Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)
I. Die Entwicklung der Kabinettskanzlei - 2. Die Kabinette Maria Theresias
16 der Haugwitz den Weg zur Herrscherin gebahnt hat20). Von seiner Tätigkeit auf außenpolitischem Gebiet kündet der geheime Briefwechsel, den er hinter dem Rücken des Staatskanzlers von Ulfeld in den Jahren 1750 bis 1752 mit dem Gesandten in Paris Grafen Kaunitz-Rietberg führte, als dieser die schwierige Aufgabe durchzuführen hatte, Frankreich zu versöhnen und das französisch-preußische Bündnis zu erschüttern. Die Kaiserin las Kochs Briefe, wie ihre eigenhändigen Verbesserungen und Einschübe beweisen21). Von Kochs Hand stammen auch wichtige Ausarbeitungen über das Verhältnis zu Preußen vom Mai 1756 22). Als Kaunitz 1753 an die Spitze der die auswärtigen Geschäfte führenden Staatskanzlei trat, ersuchte ihn Maria Theresia, Koch stets auf dem laufenden zu erhalten, „denn nachdem ich ihm von Allem rede und er der Einzige ist, mit welchem ich mein Herz ausschütten kann, so kann er öfter, wenn er nicht ganz informiert ist, unschuldiger Weise mir einige Unruhe und Zweifel erwecken, weil so verschiedene Leute mit ihm reden“23). Wie Kaunitz diesem Auftrag entsprach, ist unbekannt; sicher aber ist, daß, seit der Graf die Leitung der Staatskanzlei übernommen hatte, Koch die Rolle, die er bisher auf außenpolitischem Gebiete gespielt hatte, verlor. Seit 1742 stand Koch in Carl Joseph Püchler eine Hilfskraft zur Verfügung; ihm vertraute Koch etwa seit 1752 auch die Besorgung wichtiger Geschäfte an; ebenso ließ er sich seither, wenn er abwesend oder erkrankt, war, durch ihn vertreten 24). Daß Koch sich überdies noch untergeordneter Schreibkräfte bediente, ist sicher. Mit Namen ist uns nur ein „secretari beym Cabinet“ Carl Joseph von Pistrich bekannt25). Neben dem Kabinettssekretariat versah Koch auch die Leitung des Ziffernkabinetts26). Die Anfänge dieser Einrichtung liegen noch in einem bisher nicht aufgehellten Dunkel. Für uns genügt es zu wissen, daß 1749 erstmalig bezeugt ist, daß Koch die Leitung dieses Kabinet- tes oblag. Diesem Kabinett hatten die Postoffiziere, später die Postlogen die Interzepte d. i. Abschriften der von ihnen als verdächtig aufgefangenen und er öffneten Briefe einzusenden27). Aufgabe des Ziffernkabi20) Khevenhüller, Tagebuch 1764—1777, S. 133 f. 21) Hsg. von Schütter s. Anm. 17. 22) Lehmann in MIÖG., Bd. 16, S. 481; Volz-Küntzel, Preußische und österreichische Akten zur Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges, S. 376 n. 102, Nandé, Beiträge zur Entstehungsgeschichte des siebenjährigen Krieges, Bd. 1, S. 56 ff., Bd. 2, S. 201, 220 ff., 227, Guglia, Maria Theresia, Bd. 2, S. 137. 23) A. v. Arneth, Maria Theresia an Kinder und Freunde, Bd. 4, S. 249. 24) Dekretenbuch des OKA., Heft 6, ZI. 299/1763. 25) Geheimes Kammerzahlamtsbuch 1756/57. 26) Auch F. Stix, Zur Geschichte und Organisation der Wiener Geheimen Ziffernkanzlei in MIÖG., Bd. 51 (1937), SS. 131—160 ist eine Klärung nicht gelungen. 27) Widmann berichtet 25. 3. 1749 Colloredo aus Nürnberg, daß ihm der dortige Postoffizier mitgeteilt habe, daß er schon öfter Briefe „intercipiret und diese intercepta dann dem Baron von Koch, als an welchen er dießfahls ange-