Herbert Haupt: Ergänzungsband 12. Kunst und Kultur in den Kameralzahlamtsbüchern Kaiser Karls VI. (1993)

VORWORT

VORWORT Die Auswertung ausgewählter Archivbestände nach kultur- und kunstge­schichtlichen Gesichtspunkten blickt in Wien auf eine lange Tradition zurück. Das bevorzugte Publikationsorgan war das 1883 erstmals erschienene „Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des ah. Kaiserhauses“. Die Veröffentlichung der Archivalien verfolgte neben dem rein wissenschaftlichen auch das praktische Ziel, den Eigentumstitel des in den 1876 neu formierten „Sammlungen des Aller­höchsten Kaiserhauses“ zusammengefaßten habsburgischen Kunstbesitz zwei­felsfrei zu dokumentieren.1) Von 1883 bis 1923/25 erschienen im „Jahrbuch“ mehr als 20.000 Regesten aus den Bereichen der Kunst- und Kulturgeschichte. Der zeitliche Forschungsschwerpunkt lag zunächst im 16. Jahrhundert, weitete sich in der Folge aber auch auf die Sammeltätigkeit Kaiser Rudolfs II. und Erzherzog Leopold Wilhelms aus. Vereinzelt wurden auch für die Sammlungsgeschichte be­sonders bedeutende Bestände aus dem 18. Jahrhundert publiziert. Dieser reiche Fundus bildete die Grundlage für die von Alphons Lhotsky aus Anlaß des 50jährigen Bestandsjubiläums des Kunsthistorischen Museums verfaßte und bis heute unübertroffene „Geschichte der Sammlungen“.2) Nach einer längeren Un­terbrechung wurde die Veröffentlichung von Regesten zur Kunst- und Kulturge­schichte des Wiener Hofes 1976 mit der kommentierten Veröffentlichung des „Kunstkammerinventars Kaiser Rudolfs II., 1607/11“ durch Rotraud Bauer und Herbert Haupt wieder auf genommen.3) Seither sind von verschiedenen Bearbei­tern bereits mehr als 1.500 Regesten zur Sammlungsgeschichte vorgelegt worden.4) Zusätzlich boten aber auch die „Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs“ in verstärktem Maße die Möglichkeit, kunst- und kulturgeschichtliches Ar­chivmaterial zu publizieren. Grundlegend waren dabei die von Walter Pillich in fünf Teilen 1959 bis 1966 in den MÖSTA herausgegebenen „Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramts von 1638-1780“.5) Parallel zu den Veröffentlichungen im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien“ hatte der Verfasser die Gelegenheit, kultur- und kunstgeschichtlich rele­vante Nachrichten aus den Geheimen Kammerzahlamtsbüchern und aus den Ka- meralzahlamtsbüchern auch in den MÖSTA zu publizieren. Nunmehr liegt das zusammenfassende Ergebnis einer mehrjährigen systemati­schen Auswertung der Kameralzahlamtsbücher für den Zeitraum von 1715 bis 1727 vor.6) Es ist dies der erste Teil eines Forschungsprojektes, dessen Fortsetzung zunächst bis zum Tode Kaiser Karls VI. 1740 geplant ist. *) Dazu allgemein Herbert Haupt, Das Kunsthistorische Museum. Die Geschichte des Hauses am Ring. Hundert Jahre im Spiegel historischer Ereignisse (Wien 1991); eine in­formative Zusammenfassung der Regestentätigkeit im „Jahrbuch“ bei Walter Pillich in der Einleitung zum ersten Teil der „Kunstregesten“ in MÖSTA 12 (Wien 1959) 448 ff. 2) Die 1941-1945 erschienene Festschrift besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil behandelt „Die Baugeschichte der Museen und der Neuen Burg“, der in zwei Hälften gegliederte zweite Teil beschäftigt sich mit der „Geschichte der Sammlungen“. 3) Rotraud Bauer und Herbert Haupt, Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolfs II, 1607- 1611 (= Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 72, Wien 1976). 4) Zusammenfassend in dem vom Verfasser vorgelegten „Generalindex zu den Ver­öffentlichungen im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Band 37 bis 84 (Neue Folge Band I bis XLVIII). 1926-1988“ in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 84 (Wien 1988) 127-155. 5) Walter Pillich, Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthof­meisteramtes von 1638-1780. In: MÖSTA 12 (Wien 1959) 448-478; 13 (Wien 1960) 518-540; 16 (Wien 1963) 472-500; 17/18 (Wien 1964/65) 639-672 und 19 (Wien 1966) 511-539 (Register). 6) Die Jahre 1715 bis 1719 sind in leicht veränderter Form erstmals in den Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 38 (Wien 1985) 370-411 erschienen. 9

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