Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)
IV. Quellen und Quellenkunde - 42. Karl Eder (Graz): Bernhard Raupach (16821745). Ein Beitrag zur Historiographie der österreichischen Reformationsgeschichtc
Bernhard Raupach (1682—1745). 725 für markante Persönlichkeiten nicht nur in einer persönlichen Eigenart, sondern in den geisteswissenschaftlichen Hintergründen seiner Zeit. Er selbst verkörpert im gelehrten Sektor das ausgeprägte Lebensgefühl seiner Zeit. Der rege geistige Austausch zwischen Nord und Süd, den eine solche Arbeit zur Voraussetzung hat, läßt das reich und voll pulsierende Leben im mitteleuropäischen Großraum erkennen. Irgendwie überstrahlt noch die Idee von Kaiser und Reich diesen Raum und sein geistiges Leben. Die inneren Antriebe der Zeit wirkten mit einem strebsamen Verlagswesen und mit der vervollkommten Drucktechnik zusammen und erzeugten eine Fülle voluminöser Werke, die heute noch unser Staunen erregen. Die Universitäts-, Kloster- und Stadtbibliotheken, aber auch zahlreiche Büchereien von Adeligen und reichen Bürgern zeigen die Serien dieser Riesenwerke, bei denen man Verfasser und Verleger, Käufer und Leser in gleicher Weise bewundern muß. Es lag viel Zeit und Geld, aber auch Geist und Interesse in diesen Schöpfungen, gewiß auch etwas von der Schaupose des Barock und vom Protest gegen den Fürstenabsolutismus. Der Geist, der in der Öffentlichkeit zu schweigen hatte, flüchtete in diese stillere Welt. Georg Raupach gibt in der Biographie (S. 26) eine Charakteristik seines berühmten Ahnen. Wenn er sagt, der Mann sei ,,im Arbeiten ordentlich und unverdrossen, im Urteilen und Beschließen langsam und bedächtig, in der Ausführung seiner Schlüsse aber fertig und geschwinde“ gewesen, so schildert er mit diesem Historiker einen Typ seiner Zeit. Aus einer mehr schablonenhaften Charakteristik, die uns aus den Grabinschriften katholischer und evangelischer Geistlichen wohl bekannt ist, springt gerade dieser individuelle Zug sofort in die Augen. Er ist dem geordneten, geistig selbständigen und hochstehenden Menschen eigen. Bernhard Raupach hat durch sein Leben und durch seine Leistung ein Anrecht auf diese Prädikate.