Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 51. Karl Bednar (Wien): Zur mittelalterlichen Besiedlungs- und Grundbesitzgeschichte der Schneeberggegend

Zur mittelalterlichen Besiedlungs- und Grundbesitzgeschichte der Schneeberggegend. 37 diese Mutter Rapotos von Cham möchte Mitscha-Märheim den Rufnamen Adala vermuten und sie mit der im ältesten Melker Nekrolog genannten Gräfin Adala gleichsetzen. Die Stellung dieser Gattin des Augstgau-Grafen Dietpald I. und Mutter des Grafen Rapoto innerhalb ihrer Familie der chiemgauischen Sigeharde wäre nun (nach Mitscha-Märheim) x) die einer Tochter des am 26. September 1046 verstorbenen Grafen Sigehard (XI.) und der Ebersbergerin Judith-Tuta gewesen; neuestens möchte jedoch C. Plank* 2) diese Adala nicht als Tochter, sondern als Schwester Sigebards XI. ansehen, ohne freilich seine Gründe hiefiir a. a. 0. ausdrücklich anzuführen 3). Mag nun die Gattin Dietpalds I. vom Augstgau eine Tochter oder eine Schwester Sigeharts (XI.) vom Chiemgau gewesen sein, jedenfalls war sie eine Nachfahrin des Grafen Sigehart VIII. und seiner Gattin Willa 4); u. zw. wäre letztere Willa nach Mitscha-Märheim eine Urgroßmutter, nach Plank jedoch eine Groß­mutter der Gattin Dietpalds I. und Mutter Rapotos III. von Cham namens Adala gewesen. Da nun einerseits Haderich III. von Cham oder Hadersdorf und seine Gattin die Großeltern der Stifter von Kleinmariazell gewesen waren, anderseits die eben genannte Haderichgattin als Tochter des Grafen Rapoto von Cham eine Enkelin von dessen Mutter Adala war, welch letztere wiederum eine Nachfahrin der obigen Willa gewesen ist, so ist die Abstammung des Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg, der frühesten urkundlich nachweisbaren Grundherren zu Willendorf am Frauenbach, gerade von jener Willa, der Gräfin im Salzburg­gau, wohl sehr zu vermuten. Diese überraschende Tatsache, daß Nachkommen der Salzburggau-Gräfin Willa ausgerechnet in einem Willendorf, dessen Ortsname ja von einer Willa abzuleiten ist, nach­weisbar frühe Grundherren waren, ist einer weitergehenden Untersuchung wert. Fürs erste ist es natürlich naheliegend anzunehmen, daß eben diese Willa, die erwähnte Gräfin im Salzburggau, die Namensgeberin, ja allenfalls sogar die Bestifterin der Siedlung Willendorf in der Schneeberggegend gewesen sei. Da jedoch diese Gräfin Willa bereits im Jahre 963 bezeugt ist, so müßte man annehmen, daß die Neubesiedlung der Mark Ostarrichi nach dem Rückzug der Ungarn aus dem Markgebiet im Gefolge der Lechfeldschlacht von 955 schon sehr bald sogar bis ins Wiener Becken und hier bis an den Südwestrand des Steinfeldes vorgestoßen sei, was nach der sonstigen Sachlage so gar nicht wahrscheinlich ist; fällt doch die früheste Neuverleihung von ausgedehntem Siedlungsland durch Königsschenkung im Gebiete östlich vom Wienerwald erst ins Jahr 1002 5), freilich soweit die Zeugnisse hierüber uns erhalten geblieben sind. Demnach müßten drei andere Möglichkeiten für die Gründungszeit dieses Willendorf am Frauenbach in Betracht gezogen werden, u. zw. erst nach dem Tode der erwähnten Gräfin Willa: fürs erste könnte dieser Ort von einer jüngeren Willa aus der Reihe der Nachfahrinnen jener älteren Willa bestiftet worden sein; oder es war in späterer Zeit eine Ortsnamenübertragung von einer schon bestandenen Siedlung Willendorf hieher in die Steinfeldgegend erfolgt; schließlich müßte auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß umgekehrt mit Holden aus Willendorf am Frauenbach eine der gleich­namigen Siedlungen bestiftet worden sei. Wir dürfen hoffen, daß diese offenen Fragen bei weiterer Nachschürfung eine genügende Klärung erfahren werden, von wem nämlich, von woher und wann das östliche Willendorf bestiftet worden sei. Für eine solche Nachforschung wird es sich natürlich empfehlen, auch die sonstigen Tatsachen der frühen Grundbesitzgeschichte von Willendorf am Frauenbach und anderer Orte der nächsten Umgebung in ähnlicher Weise zu untersuchen. Die nächstältesten Nach­richten zur Ortsgeschichte Willendorfs am Steinfeldrand (nämlich nach jener oben ver­x) Siehe dessen Stammtafelauszug, a. a. O., S. 140. 2) Besiedlungs- und Besitzgeschichte usw., I., S. 59, Anmerkung 33. 3) Vgl. auch Adler, Zeitschrift f. Genealogie u. Heraldik, Oktober 1948, S. 171. 4) Vgl. K. T rotter, Zeitschrift d. histor. Vereines v. Steiermark, 25. Jahrgang (Beiträge zur mittelalterl. Geschichte Innerösterreichs I., Stammtafel XII). B) K. Bednar, Unsere Heimat 1936, S. 220 und 224, Anmerkung 3.

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