Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Heinrichsen, Heinrich: Literaturwissenschafi und Psycholinguistische Aspekte zur Interpretation von Lessings "Nathan der Weise"

Interessant an diesem Therapieverlauf ist die allmáhliche Steigening der Mittel. Nathan beginnt mit einfachen Interventionen und greift erst zum SchluB zur Hypnose. Ziel einer Therapie sei die Anpassung des Weltbildes an die Realitát sagt Watzlawick - und genau das tut auch Nathan in seinem Gesprách, als er Recha fragt: "... Begreifst du aber, Wieviel andáchtig schwármen leichter, als Gut handeln ist?... 2 3 3.2. Psychotherapie im Alltag DaB Nathan mit psychotherapeutischen Mitteln arbeitet, wurde bereits im vorausgegangenen Abschnitt nachgewiesen, und wenn es also lediglich darum ginge, erneute Beweise für diese These vorzulegen, ware der folgende Teil meiner Arbeit redundant. Es erscheint mit jedoch wichtig zu zeigen, daB auch im Alltag, im Umgang mit "normalen Menschen" diese Mittel von Nathan verwendet werden, um Mitmenschen besser, schneller und gründlicher zu anderen Einstellungen zu "bekehren". Bei der Analyse dieser Alltagsgespráche ist es allerdings manchmal fraglich, inwieweit hier bewuBt eine Vorform von Psychologie benutzt wird, wie dies ja bei Rechas Therapie der Fall ist, oder ob Nathan sich lediglich bestimmter Argumentationstechniken bedient, die zwar psychologisch wirksam sind, ohne daB Sie aber in gleicher Weise gezielt eingesetzt werden. Im Gesprách mit dem Tempelherren (II 5) gelingt es dem jüdischen Kaufmann sich mit dem christlichen Glaubensritter so "anzufreunden", daB dieser sich sogar bereit erklárt, dessen Tochter Zuhause zu besuchen. Auch hier l>eginnt Nathan das Gesprách mit dem Herstellen einer warmen menschlichen Beziehung (1202-1204). Das bisherige Verhalten des Tempelhenen wird in 1220-1224 umgedeutet: "GroB und abscheulich! - Doch die Wendung láBt Sich denken. Die bescheidne GröBe flüchtet Sich hinter das Abscheuliche, um der Bewundrung auszuweichen. 38

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