Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Heinrichsen, Heinrich: Literaturwissenschafi und Psycholinguistische Aspekte zur Interpretation von Lessings "Nathan der Weise"

Eine besorgte Mutter macht es durch stándige EinfluBnahme ihrem auswárts studierenden Sohn nahezu unmöglich, sich von seinem Elternhaus abzulösen. Der Sohn sucht kurz vor dem Scheitern seines Studiums den Therapeuten auf, der die folgende Umdeutung vornimmt: Die Mutter handelt völlig richtig. Sie macht es dem Sohn bewuBt schwer, sich von Zuhause zu lösen. Zwar besteht für den Sohn die Möglichkeit des Schei terns, aller dings, wenn der Sohn unter diesen erschwerten Bedingungen die Ablösung von Zuhause schafft, wird er hinterher um so selbstándiger sein. Die so umgedeutete mütterliche Pflichterfüllung bedient sich des Widerstandes der Mutter, denn sie halt es ja gerade für ihre Pflicht, dem Sohn seine Situation zu erleichtern. Die Reaktion auf diese Umdeutung ist eine Ánderung des bisherigen Verhaltens der Mutter: dem Sohn wird mehr Selbstándigkeit zugebilligt. Die zuletzt geschilderte Intervention, als die komplexeste in diesem Block, vereinigt auf sich auch Züge der anderen Interventionen. So ist gerade bei dem letzten Beispiel, der Umdeutung, einiges an Charakteristika zu identifizieren, die auf das Aufzeigen einer neuen Alternative, in diesem Falle einer anderen Sichtweise des Sachverhaltes, hinauslaufen. Überhaupt gehen die so sorgfáltig abgegrenzten Interventionen zur Blockierung der linken Hemispháre mehr oder weniger ineinander über. Dennoch sind die therapeutischen Eingriffe , genau wie bei Watzlawick, einzeln vorgestellt worden, und werden auch bei der nachfolgenden Analyse als Einzelelemente verwendet. Mit der auf den letzten Seiten vorgenommenen Aufstellung von Kriterien ist eine bewuBte Auswahl getroffen worden unter der Füllé des vorhandenen Materials. Es war nicht mein Ziel, das Buch "Die Möglichkeit des Andersseins" zu referieren, sondern ich wollte und mufíte den Versuch unternehmen, eine eigene psycholinguistische Kurzgrammatik zusammenzustellen, da ich mich auf keinerlei andere Grundlage stützen kann. Dabei lieli es sich nicht vermeiden, dali groBe gedankliche Passagen aus der Vorlage übernommen werden muBten. Es ist auch der Versuch gemacht worden, die recht weitschweifige Darstellung Watzlawicks zu komprimieren und eigene Anschauungen und Zusammenhánge, die nicht in dieser Form aus der Vorlage stammen, mit einzubringen, ja auch auf die Unklarheiten der Ausführungen meiner Vorlage Bezúg zu nehmen. Es soil nun versucht werden, mit dieser Aufstellung zu arbeiten, und damit ihre Tragfáhigkeit nachzuweisen. 32

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