Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Heinrichsen, Heinrich: Literaturwissenschafi und Psycholinguistische Aspekte zur Interpretation von Lessings "Nathan der Weise"

3. Psycholinguistische Aspekte zur Interpretation von Lessings *Nathan der Weise" Im Folgenden sollen nun drei Kernstellen von Lessings "Nathan" analysiert werden. In besonderem MaBe wird dabei das Gesprách zwischen Nathan und Recha im ersten Auf zug, zweite Szene berücksichtigt werden. Bei diesem Dialog handelt es sich um eine bewuBt geführte, direktive Gespráchspsychotherapie. "Es ist Arznei, nicht Gift was ich dir gebe"; saqt Nathan zu Recha (355) 1 8 und als Arznei kann man Nathans Gesprachsführung auch wirklich bezeichnen. Die beiden anderen Stellen beziehen sich auf therapeutische Kommunikationsformen im Alltagsleben: heutzutage unter dem Begriff "Gespráchspsychologie" besonders im Management bekannt. Bei den genannten Stellen wird es sich um Nathans Gesprách mit dem Tempelherren handeln, den er trotz anfánglicher Ablehnung dazu bewegen kann, Recha zu besuchen (115) und um Nathans berühmte Ringparabel (1117), die auch dem Bereich der psychologischen Gesprachsführung zugeordnet werden kann. Die letzten beiden Szenen werden nicht im Detail untersucht werden, sondern sollen lediglich das in 12 gewonnene Spektrum verbreitera und abrunden. 3.1. Analyse von /2*" Nathans Psychotherapie mit Recha Für eine direktive therapeutische Behandlung ist kennzeichnend, daB ein Mensch mit einem als abweíchend empfundenen Symptom durch lángeres oder kürzeres Einwirken eines Therapeuten von seiner Abweichung kűriért wird. Alle diese Charakteristika treffen auch auf das Gesprách Nathans mit Recha m I2 zu, das nun im einzelnen untersucht werden soil. Von Zeile 64 an bereitet Daja Nathan auf den Zustand Rechas zu Beginn des Bühnenstückes vor: sie leidet unter Wahnvorstellungen. In den Zeilen 127-140 gibt Nathan eine erste Erklarung für die Wahnvorstellungen seiner Tochter: "... Sich so verschmáht Von dem zu finden, den man hochzuschátzen Sich so qezwungen fühlt; so weggestoBen Und doch so angezogen werden; - traun Da müssen Herz und Kopf sich lange zanken Ob MenschenhaB, ob Schwermut siegen soil. 33

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