Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

I. Archiv-Wissenschaften - 10. Tihamér Vanyó (Pannonhalma): Das Archiv der Konsistorialkongregation in Rom und die kirchlichen Zustände Ungarns in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Archiv der Konaistorialkongregation in Rom. 177 Bibliothek, die er im Jahre 1774 auch für das Publikum zugänglich machte. Durch seine seltene Weisheit findet er für alle auftauchenden Fragen stets die richtige Lösung. Das prak­tische Leben, das Gemeinwesen, die Kirchen Verwaltung konnte er mit gleicher Geschicklich­keit meistern. Aus dem die tägliche Nahrung von Haus zu Haus zusammenbettelnden jungen Studenten wurde das Musterbild der Freigebigkeit. Garampi nennt ihn seinen alten Freund und Korrespondenten und bezeichnet ihn als den „besten“ J). In der Person des Grafen Ignaz Batthyány, Bischofs von Erdély (Transsyl­vanien) (1780—98), vereinigen sich die Charakterzüge des umsichtigsten und kirchlich gesinnten Prälaten, des unermüdlichen Liebhabers der Menschenseelen, des schaffenden Geschichtsforschers und des humanistischen, kunstliebenden Mäzenaten. Er ist der Bischof der Kirche, der Bibliothek und der Sternwarte. Nach seinem Qualifizierungsprotokoll hat sich der Duft seiner Tugend überall verbreitet 1 2). Der am meisten geisterfüllte und in seiner unverfälschten katholischen Gesinnung viel­leicht unfehlbarste Kirchenfürst dieses Zeitalters in Ungarn war Johann Szily, der erste Bischof von Szombathely (1777—99). Sein ganzes Wesen ist von großer Feinheit, Verklärung, Reinheit und Ernst übergossen. Sein Verhältnis zur Kunst und zugleich auch seinen Wirklichkeitssinn bezeugt jene staunenswerte Bautätigkeit, durch die er die Residenz­stadt eines der ärmsten Bistümer mit Kunstwerken von höchstem Niveau bereicherte. In seiner kirchenfürstlichen Sendung bezeichnen ihn die kristallklare Erfassung der Prinzipien, die standhafte Treue und Ausdauer in seinen Taten. Die in den kirchenpolitischen Verord­nungen Josephs II. lauernde große Gefahr hat er bereits von Anfang an klar erkannt, als noch selbst Karl Eszterházy, Bischof von Eger, kein Schwarzseher war. Er blieb bis zu seinem Tode der beharrlichste Gegner des Kaisers. Seine Tugenden in der Kirchen­verwaltung faßt das Prüfungsprotokoll vor der Ernennung zum Hilfsbischof von Győr folgenderweise zusammen: ,,.... uti canonicus a latere Illmi episcopi Jaurinensis eam totam dioecesim sibi commissam egregie ordinaverit et publica pariter dioecesis negotia praeclare tractaverit 3).“ In der Reihe der großen ungarischen Kirchenfürsten des 18. Jahrhunderts gebührt Martin Padányi Biró, Bischof von Veszprém (1745—62), ein besonders ehrenvoller Platz. Er war ein urwüchsiger Ungar von adeliger Abkunft. Sein Gesicht läßt sich mit den breiten Backenknochen, den starken Brauen, dem kräftigen Nasensattel, den großen Augen und den ungeschliffenen Zügen nicht als angenehm bezeichnen. Es strahlen aber Nähe und 1) Brüsztle, Josephus: Recensio universi cleri Dioecesis Quinqueeclesiensis. Tom. I. Quinque- Eccl. 1874. 499—504. — Tóth, a. a. O. 20. 2) Az erdélyi katholicizmus múltja és jelene (Vergangenheit und Gegenwart des Katholi­zismus in Siebenbürgen). Dicsöszentmárton, 1925. 169—70. — Vorbuchner, Adolf: Az erdélyi püspökség (Das Bistum von Siebenbürgen). Brassó, 1925. 93. — Proc. Bd. 181 (1780), 440 b—441 b: „Scio eundem ... animabus indefessa diligentia servivisse .. . summa in rebus fidei vigilantia, sacrarum legum custodia, exhibita Romanae Ecclesiae reverentia, fervor denique, quo haereticos damnationi eripere ac Christo lucri­facere satagebat in tantum, ut apostoliéi zeli clarum exemplar se exhibuerit, ad sufferendos denique converti metuentium obices egenus non semel factus sit ... virtutum enim ubique sparsit odorem, hinc et famae optimae audit . ..“ — Das schönste Denkmal seiner apostolischen Gesinnung und vorzüglichen Fähigkeiten in der Kirchenverwaltung liefert uns vielleicht sein Liminabericht aus dem Jahre 1788. Siehe bei Vanyó, a. a. O. 91—123. Die Kardinale der Konzilkongregation überhäufen ihn in ihrer Antwort mit den schönsten Worten des Lobes: „singulari Dei beneficio contigisse omnes arbitrati sunt, ut Transilvaniae Ecclesia Te pastorem ac Magistrum sit naeta: ita enim difficillimo tempore te geris, ut nullam defugias ministerii partem, exemploque tuo Fratres doceas, qua ratione in pastorali agendo officio columbae simplicitati prudens jungatur serpentis calliditas; utrumque enim relatio tua mirifice exhibet.“ (Aus dem Archiv der Kongregation. In ungarischer Übersetzung bei Vanyó, a. a. O. 125.) 3) Géfin Gyula: A szombathelyi egyházmegye története (Geschichte der Diözese von Szombathely)- Bd. I. Szombathely, 1929. 27—154. — Proc. Bd. 169 (1775, Tinnin), 284 b—285 a. 12

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