ARHIVSKI VJESNIK 10. (ZAGREB, 1967.)

Strana - 30

Den Kordon konnte er nur mehr so passieren, dass er sich als Begleiter vorerwähnter Damen ausgab. Er erzählte ferner, dass sich Fregattenkapitän Pokorny erschossen habe, da sich dessen Leute weigerten dem Befehl — auszulaufen —nachzukommen 3 . Auf der Strasse zur Eisenbahnstation sah er in den Strassengräben Land­sturmtruppen, welche anscheinend gegen die Matrosen vorgiengen. Auf einer Eisenbahnstation in Bosnien mussten sie umsteigen, da dort knapp vorher ein Eisenbahnunglück geschehen war, ebendaselbst wäre ein Transport Kaiserschützen eingetroffen, welcher angeblich nach Gruda 4 zu fahren hatte. Ausserdem erzählte der Marinegagist noch andere mehr oder weniger belanglose Details an welche ich mich nicht mehr zu erinnern vermag. Oberleutnant Appel gab nun zum Schlüsse noch Folgendes an: Am 5. d. M. fuhr ich mit einem Linienschiffsleutnant von Prag nach Wien. Diesser erzählte mir er sei Kommandant eines U-Bootes im Mittelmeer gewesen und sei erst am 1. d. M. auf einen 6 wöchigen Urlaub gekommen zu seiner Ueberraschung aber bereits am 3. zufolge telegraphischen Befehles wieder einberufen worden. Bei den Mitteilungen des Marinegagisten über die angebliche Revolution fiel mir dies sofort ein, daher mussten mir dessen Erzählungen als nicht ganz unglaublich erscheinen, umsomehr als sie dieser sehr überzeugend vortrug und auch die beiden anderen Mitreisenden Obit. d. R. Dr Karl Boresch und Fähnrich Heinrich Hüttel keinen Anlass fanden die Erzählungen des Marine­gagisten anzuzweifeln. Dieser war über alle militärischen Dinge, so auch über das Flugwesen etz. vorzüglich orientiert, so dass mir nicht der geringste Verdacht aufsteigen konnte es event, mit einem Schwindler oder sonst Verdächtigen zu tun zu haben. Erst später sind mir allerdings bei reiflichem Nachdenken Bedenken aufgestiegen und ich erachtete es daher als meine Pflicht über diesen Vorfall dem M. K. Meldung zu erstatten 5 . Der Marineangehörige, der sich als Marinegagist Hess oder ähnlich vor­stellte, erwähnte nebenbei er habe die Absicht vorerst etwa eine Woche in Prag zu verbleiben um dann nach Nürnberg zu fahren wo er eine Kanzlei habe. Er habe sich auch gelegentlich der Durchreise in Wien aufgehalten, wäre auch in der Marinesektion des K. M. — gewesen um sich dort über sein weiteres Verhalten Befehle zu erbitten, man habe ihm jedoch gesagt er könne einstweilen ruhig auf Urlaub fahren im Bedarfsfalle würden ihm schon recht­zeitig die ihn betreffenden Befehle zukommen. Schliesslich erzählte er, er wäre in der Marinesektion auch zum Admiral vorgelassen worden, welchem er detailliert über alle Vorgänge bei der Flotte in der Bocche Bericht erstatten hättet Prilog III Protokoll aufgenommen im Präsidium der k. k. Polizeidirektion in Prag H. St. mit Herrn Oblt. Karl B o r e s c h, Oblt. im Schützenregimente 32, Prag-III, Brückengasse 55. 30

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