ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)

Strana - 193

auf das achtere Freideok und über Steuerbord zur Tür des mittleren Oberdecks; als ei das Gewehr anlegen. Im nächsten Augenblicke krachte der Schuss und pfiff die Kugel dieselbe passierte, sah er einen bei der Stiege auf die vordere Brücke stehenden Mann beim Kopf des Schiffskornmandanten vorbei. Da dieser auch heftigen Lärm in der Batterie hörte, eilte er über die achtere Stiege in dieselbe und prallte daselbst mit einer bewaffneten Menge zusammen, die im Begriffe war, gegen Adrniralsvorraum zu stürmen. Korvettenkapitän Rudolf von FÖRSTER wajcher in die Batterie geeilt und sofort von einer mit Gewehren und Bajonetten bewaffneten Meute von ca. 20 Mann umringt war und von ihnen bedroht wurde, sowie die übrigen aus den Messen herbei geeilten Stabspersonen trafen ebenfalls hier zusammen. Der Schiffskommandant brachte die Leute zum Stehen und trachtete sie, an deren Spitze Matrose 2. Klasse Anton GRABAR (Parenzo) (2) brüllend das Wort führte zur Vernunft zu bringen. Die Leute verlangten stürmisch nach Frieden und Entlassung in die Heimat. Die Stimmung derselben war äusserst gereizt. Unterdessen dauerte der Tumult auf Deck ununterbrochen an. Die meuternde Menge schoss zunächst sowohl von der Batterie aus durch die verschlossenen Türen, als auch von Deck aus durch >die Glaslinsen der Oberlichtluken in die Offiziersmesse, ohne jemanden zu verletzen, stürmte hierauf in dieselbe und zertrümmerte das gesam­te am Tische befindliche Speiseservice. Gleichzeitig wurden auf Deck die Linsen der Oberlichtluken, Glasscheiben etz mit Äxten und Gewehrkolben zertrümmert und be­wegliche Gegenstände, u. a. der Tumbock, einige Rettungsringe, Deckloggbuch etz. über Bord geworfen. Der Sanitätschef, Marinenstabsarzt Dr. Rudolf KOBAL, war auf die ersten Schüsse hin sofort auf Deck geeilt und rief, als er Korvettenkapitän v. ZIPPERER blutend auf Deck liegen sah, nach Verwundeten transport — doch erschien ein solcher nicht; während nun Stabsarzt Dr. KOBAL ins Bordspital ging und in Abwesenheit sämtlicher Krankenwärter, welche trotz Rufens nicht erschienen waren, alles vorbereitete, wurde Korvettenkapitän von ZIPPERER vom zweiten Arzt S.M.S. »Kaiser Karl VI.«, welcher für den beurlaubten zweiten Arzt S.M.S. »Sankt Georg« provisorisch hierbords Dienst versieht, im Vereine mit M. Betriebsleiter Alfred DOVlC aufgerichtet und hierauf von beiden Ärzten ins Bordspital getragen. Bei dieser Gelegenheit wurden gegen die Schüsse abgefeuert und schwere Gegenstände, wie Spritzrohre etz. nachgeworfen, ohne sie jedoch zu verletzen. Underdessen war auch der Maschinenmeister, Ober-Stabsmaschinenwärter Albin MEYER, von Oberheizer Mate OSTOJIĆ durch einen Brustschuss verletzt worden und erhielt auch ein Matrose einen Zufallstreffer in den Unterschenkel. Die Genann­ten, sowie Korvettenkapitän von ZIPPERER wurden mit Einverständnis der Meu­terer auf das Spitalschiff »Africa« gebracht, während jeder sonstige Bootsverkehr von ihnen unterbrochen worden war. Am Fockmast S.M.S. »Gäa«, »Sankt Georg«, »Kaiser Franz Joseph I.« wurden rote Flaggen gehisst und dieses Beispiel sukzessive von den meisten der übrigen Einheiten nachgeahmt, so dass zu Mittag des 2. 1. M. sämtliche Einheiten rote Flag­gen gehisst hatten. Ebenso führten sämtliche Boote rote und weisse Flaggen. Die Heakflagge blieb auf sämtlichen Einheiten unberührt. — 193 —

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