Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

VII. Allgemeine und österreichische Geschichte. - 71. Heinrich Benedikt (Wien): Der österreichische Staatsvertrag mit Neapel von 1759

384 Benedikt, Heiraten denke. Es käme wohl nur eine Prinzessin in Betracht, die Infantin Isabella von Parma, die so schön sei und so vortreff hehe Gaben besitze. Die neapolitanischen Prinzessinnen zählten nicht, ,,da ersterer ihrer Gestalt noch wenig Beizung habe, die zweite aber von dem hiesigen Hof ohne die erstere versorget zu haben, nicht werde hergegeben werden“. Für die Ehe mit Isabella arbeite Bernis, die Pariser Reise der Herzogin spräche für ihr Zustande­kommen und noch lauter die Sendung Choiseuls nach Wien, der das Vertrauen Ludwigs XV., der Pompadour, der Herzogin von Parma und des Abbé Bernis besitze 1). Bernis rühmte sich schon lange vorher in Venedig und Parma, er werde die Ehe zustande bringen, und die Liebe Ludwigs XV. zu seiner klugen Tochter ließ keinen Zweifel übrig, daß er sich in Wien einsetzte, seine Enkelin als künftige Kaiserin dorthin zu bringen. Karl und Amalia verließen sich auf das Wort der Kaiserin und duldeten, anstatt Tanucci anzutreiben, den Vertrag rasch unter Dach und Fach zu bringen, daß er durch einen Kuhhandel um die toskanischen Küstenplätze den Augenblick versäumte 2). Maria Theresia beabsichtigte in Neapel eine Kriegsanleihe unterzubringen. Es handelte sich um eine Anleihe von zwei Millionen Gulden an die Stände von Steiermark, Kärnten und Krain, mit deren Erlös der Aufforderung der Kaiserin entsprochen werden sollte, die Kontributionen der nächsten Jahre vorzustrecken. Die Anleihe sollte auf den Landesgütern sichergestellt werden. Die Verzinsung war mit 5 Prozent in Aussicht genommen, die Rückzahlung sollte zur Hälfte nach sechs, zur Hälfte nach zehn Jahren erfolgen. Zu einer Geldanlage im Auslande bedurfte es der königlichen Genehmigung, die wegen des Gebotes der Neutralität nicht in der üblichen Form eines Dekrets erteilt werden durfte. Das Königspaar fürchtete am meisten, Friedrich könnte dem Dresdener Gesandten die Pässe zustellen und auf diese Art die Verbindung mit dem König von Polen durchschneiden. Karl und Tanucci wollten Santa Elisabetta längst abberufen, aber Amalia „hat dessen ferneren Aufenthalt bis zu dieser Stund auch mit öfterer Vergießung ihrer Zähren erhalten“. Da die zur Zeichnung der Anleihe Bereiten auf einer offiziellen Genehmigung bestanden, ließ Tanucci einen Notariatsakt aufnehmen, in dem er erklärte, daß der König in das Darlehen einwillige. Die Stiftungen, vom Erwerb von Liegenschaften gesetzlich ausgeschlossen, hatten flüssiges Geld, Banken und Wohlhabende zeigten Bereitwilhgkeit. In Neapel gab es keine „Onghari“, wie die Mariatheresientaler genannt wurden, keine venezianischen Zecchinen, keine französischen „Gigliate“. Das wenige Bargeld, das umlief, waren sogenannte „Unzen“ zu drei Dukaten. Weder Banken noch Private waren bereit, diese Münze nach Wien zu schicken, wo die Kurseinbuße 8 Prozent betrug. Die Geldgeber hatten kein Vertrauen zu den Landständen und wollten ihr Geld nur dem Wiener Stadt Banco anvertrauen. Die Wiener Bank nahm aber Einlagen nur an ihren Schaltern entgegen und zahlte nur dort Zinsen aus; sie übernahm nicht das Valutarisiko und berief sich auf ihre Statuten. Die meisten und sozusagen alle diese angeblichen Darleiher glaubten ihr Vermögen bei dem Stadt Banco sicherer als bei den Landständen zu hinterlegen, vermutlich aus der einzigen Ursache, weil sie von der Verfassung dieser Banquen deutlichere Begriffe als von unserer Länder Einrichtung haben. Viel Zeit verstrich, bis es zu einer Verständigung zwischen den Grafen Haugwitz und Chotek, dem Präsidenten der Hofkammer und dem Praeses der Ministerial-Banco- Deputation, welcher die Wiener Bank unterstellt war, kam. Unter Firmians Leitung ver­handelten der Advokat Caruso und der Notar Rotolo ein Jahr lang mit den Geldgebern. Die Unterhändler versprachen dem Botschafter nicht eine, wie er erhoffte, sondern viele Millionen und drängten nach den Banco-Obligationen. Firmian interessierte sich, da ihm „die wortreichen Ausdrücke des hiesigen Volks“ bekannt waren, nur für die wirklichen Zeichner. Die Liste, die er im Dezember nach Wien sandte, wies nur 369.690 fl. auf. Im *) B. 5. Juli 1757, Fasz. 2. 2) B. 25. April, 25. November 1756.

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