Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Hipfl, Isolde: Das Schillerbild in ausgewáhlten Literaturgeschichten des Dritten Reiches

Der Gegensatz zwischen Schiller und Goethe wird natürlich durch die unterschiedliche Stammeszugehörigkeit, durch die unterschiedlichen "gesellschaftlichen und staatlichen Bedingungen ihrer Heimat" 3 5 erklart. Goethes Stamm, der Franké, mit einem gemeinvölkischen Triebe durch die offene Rheinebene, durch die Nachbarschaft Frankreichs, durch die Seefahrten Hollands, durch Gewerbe und Handel, durch den Mangel einer einheitlichen staatlichen Form zu mehr gemeinvölkischem Wesen erzogen: Goethe ein Weltbürger. Schillers Stamm, der Alamanne, in seinen Bergen, im abgeschlossenen Neckartal und oberen Donaulauf auf sich zuriickgeworfen, in selbstbewuBte Gemeinwesen gesammelt, weniger beweglich, mehr zurückhaltend, immer stammesbewuBt und fast einseitig völkisch: Schiller der Deutsche (...) Der Klassizismus als Natur, als Form, als Wortkunst, das ist Goethe; der Klassizismus als Geschichte, als Idee, als Handlungskunst, das ist Schiller. Da gibt es weder Rang noch Reihenfolge. Schiller und Goethe, beide wurden und waren, was sie als Abkömmlinge ihrer Ahnen werden muBten. 3 6 Nadler hált also im Gegensatz zu Bartels an der literaturwissenschaftlichen Beurteilung der beiden Klassiker fest: die Wichtigkeit des Duos wird betont, Schillers Stellung als Paradedeutscher schlechthin wird nicht angezweifelt. Nadlers Schillerbild aus dem Jahr 1924 kann folgendermaBen zusammengefafit werden: Die Darstellung von Schillers Leben und Werk wird gegenwártigen Standards nicht gerecht, da dessen literarische Entwicklung mit Hilfe der regionalen Besonderheiten einiger süd- und mitteldeutscher Landschaften erklárt wird. In Übereinstimmung mit der Stammestheorie wird Schillers Abstammung genau verfolgt. Getreu Nadlers These, daB "die Literatur (...) eines der zuverlássigsten Dokumente (ist), das uns das Wesen der Stámme erláutert", 37 werden Schillers Werke immer wieder mit den spezifischen gesellschaftlichen Bedingungen seiner Heimat Schwaben in Zusammenhang gebracht. Im Zusammenhang mit Schillers Balladen und vor allém bei der Gegenüberstellung mit Goethe tritt bei Nadler die sonst nicht so offenkundig vorhandene völkische Ideologic in den Vordergrund. Im Gegensatz zu Bartels enthált sich Nadler aber allzu negativer Werturteile über Schillers Werk. Wenn auch Nadlers Schiller­Darstellung nicht so offensichtlich wie diejenige von Bartels mit der Ideologie des Dritten Reiches in Verbindung gebracht werden kann, da ja seine Stammeshypothese "an und für sich noch keine rassistischen und chauvinistischen Urteile prájudiziert", 3 8 genügt nach Conrady wahrscheinlich schon die Tatsache, 74

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