Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

Die Ordensgarderobe. 9 Pension in den wohlverdienten Ruhestand. Am 3. März 1812 erhielt er in Gegenwart des Greffiers und des neuen Garderobers für seine treuen langjährigen Dienste durch den Toison-Ordenskanzler die vom Kaiser verliehene kleine goldene Civil-Ehrenmedaille mit Oehrl und Masche überreicht x). Der Stephans-Ordens-Garderober Joseph Schuhmann bewarb sich sofort um die erledigte Stelle des Vließ-Ordens-Garderobers und, nachdem der Polizeirapport günstig ausgefallen war, erhielt er am 3. November 1811 diese Stelle. Die Samtaffäre seines Sohnes Leopold war jedoch noch nicht vergessen und der ältere Schuhmann mußte einen Revers unterschreiben, daß er seinen Sohn von allen Geschäften der Vließgarderobe fernhalte. Am 18. November übernimmt er im Beisein eines Vertreters der Ordenskanzlei von Faust die in acht Kasten untergebrachten Toison-Ornate und legt am gleichen Tag den Eid als Garderober dieses Ordens in die Hände des Kanzlers ab 2). Von einer Vergütung war vorderhand keine Rede, er hatte seine neuen Obliegenheiten ohne Bezahlung neben den Arbeiten in der Stephans-Ordens-Garderobe zu besorgen, für welche er ja 300 fl. jährlich vom Hofzahlamt bezog. Schuhmann war es offensichtlich nur um die Erlangung der Stelle für seine Familie zu tun, die vorläufig kostenlos geleistete Arbeit machte sich später schon bezahlt. Schuhmann übte überdies ja als bürgerlicher Kleidermacher sein Handwerk aus. In den Garderoben selbst gab es weniger zu tun, da die Ordensfeste mit Ornaten wieder seltener stattfanden. So wurden bei dem Titularfest des Stephans-Ordens am 8. November 1812 die Ornate dieses Ordens überhaupt zum letzten Male offiziell verwendet3). Die Bergung der Ornate aller drei Garderoben im Jahre 1813 stellte an Schuhmann wieder größere Anforderungen, doch konnte er schon am 19. August an Hand der mit seinem Ringe gesiegelten Packlisten den Abschluß der Arbeiten melden. Über ausdrücklichen Wunsch des Toison-Ordens-Kanzlers wurden die Vließornate, um die Stickerei vor Feuchtigkeit zu schützen, auf dem Landwege, die Bestände der beiden anderen Garderoben jedoch in doppelten Kisten verpackt auf der Donau nach Ungarn verbracht 4). Anläßlich der Wiedervereinigung der italienischen Provinzen mit dem Kaiserreiche stiftete Franz I. am 1. Jänner 1816 den österreichischen Orden der eisernen Krone. Als Metternich für die Anfertigung der Kostüme dieses neuen Ordens, welche von dem Kostüm­direktor der Hoftheater Philipp von Stubenrauch5) entworfen worden waren, einen Garderobeinspektor der Hoftheater in Vorschlag brachte, wahrte Trauttmannsdorff die Rechte Schuhmanns, mit dem Hinwreis, daß die Ordens-Ornate immer dem jeweiligen Garderober Sr. M. des Kaisers zur Verfertigung überlassen worden seien. Und tatsächlich berechnete der alte Schuhmann unter der Oberleitung Stubenrauchs die für die 100 Ornate erforderlichen Materialmengen und führte auch die Handverläge 6). Sein Sohn Leopold erhielt neben der Garderoberstelle beim Leopolds-Orden überdies die des neugegründeten Kronen-Ordens; seine Entlohnung aber wurde für beide Garderoben ab 21. Oktober 1816 mit 300 fl. statt der bisher bezogenen 200 fl. bemessen 7). Die Unterbringung der neuen Garderobe erfolgte im Zimmer des Kapellendieners, das an die Räume der Leopolds- Ordens-Garderobe anschloß 8). Damals wurde auch in beiden Garderoben je eine lebens­große Puppe mit wachsbossiertem Kopf und angetan mit dem jeweiligen Großkreuz- ornate aufgestellt 9). *) *) Z. 1865/OMeA/1811 und 3/TO/1811. Faust starb am 21. August 1814 an Entkräftung, 86 Jahre alt; AdStW, TP 1814. 2) Z. 10 und ll/TO/1811. 3) OMeA-Zeremonienprotokolle 1812, fol. 184; Z. 5/TO/1812. 4) Z. 2/TO/1813 und dazu die Abrechnungsabschrift für 1809/10 in Z. 8/TO/1826; 30/LO/1813. 5) Thieme-Becker, XXXII, S. 228. Diese Kostümentwürfe werden nicht erwähnt. «) Z. 1935 und 3044/OMeA/1815, 2893/OMeA/1816. 7) Z. 193/EKO/1816. 8) Z. 2316/OMeA/1816. 9) Z. 164/LO/1817 und 45/LO/1818.

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