ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)

Strana - 202

Auch in der Folge, bis in die spätesten Nachtstunden wurden sowohl ich, als auch der Stabschef, Schiffskornmandant und einzelne Stabspersonen, teils mündlich, teils durch heimliches Zustecken von Zetteln und Briefen seitens loyaler Leute über die Vorgänge und die Stimmung unter der Bemannung im Laufenden erhalten. Insbesondere waren Einjährig-Freiwilliger Stabmaschinenwärter Karl FARKAS und Musikmeister Mathias JERABEK, Quartiermeister M.V.M. Ludvig POCZEK und Einjährig-Freiwilliger Stabseletktrowärter Karl SRNA und Matrose Eduard KUGLER unter eigener Lebensgefahr ununterbrochen bemüht, mit dem Stabe in Kontakt zu bleiben, über alle Vorgänge zu orientieren und die Mannschaft im günsti­gen Sinne zu beeinflussen. Matrose KUGLER musste sich einmal eine Viertelstunde in der Stabschefkabine versteckt halten. Matrose 3. Klasse Arpad FRANK versah unnunterbrochen den Telephondienst und verstand es, obzwar bewacht, fast sämtliche Telephondepeschen dem Lmienschiffs­leutnant DUIMICH zuzustecken und viele, der für die Meuterer einlangenden De­peschen unbemerkt zu vernichten. Bootsmann Telegraphenmeister Franz MORD und Matrose Valentin SAMAR­DZIA hatten, wie schon an früherer Stelle erwähnt, durch teilweise Zerstörung der Radioanlage vorzügliche Dienste geleistet. Am späten Abend erzählten bereits die treuen Elemente, dass das Verschwinden der gesamten Torpedoflottille und S.M.S »Novara« eine tiefe Niedergeschlagenheit unter den Meuterern hervorgerufen habe und dass auch S.M.M. »Kaiser Karl VI.« und Spitalschiff »Afrioa« bereits den Ankerplatz verlassen haben. Ebenso erzählten sie, dass von den Meuterern Depeschen an die sozialistische Partei des österreichischen Abgeordnetenhauses nach Wien und an die Partei des Grafen KAROLY nach Budapest abgegeben wurden und steckten dem Stabe Abschrif­ten der Depeschen zu. Beilagen 15, 16, 17. Auch versuchten sich die Meuterer mit den in Bereitschaft Hegenden Truppen in Verbindung zu setzen (Beilage 18). Gleichzeitig wurde dem Stabschef für den Schiffskommandanten beiliegender Brief (Beilage 19) durch Musikmeister JERABEK zugesteckt. In diesem Momente war es mir klar, dass die Situation eine bedeutende Wendung zum Bessern genommen hatte und dass Aussicht bestand, am nächsten Morgen mit Unterstützung der treuen Mannschaft der Bewegung Herr zu werden. Die Nacht verlief ruhig. Um 7 V2 h früh wurde die Nachricht überbracht, dass die III. Division in Sicht sei und bald darauf, dass sie in den Golf von Cattaro einlaufe. Gleichzeitig meldeten die treuen Elemente, dass um 9 h eine Abstimmung der gesamten Mannschaft über das weitere Verhalten stattfinden werde, die Deutschen, Ungarn und ein Teil der Kroaten seien vollkommen auf Seiten der Offiziere und der Erfolg sei sicher. Gerüchtweise verlautete, dass für 10 h a. m. ein Ultimatum des Kriegshafenkom­mandos gestellt sei, falls bis dahin nicht Ordnung herrsche, dass Feuer auf die meutern­den Schiffe eröffnet werde. Die Zeit bis 9 h verwendete der gesamte Stab, soweit es die beschränkte Bewe­— 202 —

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