Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

I. Die Entwicklung der Kabinettskanzlei - 4. Die Vereinigung des Kabinetts Josephs II. mit jenem Maria Theresias und die Entwicklung der Kabinettskanzlei 1780 bis 1918 .

33 guignon auch Günther und Toussaint verwendet wurden, die gleichfalls dem Offiziersstande angehörten. Die Ziffernkanzlei leitete Püchler bis zu seinem Austritt aus dem Dienste; auch hier ersetzte ihn Kronenfels 12 13). Ihr Personal war be­trächtlich angewachsen; ein Ausweis der für diese Kanzlei im ersten Vier­teljahr 1781 erforderlichen Auslagen zählt neben Püchler zweiundzwan­zig in der Kanzlei beschäftigte und vier zu Postlogen versetzte Kanzlei­angehörige auf ls). An der Spitze der Kanzlei, dem dirigierenden Kabi­nettssekretär unmittelbar untergeordnet stand ein Kanzleidirektor. Die­sen Posten hatte um die Jahreswende 1786/87 Do Ifin inne, der schon neunundzwanzig Jahre in der Kanzlei diente. Die wichtigste und schwie­rigste Aufgabe der Kanzlei, die Auflösung fremder Ziffern, oblag den „Kabinettsoffizialen“, die auch als „Dechiffreure“ bezeichnet wurden. 1781 werden als Dechiffreure Lang, Herrl, Eichenfeld, Kihrer, Derch, Pedrossy und D o 1 f i n genannt. Dieser Stand scheint in den nächsten Jahren auf drei bis vier gesunken zu sein, um jedoch bald wieder auf dreizehn hinaufzuschnellen, welche Zahl zu Beginn des Jah­res 1787 erreicht war. Von diesen scheinen einige wenige sich wieder als „Hauptdechiffreure“ abgehoben zu haben. 1787 werden auch drei Kanzlei­diener erwähnt, deren einer — Adjunkt Fischeimayer — „sich durch die wichtige Erfindung der dermaligen Materie zu den Petschier- blatteln“ verdient gemacht hat. Man wird hierunter wohl jene gestanzten Blätter verstehen müssen, welche bei der geheimen Eröffnung der Briefe um die Siegel gelegt wurden, um das Papier zu schützen 14). Josef II. legte der Arbeit dieses Kabinettes hohe Bedeutung bei15 16). Bald nach der Übernahme der Leitung der Kanzlei, am 15. Jänner 1787, unterbreitete Kronenfels dem Kaiser Verbesserungsvorschläge, welche Jo­seph nach Einvernahme Kaunitzens am 4. Februar genehmigte 18). Wäh­rend bisher dem dirigierenden Kabinettssekretär das Recht zustand, zur 12) s. Anm. 10. 13) Es sind dies Dolfin, Gordon, Lang, Grupner, Siverdes, Schluderbach, Herrl, Winzer, Weidmann, Eichenfeld, Smiely, Planck, Kihrer, Derch, Pedrossy, der 19. 2. durch Monier ersetzt wurde, Lang jun., Hölzel, Bläsel, Schnupf, Fischelmair, Schwaiger; zu den Postlogen waren folgende Kabinettsangehörige versetzt: Neumair in Ofen, Neuff in Graz, Petersen und Eichenfeld in Laibach. Dem Stand der Pensionisten gehörten damals an: eine Witwe Hölzel, zwei Eichenfeld, Bohn, Rutner, Neuff, Blanck. OAKA. 14) Siehe hierüber J. K. Mayr, Metternichs Kampf um den Auslandbrief. Postlogen und Postkurse. 15) Stix, a. a. O., S. 134 ff. hat die folgenden Ausführungen einschließlich der Anmerkungen wörtlich (!) meinem ihm zur Einsicht gegebenen Manuskript entnommen, ohne diese Entnahme kenntlich zu machen. Ich behalte daher meinen Wortlaut bei. 16) Kronenfels’ Vorschläge sind leider nicht erhalten. Kaunitz’ Äußerung vom 27. 1. 1787 Staatskanzlei, Vorträge, Fasz. 215, die kaiserliche Entschließung im Exhibitions- und Expeditionsprotokoll der Kabinettskanzlei Nr. 680, 68L R e i n ö h 1, Geschichte der k. u. k. Kabinettskanzlei 3

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