Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

8 Auer, daß der Vater die Mitaufsicht über die Ordenskleider versehe1). Die Garderoberäume für den Leopolds-Orden wurden in dem ehemaligen Wachzimmer der Trabanten-Leibgarde eingerichtet, welches mit zwei Räumen im Schweizerhof zur ebenen Erde untergebracht war. Damals ließ bereits der ältere Schuhmann diese beiden Räume durch eine neu durch­gebrochene Türe verbinden, weil vielleicht die Stephansordens-Garderobe an die des Leopolds­ordens verlegt werden dürfte 2). Die weitergehenden Pläne Schuhmanns fanden vorläufig jedoch noch keine Verwirklichung. Die feierliche Einführung des Leopolds-Ordens wurde für den 8. Jänner 1809 als gemeinsames Fest aller vier österreichischen Orden anberaumt und die drei Garderober Faust, Schuhmann Vater und Sohn hatten an diesem Tage mit eigens aufgenommenen Gehilfen ab 7 Uhr morgens die Hände voll zu tun, um mehr als 100 Ritter bis 9 Uhr anzu­kleiden. Hiezu wurde die Toison-Ordensgarderobe, von den Stephansrittern aber Räume des Oberstkämmereramtes und von den Leopoldsrittern solche des Obersthofmeisteramtes benützt 3). Zur Verminderung des unvermeidlichen Trubels trug wesentlich bei, daß die Maria Theresien-Ordensritter schon in der militärischen Galauniform bei Hof zu erscheinen hatten. Unmittelbar nach dem Feste wurde Leopold Schuhmann wegen des Verkaufes von 26 Ellen bei der Herstellung der Ornate des Leopolds-Ordens ersparten Samtes und eines Velvetrestes verhaftet. Dank des Eingreifens des Obersthofmeisters, welcher die Familie des Vaters nicht unglücklich werden lassen wollte, kam Leopold Schuhmann, der nach dem Polizeibericht ein richtiges Früchterl gewesen ist, mit drei Tagen Hofarrest glimpflich davon und behielt seine Stelle 4). Wenige Monate später, da die Ordensgarderoben wegen der befürchteten Invasion nach Ungarn geborgen werden mußten, besorgte Faust die sorgfältige Verpackung der Vließgarderobe, der ältere Schuhmann die der beiden anderen Garderoben in insgesamt 17 mit Wichsleinwand ausgeschlagenen Kisten. Schuhmann junior aber begleitete in einer vom Hofärar bezahlten Kalesche die am 9. Mai 1809 abfahrenden drei vierspännigen Lastwagen zuerst nach Ofen und scheint es sich dabei nicht schlecht gehen gelassen zu haben, denn noch 1813 wird seine damalige Begleitung des Transportes als ganz überflüssig bezeichnet5). Um den Augen der Welt nach dem folgenreichen Frieden von 1809 ein die Macht des Kaiserhauses demonstrierendes Schauspiel zu bieten, befahl Franz I. anläßlich der Prokura-Vermählung seiner Tochter Maria Ludovika mit Napoleon für den 10. März 1810 neuerlich ein gemeinsames feierliches Fest aller vier österreichischen Orden in den Ornaten. Staatsminister Clemens Wenzel Lothar Graf Metternich-Winneburg empfing bei diesem Feste den höchsten österreichischen Orden, das Goldene Vließ. Daß die drei Ordens- garderober an diesem Tage wieder stark in Anspruch genommen waren, obwohl den Toisonisten und den Großkreuzen des Stephans- und Leopolds-Ordens die Anlegung der Ornate in der Wohnung empfohlen worden war, ist bei der Zahl der Kommandeur- und Kleinkreuze der beiden letztgenannten Orden begreiflich6). Für den Toison-Ordens- garderober Georg Faust, welcher das 80. Lebensjahr bereits überschritten hatte, war die Hast und Eile dieses übrigens letzten gemeinsamen Ordensfestes in Ornaten zu viel. Er trat am 24. September 1811 nach 51 jährigem Hofdienst mit 1000 fl. jährlicher x x) Z. 798/OMeA/1808 und die Anlagen. 2) Ebenda, dann Z. 903, 1137, 1825 und besonders 2400/OMeA/1808. 3) Z. 3218/OMeA/1808. Ferner die auf S. 6 in Anm. 4 erwähnte gedruckte Ansage sowie Z. 16/TO/ 1808, 1 und 2/TO/1809. 4) Z. 96 und 145/OMeA/1809; Polizeirapport vom 7. Oktober 1811 in Z. 10/TO/1811, dann Z. 9/ LO/1809. 5) Z. 50/LO/1809, 7/LO/1810, 3/TO/1809 und Note des Toi son-Ordens-Kanzlers an den Oberst­hofmeister vom 9. August 1813 in Z. 2/TO/1813. 6) Z. 1 und 2/TO/1810.

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