Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Hipfl, Isolde: Das Schillerbild in ausgewáhlten Literaturgeschichten des Dritten Reiches
Zeit nach der Französischen Revolution Ín Deutschland, in der das Volk "durch ungesunde Kost verdorben" 3 5 wurde. In dieser Zeit "hatten unsere Klassiker ihre liebe Not, und es gehörte vielfach Schillerscher Idealismus dazu, an der grofíen Aufgabe, das deutsche Volk durch ásthetische Erziehung zu etwas zu machen, nicht zu verzweifeln." 3 6 Bei der Erfüllung dieser Aufgabe ist Schiller - nach Bartels Meinung - recht erfolgreich; daher wird ihm auch der Ehrentitel "unseres zweiten Klassikers" 3 7 zuerkannt. Bei Schillers Balladen betont Bartels nun verstárkt das "spezifisch-deutsche" dieser Dichtung: Zwar stehen sie "dem elementaren volkstümlichen Geiste dieser Gattung völlig fern, (...) in ihrer glücklichen Anlage und ihrer Sprachschönheit (wurden sie aber) wertvolle Besitztümer der deutschen Dichtung " 3 8 Die Bewertung der Dramen unterscheidet sich - mit Ausnahme einiger Details - nicht grundsatzlich von der aus dem Jahr 1924. Schillers Jugendwerk "Die Ráuber" wird mit noch positiveren Attributen versehen. Die Charakterisierung von "Kabale und Liebe" greift 1942 verstárkt den Aspekt der "realistischen Darstellungsweise" auf: Ilier treten "wirklich Charaktere aus dem deutschen Leben der Zeit" 3 9 auf. Bartels hált offensichtlich seine bereits vorher getroffene Unterscheidung zwischen realistischer und idealistischer Dramatik aufrecht, findet in Schillers Dramen jetzt aber verstárkt positive realistische Züge. "Wallenstein" wird als Ausgangspunkt für das "deutsche historische Drama gröBten Stils" 40 positiv hervorgehoben; dagegen wird z.B. "Maria Stuart" als "Rührdrama" 41 abgeurteilt. "Wilhelm Teli" wird wiederum als Schillers Meisterstück, als sein "Vermáchtnis an sein Volk", als "Vorbereitung auf den Geist der Befreiungskriege" 4 2 sehr positiv erwáhnt. Bartels Schiller-Darstellung nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ándert sich also nicht wesentlich, da der Verfasser keine Neuorientierung notig hatte, sondern sein rassistisch völkisches Literaturverstándnis beibehált. Bereits vorhandene Tendenzen in der Deutung Schillers, z.B. Schiller als Erzieher für Volk und Jugend, treten aber nun verstárkt in den Vordergrund. Der Zeit entsprechend wird das "spezifisch-deutsche" an Schillers Leben und Werk besonders hervorgehoben; seine nationalen Verdienste werden nicht wie in der früheren Ausgabe erst im Anhang gewürdigt, sondern in die allgemeine Qiarakterisierung von Schillers Leben und Werk eingeflochten. Umfassende persönliche Bewertungen fehlen in der Ausgabe von 1942. Dies dürfte aber weniger mit einer Ánderung des Schillerbildes, sondern vielmehr mit umfangmáBigen Beschránkungen (die Ausgabe von 1942 ist einbándig) zusammenhángen. 68