Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)
IV. Quellen und Quellenkunde - 34. Anna Hedwig Benna (Wien): Iurisprudentia medii aevi: eine Handschrift der deutschen Bearbeitung des Ordo „Antequam“
Ordo „Antequam 533 c. 7, § 1 c. 7, § 2 c. 7, § 3 c. 7, § 4 c. 7, § 5 c. 7, § 7 c. 7, § 8 c. 7, § 9 c. 7, § 10 fol. 46 r II, 11 c. 8, pr. c. 8, § 2 c. 8, § 3 c. 8, § 4 c. 8, § 2 c. 8, § 5 c. 8, § 8 c. 8, § 9 fol. 46 v c. 9, § 10 c. 8, § 11 c. 9, pr. c. 8, § 14 Ze mercken: in welich weg einem sein veriehen vnd bekennen schadent bring oder nicht. Einer, der vnder XIIII jaren ist, bekennet er ichtz wider in, schadet im nichtz. Einer, der durch genodt vorcht ichtz bekennet, schadet im nichtz. Einer, der aus irrung ichtz bekennet vnd mocht die irrung beweren, dz schadet im nicht. Einer, der ichtz bekennet, der mit im wer, gelaubt man im nit. Einer, der ausserthalb seins widertaills oder desselben procurators ichtz bekennet, schat im nicht. Einer, der mit gancz lauter bekennet als wider in fürgehalten wurt, schadet im nicht. Einer, der ichtz bekante, dz nit natürlich wer, vnd erfunden sich, daz derselb zechen iar elter dan er oder tod wer, schat im auch nicht. Ein edel oder fürnem person, die durch irrung oder einfaltighait yechtz bekante, vnd bewert anders, schat im nicht. Einer, der icht bekantt, uon dem der krieg nit ist, daz schat im nicht. Darvmb kompt es offt, daz man die parteyen beyd oder eine widerumb oder anderst verhertt, darnach vnd die sach gestalt ist, vnd daz heist resumiret. Vnd ist ze mercken, daz sölich obgemelt fragen vnd verhören der parteyen muntlich gegen einander nit albeg beschickt, dan es ist nit in einer yeden Sachen recht; allein in den Sachen, die die sei antreffent, sol man mund gegen mund verhören, so ist es auch allenthalben gewonlich da, mund gegen mund, gescrifft gegen gescrifft. Nun ist ze wercken, ob der antwurter laugnet, wie der clager daz furbringen vnd erweisen sol. Probare: weissen. Probacio: beweisung. Durch frisch oder ge wore kuntlich tadt oder geschichte, dz heist euidencia facti. Als ein schub oder do ein briester kinder in dem haus hat, daz geit vrkunt, daz er vnstet ist, daz ist incontinens. Durch beschawung dez leibs, daz ist per aspectum corporis. Als vmb iunckfrawen vnd lamen vnd wunden. Durch laymenden, daz ist fama. Als mit nachgebauren vnd gemeinem ruf, nit mit hausvolck, clainn oder wenig personen. Es sol gemein vnd vil leuten berumpt vnd kund sein. Durch ayttsweren, daz ist per iuramenti dilacionem. Als der clager oder antwurter sein iehen oder laugnen bestet, ob es in erteilt wurtt. Per presumcionem, daz ist, do einer aus glichnis im in seinen muett furnimpt, im sey also. Vnd ist viererlay glichnissen. Einer, der ein sicht siezen oder sten pey einer fraun, mit ir reden, der sol nicht argwonen oder im furnemen, daz er uon leyplicher werk wegen mit ir rede. Daz haist presumpcio temeraria vnd ist untauglich im rechten. Einer, der einen sicht nackent pey einer ligen oder sicht in offt vnd dick in ein verleumtes hauss gen oder hört vil von im sagen, haist presumpcio probabilis. Wiewol daz nahent pey dem zil ist, yedoch sol der richter darauf nit vrtaillen, dann die Weisung soll gar lauter sein, daz man fleisch in fleisch gesehen hab. Es wer dann die zway, die pey einander weren, mit einander ze krig kernen vnd eins dem andern dez beweisens laugent, so hat es vnter- schaidt. Einer, der einem sein pfand widergibt, dopey ist fürzunemen, der hab in bezalt. Vnd ist presumpcio violenta vnd bewegt den richter dorauff ze vrtaillen, es werd dann anders geweiset. Ein frawen hat lange zeit pey einem man willinklich gewond vnd sprach, sy were mit irem willen im geben oder verheyrat worden, haist presumpcio necessaria vnd ist nit taugenlich. Durch zeugen, daz ist per testes. In einer yeden sach seind gnug zwen oder drey gezugen, die taugenlich seind quia more duorum uel trium stat omne verbum: dan in zwayr oder dreyer mund bestett yedes wortt. Frawen, knecht, vnder XIIII jaren, vnbescheiden bübsch, torén, vnbesuntt, verleumbtt leutt, arm leutt, die offenlichen nach dem almosén geent, keczer, bennig, echtig, haiden, iuden,