Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

I. Die Entwicklung der Kabinettskanzlei - 2. Die Kabinette Maria Theresias

19 genommen zu haben, sondern im unmittelbaren Verkehr der Staatskanz­lei mit der Kaiserin erledigt worden zu sein. Wohl aber führte Nenny eine geheime Kontrolle über die Geschäftsführung des niederländischen und des italienischen Departements der Staatskanzlei. Die in Brüssel und Mailand sitzenden, für diese Gebiete bevollmächtigten Minister sandten Nenny nämlich allwöchentlich eine Note über ihre Berichte nach Hof und über ihre Gubernialkorrespondenz mit dem Fürsten Kaunitz. Am Ende jedes Jahres erstatteten ferner die beiden obgenannten Departements einen ausführlichen Bericht über die von ihnen im Laufe des Jahres er­gangenen Verfügungen. Nenny scheint darüber hinaus ständig die nie­derländischen und italienischen Angelegenheiten behandelt zu haben38). Gleichartige Noten wie jene Departements übersandten von Zeit zu Zeit auch die Gubernien der deutschen und ungarischen Erblande. Über sie referierte Nenny nach ihrem Einlangen der Kaiserin. Nenny führte ferner die den Staatsrat selbst und dessen Mitglieder betreffenden Geschäfte 39). Zur Erledigung der geheimen Korrespondenz mit den Präsidenten der Hof- und Länderstellen wurde fallweise Püchler herangezogen40). Durch Nenny nahmen auch mit Umgehung der zu­ständigen Hof stelle Vorträge der Gouverneure ihren Weg zu Maria The­resia 41). Er gehörte der Kommission an, welche 1767 die Anträge des Kommerzienrats beim niederösterreichischen Kommerzialkonseß Karl Grafen von Zinzendorf über die Reform der Finanzen prüfte42). Von seiner Tätigkeit auf diesem Gebiet zeugt auch eine umfangreiche Aus­arbeitung über die Hofrechenkammer42). Besondere Verdienste erwarb er sich bei den ungarischen Reichstagsverhandlungen von 1764 43). Seine Stimme wurde auch gehört, als an eine Neueinrichtung der Verwaltung der Lombardei geschritten wurde 44). Auch ein Gutachten über ein Lehr­buch des kanonischen Rechtes ist von Nenny erhalten 45). Auch Gutachten über Fragen des Zeremoniells holte die Kaiserin von ihm ein46). Nenny stand, wie eine Durchsicht der in seinem Kabinett entstande­nen Konzepte erkennen läßt, eine stattliche Anzahl von Hilfskräften zur Verfügung. Nur die Namen dreier dieser Hilfskräfte sind bekannt: Der 38) Maria Theresia an Erzh. Ferdinand 28. 12. 1775, Arneth, Maria Theresia an Kinder und Freunde, Bd. 1, S. 349. 3») Denkschrift Nennys „Die bessere Einrichtung des k. k. geheimen Cabi­nets betr.“ 24. 6. 1773, Staatsrat, Präs., Fasz. I. 40) S. Anm. 39, ferner Denkschrift Kaiser Josephs (s. Anm. 72), Beilage 1, Punkt 8. u) Nenny an Brukenthal 3. 8. 1775, a. a. O., S. 117, N. 88. 42) Maria Theresia an Hatzfeld 18. 9. 1774, Arneth, Maria Theresia an Kin­der und Freunde, Bd. 4, S. 299. 4S) Freiherrnstandsdiplom s. Anm. 7. 44) AKA., Fasz. 9 m, Konv. 8. 4«) 20. 11. 1775, AKA., Fasz. 2. 4«) 1772, AKA., Fasz. 9 m, Konv. 7. 2*

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