Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Hipfl, Isolde: Das Schillerbild in ausgewáhlten Literaturgeschichten des Dritten Reiches
2. Adolf Bartels Bartels Grundkonzeption einer "ausgesprochen rassistischen und chauvinistischen Literaturgeschichtsschreibung" 1 manifestiert sich bereits in den ersten Auflagen seines Werkes. In seinem Vorwort zur 1. und 2. Auflage (1901) 2 tritt Bartels mit dem Anspruch auf, eine wissenschaftliche Literaturgeschichte zu schreiben, die vom "gelehrten Ballast" 3 befreit sein sollte. Gleichzeitig betont er die "entschiedennationale Halfung" 4 seines Werkes: Eben weil ich vom Standpunkte der Gegenwart schrieb, muBte ich jede Gelegenheit benutzen, den Stolz auf unser deutsches Volkstum zu stárken und das nationale Gewissen zu schárfen - ist doch vielleicht die Zeit nahe, wo deutsche Natúr und Kultur die letzte und schwerste Probe zu bestehen habén wird. 5 Nach dem (vorlaufigen) Scheitern dieser Probe im 1. Weltkrieg geht Bartels in seinem Vorwort zur Ausgabe von 1924 noch einen Schritt weiter, indem er die Notwendigkeit einer deutschen Literaturgeschichte hervorhebt, da "die völkische Gesinnung, aus der heraus mein Lebenswerk geboren wurde gerade jetzt die gröfiten Aufgaben zu lösen (hat)". 6 Er weist auf die Übereinstimmung von völkischer Gesinnung mit "Geschichtssinn und ásthetische(r) Empfindungs- und Urteilskraft" 7 hin. Bartels konstatiert zudem, daB sein Werk im Gegensatz zur philologischen Literaturgeschichtsschreibung der "arg verjudet(en)" 8 Wilhelm Scherer Schule stehe. In den Vorwörtern zur 16. und 17. Auflage (1937 bzw. 1940) machen sich ideologisch keine grundsátzlich neuen Ansátze bemerkbar. Vielmehr versucht Bartels dem Ideal einer rassischen Literaturgeschichtsschreibung zu entsprechen und verweist stolz auf die Anerkennungen, die ihm von den Nationalsozialisten erwiesen werden. So berichtet er 1937 von der Überreichung des Adlerschildes, welches er "in Anerkennung (seiner) groBen Verdienste um die deutsche Literaturwissenschaft und (seines) Wirkens für die völkische Kultureraeuerung" 9 von Adolf Hitler überreicht bekam. Seinem Vorwort zur 18. Auflage (1942) schlieBt Bartels Zitate der NaziGröBen Goebbels und Rosenberg an, um den "geistigen Kampf", 1 0 den er seit Jahrzehnten geführt hatte, vollends zu rechtfertigen. Im folgenden soil nicht nur der Deutung und Darstellung Schillers in Bartels Literaturgeschichte nachgegangen werden, sondern die Aufmerksamkeit auch auf eine möglicherweise differenzierte Behandlung Schillers in den Ausgaben vor und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung gerichtet werden. 64