Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Illényi, Domonkos: Gesellschaftstheoretische Elemente in den Werken von Geothe, Schiller und Hölderlin

II I. Schiller wurde bekanntlich durch sein Werk 'T)ie Rauber" ein berühmter Schriftsteller. Darin war er gegen den noch von Friedrich Wilhelm I. (1717-1740) eingeführten militarischen Drill aufgetreten, wobei sein Thema der Erzáhlung des Journalisten Christian Schubart (1739-91) entnommen worden war.6 In seinem Drama kampfte Karl Moor mit gleicher Stárke und Leistung gegen seinen hoftreuen, intriganten Brúder, Franz, wie Götz gegen Weislingen oder Egmont gegen Alba. Kari, als Reprásentant der altén Werte, rang, dem Vater auf den Fersen folgend, gegen die Intrigen seines Bruders. Er bewahrt auch seinen edlen Charakter, als er in Schuld falit. Die zwei Brüder verkörpern die Extreme einer differenzierten philosophischen Anthropologic: Karl ist der "GroBe" in Rousseauschem Sinne, der nach dem Kollaps alter Werte nur noch an sich seiber glaubt. Ihm gegenüber vertritt Franz den Naturzustand englischen Ursprungs, wo die Gegensátze von Vernunft und Instinkt das Charakteristikum der Entwicklung sind. In diesem Zustand vermischen sich Trieb und menschliche Subtilitát als höfische Intrigen und eine Art mechanische Aufklárungsdeutung. Schiller hielt allém Anschein nach, an der mechanistischen Naturauffassung fest, die für ihn - im Gegensatz zu Rousseau - zum Ausgangspunkt einer besseren Gesellschaft werden kann. In den "Raubera" wird das alte ethischphilosophische Problem angesprochen: wie die Freiheitsansprüche Karl Moors zufrieden gestellt werden körmén, ohne daB der ganze Bau der bisherigen sittlichen Welt durch zwei Antithesen bewahrt bhebe. DaB Ziel ist, sich nicht einen Staat oder eine Republik gawaltsam einzuverleiben, sondern die Hoffnung auf die Reorganisation der Gesetzlichkeit und der Rechtsordnung - auch durch persönliches Opfer - zu garantieren. Die Entwicklung der sittlichen Welt und der persönlichen Ethik bedingen sich gegenseitig. Worin Schiller seine geistigen Ahnen übertrifft, scheint uns allén auch heute wichtig zu sein: der souveráne Mensch kann durch seine freie Entscheidung die Gesellschaft besser machen, also der aktive und engagierte Stürmer und Dránger kann in der Lage sein, seine Energie auch konstruktiv zu gebrauchen und sich freimachen. (s. Fr. Schiller, Kabale und Liebe, hrg. von Otto Burger, Weimar 1957). Die gesellschaftspolitische Auswirkung der amerikanischen bürgerlichen Revolution ist auch in einem anderen Werk Schillers, "Don Carlos", zu fühlen. Wie bekannt, möchte Marquis von Posa im absolutistischen Staat Philipps II. den Infanten, den zu edlem Handeln fahigen Don Carlos, an die Stelle seines Vaters setzen. Posa ist in einer Person Karl und Franz Moor: er intrigiert im Interesse der Freiheit, und leidet zugleich um sie. Die Freiheit ist in Posas Deutung ein tief in 55

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