Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)
I. Die Entwicklung der Kabinettskanzlei - 4. Die Vereinigung des Kabinetts Josephs II. mit jenem Maria Theresias und die Entwicklung der Kabinettskanzlei 1780 bis 1918 .
32 Kabinetts-Kanzlisten, zu welchen im März 1781 Karl Knecht1) und am 16. Oktober dieses Jahres die Brüder Joseph und Andreas Neuberger, welche bisher als Schreiber beim Generalstab in Dienst standen und auch weiterhin zu dessen Verfügung blieben2 *), ernannt wurden. Wie bisher sollten auch künftig Veränderungen im Status des Kabinetts wesentlich von persönlichen Verhältnissen abhängen. Am 2. Juli 1782 mußte Günther, der sich wohl nicht des ihm angeschuldeten Hochverrates, wohl aber weitgehender Unzukömmlichkeiten schuldig gemacht hatte, entlassen werden4). An seine Stelle trat der Staatsratskonzipist Johann Böhm5) als geheimer Hof Sekretär. Am 11. Juli 1782 wurden Joseph Franz Stefan von Kronenfels, Anton Johann Knecht, Johann Nepomuk Bourguignon und Joseph Anthon zu geheimen Hofsekretären ernannt5). Als Fier 1787 starb 6), wurde die von ihm innegehabte Stelle nicht mehr besetzt. Dasselbe geschah mit der Stelle des geheimen Sekretärs, als Zephyris am 7. Dezember 1787 in den Ruhestand versetzt wurde 7). Als Püchler nach vierundvierzig jähriger Dienstleistung im Kabinett am gleichen Tag in den Ruhestand trat 8), ernannte der Kaiser ebenfalls am selben Tag Kronenfels zu dessen Nachfolger9); die hiedurch freigewordene geheime Hofsekretärsstelle erhielt mit gleichem Tage der Major im Ingenieurkorps Toussaint de Bourgeois 10 11). Eine Arbeitsteilung der höheren Kabinettsbeamten hat es wie die Untersuchung der Akten und Protokolle beweist, nicht gegeben. Unterschiedslos haben sie alle je nach Bedarf zugegriffen, wo es eben nötig war. So hat Kronenfels auch als Leiter des Kabinetts Reinschriften besorgt; lediglich an der Führung der Geschäftsbücher beteiligte sich der Leiter des Kabinetts nicht. Eine Ausnahme scheint jedoch die Besorgung jener Geschäfte gemacht zu haben, die militärische oder sprachliche Kenntnisse erforderten. Nach einer Mitteilung des Großherzogs Erzherzog Leopold aus dem Jahre 1784 führte Bourguignon damals besonders die militärischen Angelegenheiten und Anton den Briefwechsel in französischer Sprache u). Man wird hieraus schließen dürfen, daß wie Bour1) OKA. ZI. 95/1781. Der von Großherzog Leopold 1784 erwähnte Kanzlist Monier (Sammelband 76 e, fol. 408 ff.) gehörte dem Ziffernkabinett an, s. Anm. 13. 2) OKA. ZI. 173/1781. 2) Über ihn siehe Zinzendorf, Tagebuch 29. 6. u. 2. 7. 1782, B 553 vom 2. 7. 1782, Bill. Prot. 4) OKA. ZI. 51. 5) Bill. Prot. 1782, Nr. 571, 583, OKA. ZI. 51/1782. 6) Vor 26. 9., Staatsratsprotokoll ZI. 3963. 7) OKA. ZI. 274. 8) B 963 vom 7. 12. 1786, Jubilierungsdekret vom 7. 9. 1786 OKA. ZI. 274/ 1786. ») OKA. ZI. 274 und 277/1786. 10) OKA. ZI. 274. 11) Relazione desselben, Sammelband 76 e, fol. 408 ff.