Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1990. Germanistiche Studien (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 20)

Alexander von Pechinann (München), Zur politischen Theorie des späten Schelling

20 nämlich das objektive Vernunftgesetz zur Geltung zu bringen, unangetastet bleiben müsse und nicht zur Disposition gestellt, d. h. ins Subjektive gewendet und ausgehöhlt werden dürfe. Es müsse wie ein Gesetz der Natur wirken, das die Menschen, indem sie es erkennen, anerkennen, aber nicht ändern können. Diese konservative Haltung im Grundsätzlichen schloss jedoch Fortschritte im Einzelnen nicht aus. Auch wenn Schelling hinsichtlich der Staatsform die sog."aufgeklärte Monarchie" durchaus als die o beste ansah, so war er doch auch geneigt, "Reform (nicht Revolution)" 0 zuzulassen, wenn sie nur das Wesen des Staates nicht berührte. Solchen konstitutionellen Reforml)estrebungen gegenüber betrachtete er es jedoch als die wichtigste Aufgabe seiner Zeit, "dem Individuum die grösste mögliche Freiheit (Autarkie) zu verschaffen"^. Diese Freiheit erfülle sich aber nicht im, sondern gleichsam jenseits des Staates"^ in der Entfaltung der Potenzen in Kunst und Wissenschaft, die wesentlich vom Geist der Religion getragen sein müssten. Dieser Geist der Religion allein, nicht die Politik, sei es, in welchem "die (allgemein angestrebte) Vereinigung der widerstrebenden gesellschaftlichen Kräfte gefunden und damit der Bestand der Gesellschaft gesichert werden könne"® 1. Sein Fortschrittsbegriff zielte also nicht auf das Politische, sondern auf das Soziale und dessen Fundierung in der Religion. Nicht zuletzt deshalb waren Schellings Arbeiten der letzten Jahre auch ganz der wissenschaftlichen Erneuerung der Religion, der sog. "wissenschaftlichen Religion" gewidmet. Anders als die nachfolgenden politischen Theorien beharrte Schelling auf der strikten Trennung von Staat und Gesellschaft. Seine Theorie ist daher als Opposition sowohl zu jenen Theorien des Machtstaates zu verstehen, die, quasi durch eine "Revolution von oben", im Staat den Organisator der gesellschaftlichen Beziehungen sahen, als auch zum aufkommenden Sozialismus, der die sozialen Konflikte demokratisch lösen wollte. Für Schelling wäre es die Folge solcher Eingriffe des Staates in die Gesellschaft gewesen, dass staatliches Handeln "in gemeine Wohltuerei I o ausarte' - wie er schrieb, und der Staat damit seine Autonomie gegenüber der Gesellschaft verlöre. Bestenfalls durch Anregungen könne der Staat auf schon in der Gesellschaft vorhandene Aktivitäten wirken. Der Staat, so sein konservatives Credo, i ^ dürfe "nicht Gegenstand, (sondern) nur Voraussetzung alles Fortschritts" sein 1*'. Schellings politische Philosophie ist bisher nicht nur weitgehend wirkungslos geblieben, sondern durch die historische Entwicklung auch überholt worden: nach der Revoluton von 1848 konstituierte sich in Deutschland ein Nationalstaat, der die traditionellen Beschränkungen überwand, soziale Interessen, zunächst des Bürgertums, dann der Arbeiterklasse aufnahm, um sie nationalistisch nach innen und aussen zu wenden. Im

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