Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

VII. Allgemeine und österreichische Geschichte. - 71. Heinrich Benedikt (Wien): Der österreichische Staatsvertrag mit Neapel von 1759

Der österreichische Staatsvertrag mit Neapel von 1759. 385 Februar traf der k. k. Kassa-Offizier Haberer mit 18 Banco-Obligationen ein und Firmian bat die Zeichner zu sich. Der Principe di S. Nicandro, der 60.000 Dukaten versprochen hatte, zog sich zurück, weil er doch lieber Landgüter kaufen wollte, der Duca di Corrigliano, der denselben Betrag in Aussicht gestellt hatte, entschuldigte sich damit, daß er das Geld auf der Neapler Stadtbank liegen habe und, um es zu beheben, eine Bewilligung des Königs brauche, die Principessa di Gesso hatte das Geld nicht bereit und schließlich blieb als einziger der Duca die Laurino Don Giuseppe Spinelli übrig. Ein Grund für die Zurückhaltung war die Angst, es könnte sich die politische Konstellation ändern und die Geldgeber, wie es im österreichischen Erbfolgekrieg geschah, wegen ihrer österreichischen Gesinnung Strafe erwarten. Einige gerieten „auf die lächerliche Bekümmernis“ (weder Firmian dürfte, als er dies schrieb, noch die Kaiserin und Kaunitz, als sie es lasen, gelächelt haben) „daß, wenn Ihro Majestät zu bestimmter Zeit diese Darlehen nicht freiwillig zurückzahlen wollten, sie wider allerhöchst dieselbe keine Zwangsmittel in Händen hätten“. Die Jesuiten boten ein Darlehen an, falls Firmian vom Papst und ihrem General die Bewilligung erwirke. Er erhielt sie ohne Anstand. Die Väter zogen sich im letzten Augenblick zurück. Ein Baron de Riso hielt 50.000 Dukaten bereit. Er betraute acht Advokaten (daß man sich gleichzeitig von drei oder vier Rechtsfreunden beraten ließ, war in Neapel üblich) mit der Abfassung der gewünschten Schuldurkunde. Nach vielen Erörterungen, die den Baron durch Zweifel und Widersprüche verwirrten, einigten sich die Rechtsgelehrten und setzten gemeinsam einen Entwurf auf. Aber Riso hatte bereits die Lust verloren. Firmian klagt: Ich weiß nicht, was ich mir von Leuten solcher Denkart und in einem Land, wo nach dem Geständnis des ersten Finanzministers wegen Abgang von Treue und Glauben alle Handelschaft danieder liegt, versprechen könnte. Daß die Verhandlungen nicht geheim blieben, war klar. Der englische und der sardinische Gesandte beschwerten sich bei Hof und Firmian verdächtigte den anglophilen Sqillace und auch Tanucci mit denen, welche die Anleihe bekämpften, unter einer Decke zu stecken, wobei er bemerkt, daß Tanucci an der Freundschaft der Kaiserin zweifle, die keine Anstalten treffe, die vom König bereitgehaltenen 500.000 fl. zu beheben. Das ganze Ergebnis, das der k. k. Kassa-Offizier teils in barem, teils in Banknoten nach Hause brachte, waren 58.093 Dukaten oder 96.822 fl. 29 kr. Firmian gab dem Kassa-Offizier ein kleines Portrait der ältesten Infantin für die Kaiserin mit, das mit den gegenstandslos gewordenen Schuldverschreibungen in das Kurierpaket gesteckt wurde * 2). Als die Königin von Spanien erkrankte und aufgegeben wurde, bot Karl Emanuel III., von England unterstützt, dem künftigen Witwer eine savoyische Prinzessin, Ludwig XV. seine Enkelin Isabella von Parma, August III. eine sächsische Prinzessin, Maria Theresia eine ihrer Töchter und der Hof von Neapel die Infantin Maria Luisa an 2). Nach dem Tod der Königin von Spanien zogen sich Karl und Amalia für neun Tage in ihre Gemächer zurück und trauerten. Die Verblichene hatte ihre Habe und acht Millionen Piaster in barem Geld ihrem Bruder Don Pedro vermacht und vor ihrem Tod nach Portugal verbracht. Ferdinand VI., der begehrte Witwer, körperlich und geistig ein Wrack 3), folgte ihr im August 1759 in den Tod. In Neapel war alles zur Übersiedlung vorbereitet. Zuerst dachte man an eine Reise zu Land und eine Zusammenkunft mit Ludwig XV. in Lyon. Als aber in Frankreich die Vorbereitungen zu der Monarchenbegegnung zu auffällig betrieben wurden und man in Neapel eine ungünstige Rückwirkung auf die Beziehungen zum Hofe von Saint James befürchtete, wurde die Seefahrt beschlossen. Pitt bot Karl III. die Garantie für alle spanischen Besitzungen in der alten und neuen Welt. Sardinien unterstützte Pitt und England *) B. 12. April, 7. Juni 1757, an Kaunitz 1. Februar, 6. April, 30. August 1757, 4. Juni 1758 mit Beilagen. 2) B. 4. April, 18. August, 3. Oktober, 12. Dezember 1758, Fasz. 3. 3) Über seine Krankheit B. 10., 31. Oktober, 12. November 1758, 27. März 1759. 25 Festschrift, II. Band.

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