Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Hipfl, Isolde: Das Schillerbild in ausgewáhlten Literaturgeschichten des Dritten Reiches
"{...) er ist unser Gegensatz, unsere Ergánzung, die wir (meinetwegen denn durch eine Blutmischung begünstigt) aus uns selber geboren habén, der grofte Pathetiker und sittliche Idealist (...) 2 9 Zusaramenfassend kann über Bartels Schiller-Darstellung von 1924 folgende Kurzcharakteristik gegeben werden: Er versagt ihm zwar den Rang eines Nationaldichters, gesteht ihm aber als Erzieher für Volk und Jugend eine relativ bedeutende Funktion zu. Schillers Wesen wird aus der "Erbschaft seines Blutes" erschlossen. Die Lyrik wird als undeutsch abgelehnt, die Dramen werden ebenfalls (mit Ausnahme des "Wilhelm Teli") eher negativ bewertet, dennoch wird den spáteren Werken der Beiname "klassisch" zugestanden. Bartels verabsáumt es nicht, auf die nationalen Verdienste Schillers hinsichtlich des "Wilhelm Teli" und der "Jungfrau von Orleans hinzuweisen. Als deutscher Dichter steht Schiller jedoch weit hinter Goethe zurück. 2. 2. Die Schiller-Darstellung im Jahr 1942 Im folgenden soil Bartels Schiller-Darstellung in einer nach 1933 erschienenen Ausgabe seiner Literaturgeschichte, námlich der 18. Auflage aus dem Jahr 1942, mit der bereits skizzierten aus dem Jahr 1924 verglichen werden. Dabei wird besonders auf eine mögliche Umdeutung des Schillerbildes nach der nationalsozialistischen Machtergreifung geachtet. In dieser Ausgabe wird Schiller wiederum als Nationaldichter abgelehnt, "wenn dabei an den dichterischen Vertreter deutschen Wesens gedacht wird." 30 Der Verfasser lobt Schiller jetzt zwar als "das gröBte Bühnentalent" Deutschlands, kritisiert an ihm aber, daB er "das Drama leider von dem durch Lessing betretenen Wege abgelenkt und es dem französisch-klassischen rhetorischen Drama wieder náhergebracht (...) und die Gewinnung eines einheitlichen dramatischen Stils in Deutschland (...) nahezu verhindert hat." 3 1 In der Ablehnung Schillers geht Bartels hier offensichtlich noch einen Schritt weiter und legt dabei einige seiner Gründe dar. Fremde, undeutsche Einflüsse können nicht mit seinen Idealvorstellungen einer einheithch deutschen Literatur verbunden werden. Ahnlich wie in der Ausgabe von 1924 wird Schillers "hohe, edle Persönlichkeit (...) voll sittlichen Idealismus und unerschütterlichen Glaubens an den endlichen Sieg der weltbefreienden und beglückenden Humanitát" 3 2 gelobt. Diese Humanitát 3 3 hat "auf das deutsche. Volk den gröBten und wohltátigsten EinfluB geübt." 3 4 In der Verklárung Schillers als Vorbüd und Erlöser des deutschen Volkes geht Bartels hier, wie aus der vorhergehenden Textstelle ersichtlich wird, einen Schritt weiter. Kontrár zur Ausgabe von 1924 verweist Bartels verstárkt auf die 67