Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Illényi, Domonkos: Gesellschaftstheoretische Elemente in den Werken von Geothe, Schiller und Hölderlin

Wenn man sich in die auf Arbeitsteilung basierende Welt einfiigt, dann mag man zum Teilnehmer "eines Weltbundes" werden. In seinem Werke "Wilhelm Meisters Wander jahre" (Buch 3, 11. Kapitel) umreifit Goethe seinen sich auf die Staatseinrichtung beziehenden Standpunkt fiir die Auswanderergemeinschaft. 6 Der áuBere Rahmen des Zusammenlebens ist der kleine Staat (wie Weimar), in dem gleichgesinnte Leute die Gesellschaft als einen inneren Raum fiir sich bilden. Der Staat erhált sich durch höchst bescheidene Polizeigewalt aufrecht. Die schwerste Strafe ist -das Aussatteln~, der AusschluB aus der Gemeinschaft. Er weist auch darauf hin, daB die Entscheidungen, die das Schicksal der Gemeinschaft berühren, durch ein demokratisches Verfahren getroffen werden sollen. Davon ist aber nicht die Rede, wie z.B. die Mehrheitsbeschliisse verwirklicht werden, ob die staatliche Gewalt aller Art unter Kontrolié gesetzt werden wird usw. Das zweite lebenswichtige Charakteristikum der neuen Gemeinschaft ist die Pflege des Geistes - der Gottesdienst. Neben der gesellschaftspolitischen Utopie ist das zweite damit untrennbar zusammenhangende Thema - die Religion ­allenthalben in den Schriften des spáten Goethe. Schon der ásthetische Staat "der pádagogischen Provinz" dürfte als eine theokratische Gemeinschaft gekennzeichnet werden. Die Verehrung der Heihgen erscheint fiir uns als ein Bestandteil des Entsagung-Ethos vor der industriellen Revolution, in dem die Ordnung, Systematisierung und Disziplin der Zukunft den Menschen in einer vollauf harmonischen Welt und in einem durch religiose Symbole bestimmten Gliick zu entschádigen vermögen. Das von Schiller prázis formulierte, von Hölderlin bis zum "ad absurdum" gebrachte spátklassizistische Vervollstandigungsideal wird beim alten Goethe zum Talisman, der bei der Verwirklichung einer relativen, aber doch greifbaren Freiheit und eines blofl provisorischen gesellschaftlichen Glücks Hilfe leistet. Sowohl der bürgerliche Liberalismus als auch der Konservatismus berufen sich bis heutigentags darauf, daB auch Geothe auf die Realisierbarkeit des totalen Freiheits- und Glücksideals verzichtete. Auch die Anhanger der sozialistischen Lehren bekannten sich dazu, daB auch der Dichter eine auf freier Assoziation beruhende, unmittelbar von den Kleinwarenproduzenten aufgebaute Gessell­schaftsordnung darstellte. Wir sind der Überzungung, daB Goethe als Dichter und Denker alien und niemand angehört: er war die Persönlichkeit, die am zahesten die neutral- universale Staatskonzeption als eine wesentliche und annehmbare Form der Vergesellschaftung leugnete. 54

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