Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Hipfl, Isolde: Das Schillerbild in ausgewáhlten Literaturgeschichten des Dritten Reiches

2. 1. Die SchilJer-Darstellung vor 1933 In der Ausgabe von 1924 möchte Bartels hinsichtlich der Behandlung der "Schillerfrage", hinsichtlich des Stellenwertes Schillers für "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" 1 1 ein endgültiges Urteil fallen. Unzweifelhaft, er lebt noch, obgleich er seinen Rang als Nationaldichter lángst an Goethe hat abtreten müssen, aber für die ásthetisch Gebüdeten ist er jetzt durchaus eine historische Persönlichkeit und zwar eine, an deren Wesen und Schaffen man sich nicht mehr mit vollem Behagen hingeben kann, da die Anschauungen, die sie vertritt, zum Teil überwunden und gewisse Anforderungen, die man an die Poesie stellt und stellen muB, nicht erfüllt sind; für Volk und Jugend jedoch ist er als Erzieher noch unentbehrlich und in einem gewissen Stadium der Entwicklung nach wie vor der fortreiBende grofie Dichter und Mensch ; die Biihne muB einstweilen in Ermangelung eines vollstándigen Ersatzes an ihm festhalten, die Entwicklung der Literatur aber ist über ihn hinaus gelangt, und er wird schwerlich je wieder von EinfluB auf sie werden, da der absolut "singuláre" Charakter seiner Dichtung nicht gestattet, von ihm zu lernen - oder doch nur das, was man von jedem groBen Dichter lernen kann. 1 2 Schiller wird hier offensichtlich zum Lesebuchautor degradiert, seine Texte werden Erziehungsmittel; gleichzeitig hilft er auch den aufriihrerischen jugendlichen Widerspruchsgeist zu sáttigen. Bartels gibt seiner Verwunderung Ausdruck, dafi Schiller, diese "singuláre" und "absonderliche Erscheinung", ein ganzes Jahrhundert lang "für den deutschen Normalmenschen und Normalpoeten" 13 gehalten werden konnte. In der Beurteilung Schillers spart Bartels zwar nicht mit Lob ("Ein wunderlich grofier Mensch, aber doch ein grofier Mensch!"), grundsátzlich bewertet er ihn aber eher negativ. Entsprechend den Forderungen einer Literaturgeschichisschreibung nach nationalen Gesichtspunkten wird der Frage nach Schillers Abstammung bzw. Herkunft nachgegangen. In Übereinstimmung mit den zu seiner Zeit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen neigt Bartels dazu, Schillers Wesen aus der "Erbschaft des Blutes" 1 0 grundsátzlich zu erschlieBen. Wáhrend er Schillers Dramatik relativ grofie Bedeutung zugesteht, findet er in der Lyrik Schillers "etwas Undeutsches, ja Ungerrnanisches", was auf die "Annahme eines keltischen Blutzusatzes" 1 6 zurückzuführen ist. Die "wildleidenschaftliche Gárung" 1 7 von Schillers Jugend - nach Ansicht Bartels durch die strenge Erziehung in der 65

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