Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)
18 Auer, Vier Jahre später wurde das Belvedere für Wohnzwecke des Erzherzogs Franz Ferdinand in Stand gesetzt und die Ordensgarderobe mußte in den ersten Stock des Zuckerbäckerstöckels im Meidlinger Trakt des Schönbrunner Schlosses übersiedeln x). Doch auch hier währte ihr Bleiben nicht lange, da ihre Bäume für eine Dienstwohnung des Leibarztes des Kaisers Dr. Joseph Kerzl in Anspruch genommen wurden. Diesmal beschränkte sich die Veränderung auf einen Umzug im gleichen Gebäude und gleichen Stockwerk 2). Immer wieder drängte die Vließordenskanzlei aus Gründen der besseren Kontrolle, daß die Garderobe wieder Räume in der Burg zugewiesen erhalte. Erst 1906 zeitigten diese Bemühungen einen Erfolg und die Ordensgarderobe wurde durch die Mobiliendirektion in die im zweiten Stocke des Burgneubaues freigewordenen Räume des Sternkreuz-Ordens übersiedelt 3). Als die Ordensgarderobe im Jänner 1913 in die beiden Reserveräume der Uniformierungsabteilung auf dem Brettelgange im dritten Stockwerk der alten Burg verlegt wurde, erhielten die Ordenskanzleien erst nachträglich von dieser Maßnahme des Obersthofmeisteramtes Kenntnis4). Das Obersthofmeisteramt fungierte eben schon damals als Zentralstelle des gesamten Ordenswesens, als welche sie jedoch erst im Juli dieses Jahres durch AH. Entschließung Auftrag und Recht erhielt. Die Ordensgarderobe war in jenes Gebäude zurückgekehrt, in dem eine ihrer Abteilungen, nämlich die Toison-Ordens-Garderobe seit 1712 ihren Sitz hatte. Der Zusammenbruch der Monarchie bedeutete auch für die Ordensgarderobe als kleinen Hofdienst das Ende. Sie wurde im Jänner 1920 aufgelöst, die Garderoberinnen wurden gekündigt und die Bestände an Ornaten dem Uniformierungsinspektorat eingegliedert5). Die weiteren Schicksale der in der Ordensgarderobe betreuten Objekte aber gehören bereits der Geschichte des Monturdepots im Kunsthistorischen Museum an. Anhang. Da die Taxintercalarien, wie gezeigt wurde, besonders im Toison-Orden eine wichtige Rolle spielten, erscheint es angezeigt, einige Daten über die als Ordenstaxen bezeichneten Aufnahmegebühren zusammenzufassen. Hiebei werden für beliebige Zwecke gespendete Geldbeträge, die zur Verleihung des Ordens führten 6), nicht als Taxen gewertet. 1. Taxen des Ordens vom Goldenen Vließ. Die Ordensstatuten schreiben im LXII. Kapitel vor, daß jeder Ritter bei seiner Aufnahme 40 Goldtaler, 72 auf die Mark, . . . zur Anschaffung von Gewändern, Kleinodien oder Ornaten für den Gottesdienst in der Ordensversammlung zu zahlen hat 7). Im Jahre 1500 wurden auf dem Brüsseler Kapitel die Ritter von der Zahlung der 40 Goldtaler für alle Zeit enthoben 8). An Stelle der Aufnahmsgebühren traten später Ausfertigungsgebühren für die Lettres patentes genannten Diplome. Die diesbezüglichen Rechnungen wurden noch in b Z. 8/TO/1898; 400, 1488 und 2551/OMeA/1898. 2) Z. 6/TO/1900. 3) Z. 23/TO/1906; 12290/OMeA/1906. 4) Z. ll/TO/1913. 5) Z. 6548 und 9056/OMeA/1919 (sub. rub. 33/A/l — 1920). ®) In der neueren Geschichte des Toison-Ordens ist lediglich ein derartiger Fall aktenmäßig zu belegen. Anselm Franz Fürst Thurn und Taxis legte durch den Ordenskanzler dem Souverän 30.000 fl. zu Füßen, erhielt dafür am 10. April 1723 die Lettre promesse (Z. l/TO/1723) und bei der nächsten allgemeinen Promotion im Jahre 1731 das Vließ (Z. 3/TO/1731; Liste nominale Nr. 666). — Bei den jüngeren Orden sind die weitaus häufigeren Fälle des Ordenskaufes nicht immer lückenlos nachzuweisen. 7) Statuten des Ordens vom Goldenen Vließ, S. 20. 8) Ebenda, S. 24, Zusatzartikel IV.