuser zerstört. Kirchturm von Pürgg So geschah es auch in Neuhaus. Nach der Zerstörung der Kirche und der Flucht der Geistlichen, waren die zahlreichen Evangelischen der Gegend um Pürgg ohne einen Platz für ihren Gottesdienst und ohne Führung zurückgeblieben. Trotzdem waren viele insgeheim ihrem Bekenntnis treu, und gaben es an ihre Nachfahren weiter. Viele von denen sind allerdings ausgewandert oder zur Emigration gezwungen worden. Im 1752 wurden auf Befehl Maria Theresias und nach einem langen Schriftverkehr die ersten Deportationen nach Siebenbürgen und Ungarn durchgeführt. Die betroffenen Familien wurden gezwungen, ihre unmündigen Kinder zurückzulassen. Weitere kleinere Gruppen und Einzelpersonen mussten ihnen 1753 und 1754 nachfolgen. W Nach dem Buch Evangelische Kirche Neuhaus-Trautenfels 1575-1599 von Diet her Kramer Händedruck 253 Jahre später ► Im Jahre 1752 verließ die erste Gruppe der Auswanderer das schöne steirische Vaterland um eine neue Siedlung in Ungarn in Rákoskeresztúr zu gründen. 253 Jahre sollten vergehen um einen Kontakt mit der Muttergemeinde herzustellen. Alles hat mit einer E- mail begonnen... Am 1. August 1752 mußten sich die Glaubensverfolgten traurigen Herzens von der schönen steirischen Heimat Tauplitz losreißen. Den zwei Stunden langen Weg bis nach Stainach legten sie mit Hab und Gut, auch mit ihren Kindern zu Fuß zurück. In Stainach erwartete sie der Kreishauptmann und ohne den königlichen Befehl ihnen vorgelesen zu haben, wonach es ihnen erlaubt wurde, ihre Kinder mitzunehmen, wurde es den Leuten untersagt. Darauf spielte sich eine herzzerreißende Szene ab. Die Frauen fielen dem Kreishauptmann zu den Füßen und baten ihn inständig mit Berufung auf den königlichen Befehl, doch erlauben zu wollen, die Kinder mitnehmen zu können. Aber auf all ihr Bitten und Flehen erhielten sie nur die Antwort: „Nicht genug, dass ihr auf Roboten geht, sondern auch eure Kinder ins Unglück mitreissen wollt?“ Daraufhin rissen die dort postierten Soldaten die Kinder von ihren Eltern weg. Der Transport zog am 2. August nach Norden und mit Schiffen die Donau hinunter über Wien bis Ofen. Von da ging es Rathaus - Tauplitz auf das Gut der Herrschaft Podmaniczky nach Rákoskeresztúr. Im 2005 schrieb Kurator István Leránt eine E-mail an die Evangelisch Lutherische Gemeinde Staichnach-Irdning und schon am nächsten Tag war die Antwort da: „Groß ist unser Gott“ - schrieb Peter Kerschbaumer, Diakon der Gemeinde. Das Schicksal der Protestanten war uns bekannt, aber wir wussten nicht genau, wo sie eine neue Heimat bekommen hatten. Am 13. Februar 2005 predigte Peter Kerschbaumer in der Rákoskeresztúrer Kirche, wo die größte Gemeinde der ungarischen Hauptstadt der Verschleppung der Nachkommen derer, die einst aus dem Vaterland vertrieben wurden, in sowjetische Konzentrationslager gedachte. Kurator Wolfgang Carlsson und seine Familie überbrachte den Gruß der Staina- cher-lrdninger Gemeinde in Budapest- Rákoskeresztúr zu Pfingsten 2006. Kurator Léránt und seine Frau, Pfarrer Ákos Eszlényi waren Teilnehmer des Ennstaler Kirchenfestes im Juli 2006. Sie waren die Gäste der steirischen Gemeinde, der Lieberknecht Pfarrfamilie - Erhard und Esther - und auch der Ennstaler Lutheraner. , Im Jahre 2006 feierte die Stainach-Ird- ninger Gemeinde ihr 50 jähriges Jubiläum, und im selben Jahr im November feiert man in Rákoskeresztúr den 200. Geburtstag der Gründung einer selbständigen Gemeinde. Es wurde ein großes Geschenk für beide Gemeinden: Hand in Hand im Namen Christi. ■ István Léránt