Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

VI. Kirchengeschichte - 64. Friedrich Engel-Jánosi (Washington): Zwei Studien zur Geschichte des österreichischen Vetorechtes

290 Engel-Jánosi, Se d’uom sincero Ricerchi mai Dopo il primiero Abbi Mastai. Ma d’uom piu degno Se Roma ha voglia Ponga il Tri regno Sui crine a Soglia Und dann am Ende: „Chi di far buon Papa ha voglia Non si dee partir da Soglia. Egli é dotto, ha mente, ha cuore Da bear plebeo e signore.“ Vergebens sucht man im Wiener Staatsarchiv nach Weisungen Metternichs für das Konklave 1846 und auch von den Berichten Lützows fehlen manche aus diesen Wochen; einige Spuren der Tätigkeit des Staatskanzlers in dieser Frage finden sich aber, so ein Vermerk in den Protokollen der Konferenzakten über einen Vortrag des Kanzlers vom 13. Juni: „wegen Ausschließung des Kardinals Bernetti von der päpstlichen Würde“; das Schriftstück selbst ist nicht erhalten x). In einem Privatbrief Lützows an den Fürsten vom 28. Juni heißt es: „Ich habe auf Ihre geheime Weisung vom 19. Juni nicht geantwortet und noch weniger habe ich davon zu Kardinal Gaysruck gesprochen. . . . Würden es Eure Durchlaucht nicht für angezeigt halten, daß ich das Schriftstück vernichte?“ Von der Antwort, die Metternich am 12. Juh sandte, ist nur der Kanzlei ver merk erhalten: Lützow hat sehr wohl daran getan, den Kardinal nicht über die geheime Weisung zu informieren betreffend die Exklusion Bernettis; der Botschafter möge die Weisung vernichten. Die Überheferung hat sonach in drei Stücken recht: Österreich hat ein Veto für das Konklave von 1846 erteilt; zu dessen Überbringer wurde der Kardinalerzbischof von Mailand bestellt; endlich, das Veto wurde zu spät, am 19. Juni erteilt, zwei Tage nach Verkündung des Resultats der Papstwahl urbi et orbi. Das Veto richtete sich aber nicht gegen denjenigen, der in den ersten Jahren seines Pontifikats die nationale Einigung Italiens, zum guten Teil im Gegensatz zu Österreich, auf seine Fahnen schreiben lassen sollte, sondern gegen den anerkannten Führer österreich-feindlicher und den vermuteten Förderer frankreich-freundlicher Richtungen in Rom, den Führer der — wie es Lützow einmal ausdrückte2) — von der Gallomanie Befallenen: Bernetti. Somit stimmte die österreichische Exklusion von 1846 nicht überein mit dem Grundgedanken der Weisung von 1823, die die Übereifrigen, die Zelanti, von der Tiara ausschließen wollte 3). Als Bernetti im Jänner 1836 nach einer eindringlichen Auseinandersetzung mit dem Papst um seinen Rücktritt als Staatssekretär ansuchte, war es allgemeine Überzeugung, daß dieser Schritt durch Österreich veranlaßt worden war. Wenn Lützow damals betonte, daß er keinerlei Anteil an diesem Rücktritt hatte, muß diese Mitteilung noch nicht als Gegenbeweis angesehen werden; dem Staatskanzler standen zur Übermittlung eines solchen Rates noch andere Wege offen, von denen einer der über den Nuntius in Wien war. Auch gab der Botschafter das Bestehen zahlreicher Unstimmigkeiten mit Bernetti zu, von denen das Drängen des Kardinals auf Abzug der österreichischen Besatzungstruppen im Kirchen­staat oder der Schutz, den Bernetti den milizartigen Formationen dort, den Centurioni !) In der Weisung vom 14. Juni 1846 nach Rom spricht Metternich davon, daß er mit der Vor­bereitung einer besonderen Expedition an Lützow beschäftigt sei, die enthalten werde „toutes les directions que réclame la circonstance“. Baron Ottenfels, der Überbringer der speziellen Weisungen, traf am 25. Juni in Rom ein. Berichte Rom, 25. Juni 1846, Nr. 36. 2) Lettre particuliére, 12. Juli 1846, StA. 3) Im Konklave 1830/31 stand Bernetti, wie Schmidlin, a. a. O., I, 513, berichtet, an der Spitze der Zelanti.

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