Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)
Illényi, Domonkos: Gesellschaftstheoretische Elemente in den Werken von Geothe, Schiller und Hölderlin
bescháftigt den jungen Goethe auch in seinem "Clavigo" (1774), wo der Dichter, Beaumarchais, eine antiabsolutistische an altén Werten festhaltende Persönlichkeit, ein Wortführer der individuellen freien Handlung ist. (s. J. W. Goethe, Clavigo Lampel Vg. Buda.pest 1908) Derselbe Konflikt setzt sich in dem Werke "Die Leiden des jungen Werthers" fort. Werther, das leidenschaftlich fühlende Naturgenie, ist das Opfer des sich nach Konventionen etablierenden Lebens. Das Inertialsystem der Zeremonien und Traditionen verhindert die freie Entfaltung der selbstandigen Persönlichkeit, ihres Glücks, er ignoriert den Zwang und das Beharrungsvermögen gealterter gesellschaftlicher Gewohnheiten, die unmöglich machen, den Rahmen des streng regulierten Lebens aufzulockern. Werthers Gegenpol ist Albert, der spátere Ehemann der Uebenswündigen Lőtte. Er geht einem Amte mit angemessenem Einkommen am Fürstenhof nach. Er ist ganz ein Mensch seiner Zeit, der mit Verantwortung zu entscheiden vermag. Und damit kommt der zur Selbstverwirklichung führende Weg des individuellen WiUens mit der gesellschaftlichen Verantwortung in Berührung, wobei durch die letztere der Einzelne immer mehr in der Geschichte determiniert werden wird. Der in Götz erfahrene Gegensatz zwischen stándischer Freiheit und dem Staatsinteresse erweitert sich und fángt an, die Dialektik des Individuums und der Gesellschaft zu umfassen. Durch diesen Gegensatz wird die Generalproblematik des Werkes "Egmont" bestimmt, an dem Goethe 12 Jahre lang arbeitete. Egmont verkörpert die spontáné und vitaié Freiheit, die noch in der Welt alter stándischer Privilegien verwirklicht werden konnte. Sein Gegner, Herzog Alba, vertritt den absolutistischen Herrscherwillen, der Spanien, Portugal, die Kolonien, in der Welt regierte, dem Vordringen der türkischen GroBmacht bei Lepanto (1571) Einhalt gebot und auch England in die Knie zwingen wollte. Im Mittelpunkt des Dramas steht der groBe Dialog des 4. Aktes, wo zwei Rechtsauffassungen und -deutungen aufeinanderstoBen, Egmonts Freiheitsinterpretation, die Handlungsfreiheit und Privilegien in sich vereinigt, und die absolutistische Rechtsdeutung des Königs. Der König besitzt das Recht, senem Worte muB sich jedermann beugen. Den BeschluB des Königs nimmt jeder Untertan im Geiste der Verpflichtung der Gleichheit an, wo sie die in Entrechtung realisierte Gleichheit bedeutet. "Freiheit, ein schönes Wort, wer es recht verstünde. Was wollen Sie für Freiheit? Was ist des Freiesten Freiheit? - Recht zu tun", - fragt und antwortet Herzog Alba. 2 Die Rechtsprechung ist hier der Ausdruck einer unumschránkten Willkür. Kein Wunder, daB die Sympathie von Goethe bei Egmont bleibt. Dies wird vor der Hinrichtung in einer opernhaften SchluBapotheose von seiner Geliebten Klara dargelegt, die als Allegorie der Freiheit auftritt und ihn auf eine Stufe mit dem 48